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In Deutschland sind schon einige Worte erfunden worden, die anschließend um die Welt gingen. Nach „Kindergarten“ und „Zeitgeist“ hat es nun die „Energiewende“ geschafft. Deutschland gilt bei erneuerbaren Energien als Vorreiter. Ihr Anteil hat in diesem Jahr erstmals die 25-Prozent-Marke bei der Stromerzeugung geknackt. Der weitere Ausbau von Photovoltaik und Windkraft wird nicht aufzuhalten sein, auch wenn die Bundesregierung mit vielen Mitteln versucht, diesen auszubremsen.
Wissenschaftler vom Fraunhofer ISE liefern nun erstmals belastbare Zahlen, was eine komplette Umstellung der Strom- und Wärmeerzeugung auf regenerative Energien bis zum Jahr 2050 kosten würde. Das System ist komplex, was auch erklärt, warum sich so viele Interessengruppen über die Energiepolitik streiten. Wie viel Photovoltaik oder Offshore-Wind sollen es denn sein? Welche Leitungen und Speichersysteme werden benötigt? Wie weit wird die energetische Gebäudesanierung fortgeschritten sein? Die Wissenschaftler aus Freiburg haben versucht, diese Fragen zu beantworten. Sie haben mehrere Szenarien durchgerechnet und jährliche Kosten für den Erhalt und Betrieb des jeweiligen Systems ermittelt. Ihr erstaunliches Ergebnis: Der Strom muss im Jahr 2050 in Deutschland nicht teurer sein als heute und kann trotzdem zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen (Seite 16).
In ihrem Energieszenario rechnen die Forscher bis Mitte des Jahrhunderts mit einer installierten Photovoltaikleistung von rund 200 Gigawatt. Die meisten Anlagen werden dabei auf Dächern installiert sein. Zwar sind in Deutschland in den vergangenen Jahren auch sehr viele Solarparks gebaut worden, aber politisch gewollt sind eher die kleinen Dachanlagen. Der Markt für Freiflächenanlagen beginnt sich entsprechend zu verlagern. In Europa besteht zwar nach wie vor eine große Nachfrage, aber Asien und die USA holen auf. Die Rangliste der größten Projektierer spiegelt diesen Trend klar wider. Immerhin fünf Firmen aus China haben den Sprung unter die ersten 15 geschafft. Viele deutsche Projektierer haben derweil an Boden verloren (Seite 32).
Hierzulande steht aber nicht mehr allein die Installation einer Photovoltaikanlage im Vordergrund. Immer mehr Menschen entscheiden sich auch für ein Speichersystem. Dabei denken sie nicht unbedingt an die Zukunft der Energieversorgung, sondern eher an ihre eigene. Eine vierköpfige Familie aus Bayern sieht ihre Investition in ein Speichersystem als eine Art Altersvorsorge. Sie reduziert damit ab sofort die laufenden Kosten und spart Geld. photovoltaik hat die Installation eines Speichersystems begleitet. Dabei wird deutlich, dass es viele Details zu beachten gilt, um ein Speichersystem fachgerecht ins Hausnetz zu integrieren (Seite 55). Speichersysteme sind essenziell, wenn die Energiewende in Deutschland gelingen soll. Sollte es die Politik wirklich schaffen, den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien hierzulande abzuwürgen, so würde sie dennoch den weltweiten Siegeszug des Wortes „Energiewende“ nicht mehr aufhalten können.
Sandra Enkhardt Verantwortliche Redakteurin