Um das Klimaschutzziel zu erreichen, müssen 87 Millionen Tonnen Kohlendioxid bis 2020 eingespart werden. Experten fordern die Produktion von Kohlestrom stark zu mindern. Denn die Folgekosten sind hoch.
Deutschland kann sein Klimaschutzziel nur noch erreichen, wenn es die Verstromung von Braun- und Steinkohle deutlich reduziert. Darauf weist Agora Energiewende nach einer Auswertung mehrerer Studien hin. „Alle vorliegenden wissenschaftlichen Gutachten kommen zu dem Ergebnis, dass zwar im Bereich Gebäudesanierung und Verkehr erhebliche weitere Anstrengungen möglich und notwendig sind, diese aber keinesfalls ausreichen können, um die Klimaschutzlücke zu schließen“, heißt es in einem Hintergrundpapier des Berliner Denklabors. Bis 2020 soll Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung 40 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990.
Der Analyse zufolge müssen die jährlichen Emissionen bis 2020 um gut 200 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Vergleich zu 2013 sinken. Durch die bisherigen Pläne, insbesondere im Bereich der Ökoenergien, sind bisher gut die Hälfte gesichert – nämlich 114 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Dadurch sind 87 Millionen Tonnen weiter ungedeckt. „Diese Lücke kann nur geschlossen werden, wenn die Kohleverstromung vermindert wird“, betont Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Hierdurch könnten Emissionen in Höhe von rund 50 Millionen Tonnen im Jahr vermieden werden. Zum Vergleich: Die Menge entspricht in etwa dem jährlichen Kohlendioxidausstoß der beiden größten Braunkohlekraftwerke des Landes – oder der elf größten Steinkohlekraftwerke.
Folgekosten: 140 Euro je Megawattstunde
Anfang des Monats hatte eine Studie im Auftrag der EU-Kommission deutlich gemacht, dass die Verbrennung von Kohle je Megawattstunde 140 Euro Folgekosten wegen der sozialen und gesundheitlichen Schäden sowie Folgen für den Klimawandel verursacht. Derzeit gibt es mehrere Instrumente, um die Kohleverstromung zu reduzieren. „Eine deutliche Erhöhung des Kohlendioxidpreises im Rahmen einer Reparatur des Emissionshandels, die Reduktion des Stromverbrauchs oder die Stilllegung einzelner Kraftwerksblöcke sind drei von mehreren Möglichkeiten zur Schließung der Klimaschutzlücke“, sagt Graichen. Der Preis für ein Verschmutzungszertifikat liegt an der Strombörse Leipzig derzeit bei rund sechs Euro pro Tonne. (nhp)