Die Schweizerische Dachorganisation der erneuerbaren Energien AEE Suisse sieht gerade angesichts des starken Franken gute Chancen, jetzt die Energiewende voranzutreiben. Strom kostet derzeit so wenig wie nie zuvor und die Zinsen sind niedrig.
Die Schweizerische Agentur für Erneuerbare Energien (AEE Suisse) kritisiert heftig den Vorschlag des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse, angesichts der Aufwertung des Schweizer Franken die Energiewende auszusetzen. „Es scheint so, als hätten die Gegner der Energiewende, allen voran Economiesuisse, SVP und Teile der FDP nur darauf gewartet“, schimpfen die Vertreter der Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. „Die Freigabe des Frankenkurses gegenüber dem Euro liefert den Widersachern der Energiestrategie 2050 den Vorwand, eine radikale Abkehr von der Energiewende zu fordern.“ Tatsächlich hatte der Wirtschaftsverband in einem aktuellen Dossier vorgeschlagen, die Energiewende auszusetzen, bis der Schweizer Franken wieder niedriger bewertet wird. Economiesuisse argumentiert, dass dadurch die Exporte ins Ausland teurer werden und die Wirtschaft die Mehrbelastungen durch die Energiewende nicht auch noch tragen könne. Für die AEE Suisse ist es völlig kurzsichtig, die Energiewende als unnötige Zusatzbelastung der Wirtschaft abzutun. Die Wirtschaftsvertreter verkennen die Tatsache, dass das Energiesystem in weiten Teilen Europas umgebaut wird und sich die Schweiz nicht einfach heraushalten kann.
Wirtschaft finanziert Energiewende kaum mit
Die Stärke der Schweizer Währung sei vielmehr eine kostengünstige Ausgangslage, die Energiewende verstärkt vorwärts zu treiben. Schließlich sinken die Strompreise an der Börse durch den Ausbau der erneuerbaren Energien genau zu den Zeiten, in denen die Unternehmen am meisten Strom brauchen. Da der größte Teil der kleinen und mittleren Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100 Megawattstunden ihren Strom direkt auf dem freien Markt kaufen, profitieren sie nicht nur von diesen sinkenden Stromhandelspreisen, sondern auch davon, dass sie den Strom im Ausland wegen der starken Schweizer Währung vergleichsweise billig bekommen. Zudem sind die energieintensiven Unternehmen ohnehin von der Finanzierung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) weitestgehend ausgenommen. Dies gilt für Unternehmen, die eine Stromintensität von mindestens fünf Prozent gemessen an der gesamten Wertschöpfung haben.
Niedrige Kapitalkosten sind gut für die Energiewende
Einen dritten Grund, gerade jetzt an der Energiewende festzuhalten, sehen die Branchenvertreter in der Stimulation des Binnenmarkts. Immerhin schaffen die erneuerbaren Energien tausende von Arbeitsplätzen und steigern den Export des Landes. Außerdem sind gerade jetzt die Projekte durch die geringen Kapitalkosten zinsgünstig finanzierbar. „Insgesamt betragen die Kosten des Umbaus der Energieversorgung einen Bruchteil des möglichen wirtschaftlichen Nutzens und Wachstums“, betonen die Vertreter der AEE Suisse.
Fossile haben bald keine Chance mehr am Markt
Sollte die Energieversorgung wie von Economiesuisse weiter auf der Verbrennung fossiler Quellen beruhen, würde sich die Wirtschaft nicht nur enormen Preisschwankungen aussetzten. Vielmehr geraten dann die Stromerzeuger ins Hintertreffen. Weil der regenerative Strom immer billiger wird, haben dann die fossilen und atomaren Kraftwerke an den europäischen Märkten zukünftig immer geringere Chancen, ihren Strom zu verkaufen. (su)