Die Dachorganisation der 16 Verbraucherzentralen hält eine EEG-Umlage auf selbstgenutzten Solarstrom für unsinnig. Holger Krawinkel ist der Energieexperte des Verbandes. Im Interview mit dem Fachmagazin photovoltaik erklärt er, warum er keine Strompolizei möchte. Anders ließe sich der Eigenverbrauch kaum ermitteln.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat ausgerechnet, wie sich die von Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) ins Spiel gebrachte Umlage auf die PV-Eigenerzeugung bei den privaten Haushalten auswirken würde. Heraus käme eine Entlastung von 75 Cent pro Jahr. Die Bundesregierung habe vorgesehen, dass es eine Bagatellgrenze von zehn Megawattstunden pro Jahr geben soll. „Das entspricht einer kleinen Photovoltaikanlage mit rund zehn Kilowatt Leistung“, rechnet Holger Krawinkel vor. Er leitet den Geschäftsbereich für Verbraucherpolitik bei der Verbraucherzentrale Bundesverband und ist Mitglied der Geschäftsleitung.
Im Interview mit photovoltaik erklärt er, warum es keinen Sinn macht, den Eigenverbrauch von Ökostromanlagen mit der EEG-Umlage zu belasten. „Das wäre so, als würden sie für Ihre selbstgezüchteten Tomaten aus dem Garten eine Abgabe zahlen müssen. Oder Gebühren für einen Komposthaufen, weil sie weniger Abfälle an die kommunale Entsorgung abgeben“, vergleicht Krawinkel. Der Verbraucherschützer sieht dann vor allem netzparallele Anlagen entstehen: „Ich denke, die Leute und die Unternehmen werden in diesem Fall vor allem Solaranlagen bauen, die überhaupt nicht mehr am Netz sind.“ Um die Umlage dann zu ermitteln, bräuchte man wirklich eine „Strompolizei“. Das sei einfach Unfug. „Man sollte die Photovoltaik und die Batterietechnik einfach laufen lassen, diese Technologien werden so attraktiv und kommen von allein in Gang“, betont er.
Gute und schlechte Anlagen
Krawinkel halte die EEG-Umlage generell für problematisch, auch bei großen Anlagen zur Eigenstromversorgung von Kommunen oder im Gewerbe. Man müsste zumindest zwischen „guten“ und „schlechten“ Anlagen unterscheiden, sagt er und ergänzt, dass beispielsweise erneuerbare Erzeugung und KWK ausgenommen werden müssten.
Auch die von der Bundesregierung vorgegebene Zielmarke für die Photovoltaik von 2,5 Gigawatt pro Jahr sieht Krawinkel kritisch: „Aus Kostengründen braucht man den Ausbau nicht deckeln, das halte ich für verfehlt.“ Großen Photovoltaikanlagen und Onshore-Windkraft würden auf durchschnittlich neun Cent je Kilowattstunde kommen. Das seien fünf Cent mehr, als der Preis an der Energiebörse, der derzeit um vier Cent liegt. „Diese fünf Cent sind es, die man noch abfangen müsste“, sagt Krawinkel. Die seien jedoch nicht für die EEG-Umlage relevant. Bei einem Zubau von zehn bis zwölf Terawattstunden pro Jahr koste das nur 0,15 Cent pro Kilowattstunde oder 5 bis 6 Euro je Haushalt. (Niels Hendrik Petersen)
Das komplette Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe des Fachmagazins photovoltaik, das am 6. März erscheint.