Die Internationalen Energie Agentur prognostiziert in ihrem Flagschiff, dem World Energy Outlook, eine hohe und langfristige Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Für den Klimawandel und die Erderwärmung wäre das Fatal. Staaten subventionierten fossile Brennstoffe 2012 insgesamt mit mehr als 500 Milliarden US-Dollar.
Die Internationale Energie Agentur (IEA) mit Sitz in Wien veröffentlichte gestern den neuen World Energy Outlook 2013, das Leitmedium der Energiebranche. Der kommt aus klimapolitischer Sicht einem Warnruf an die internationale Staatengemeinschaft gleich. „Immer noch werden 82 Prozent der globalen Energieversorgung durch fossile Energieträger gedeckt“, sagte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des österreichischen Klima- und Energiefonds.
Auch für 2035 errechnet die IEA, dass weiterhin drei Viertel des steigenden Energiebedarfs auf Basis von Öl, Kohle und Gas abgedeckt werden wird. Laut Bericht bedeutet dieser Pfad einen weiteren Anstieg der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent und eine globale Temperaturerhöhung um 3,6 Grad Celsius. Mit verheerenden Folgen für Mensch und Natur, wie der erst kürzlich veröffentliche IPCC-Bericht des Uno-Klimarats unterstreicht. „Eine rasche Trendwende ist dringend notwendig, wenn das zwei-Grad Celsius Ziel der internationalen Staatengemeinschaft erfüllt werden soll“, so Höbarth. Derzeit tagt der UN-Klimagipfel in der polnischen Hauptstadt Warschau.
Neuer Subventionsrekord
Trotz der bedrohlichen Szenarien berechnet die IEA, dass die Subventionen und Steueranreize für fossile Energieträger weiter gestiegen seien. Die neue Rekordmarke von 544 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 stellt eine weitere klare Steigerung im Vergleich zu den 523 Milliarden US-Dollar in 2011 dar. Schon im Jahr davor stiegen die Subventionen um rund 30 Prozent. Anstatt die Priorität bei der überfälligen Förderung von Energieeffizienz und erneuerbarer Energieträger zu setzen, werde so weiter der Einsatz von Öl, Kohle und Gas durch öffentliche Mittel angekurbelt.
Zugleich zeigt der World Energy Outlook 2013 klar auf, dass die Ära des billigen Öls vorbei ist. Die im Bericht dargestellten Anstiege der nicht-konventionellen Öl- und Gasförderung sind nur bei entsprechend hohen Öl-Weltmarktpreisen kostendeckend möglich. Die signifikante Steigerung der Fördermengen durch Schieferöl wird auch von der IEA nur als temporäres Phänomen gesehen. Der im Vorjahr ausgerufene „Shale Boom" werde so deutlich relativiert. Die Abhängigkeit vom Öl des Mittleren und Nahen Ostens bleibt jedenfalls erhalten, insbesondere nach 2025. Die IEA geht zwar von einer signifikanten Produktionssteigerung von Tiefsee-Öl aus Brasilien und Ölsanden, Schwer- und Schwerstöl-Abbau aus. Diese Produktionssteigerungen sind allerdings mit extremen Umweltschäden verbunden. „Der World Energy Outlook macht deutlich, dass der „Weiter-wie-bisher“-Weg in der Energieversorgung nicht länger tragbar ist", sagte der Geschäftsführer von Erneuerbare Energie Österreich, Jurrien Westerhof. (nhp)