Die Hälfte der weltweiten Stromversorgung kann bis 2050 allein mit Photovoltaik abgedeckt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Potenzialstudie der Photovoltaik. Damit steigen die Zubauprognosen um das Dreifache der bisherigen Annahmen.
Bis zur Hälfte der Stromversorgung mit Photovoltaik abdecken – laut einer aktuellen Studie des Mercator Research Instituts (MCC) ist das bis 2050 durchaus realistisch. Die Berliner Analysten halten zumindest einen Anteil der Photovoltaik von 30 Prozent an der gesamten Stromversorgung für das Minimum, das die Branche erreichen kann – auch wenn der weltweite Stromverbrauch weiter steigen sollte. Damit liegen die Berliner Forscher um das Dreifache über den Prognosen, die der Weltklimarat IPCC bisher ausgegeben hat. Als Grund für die positive Prognose nennen die Analysten, dass die Kosten für die Solarenergie stärker gesunken sind als vorher angenommen.
Photovoltaik wird weltweit wichtigste Stromquelle
Für die Zukunft gehen die Forscher von weiteren Kostensenkungen aus. In den vergangenen Jahren sind diese jeweils um 20 Prozent gesunken, wenn sich die installierte Leistung verdoppelt hat. „In unseren Laboren und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen gibt es zahlreiche vielversprechende Ideen“, betont Jan Christoph Goldschmidt, Leiter des Teams „Neuartige Solarzellenkonzepte vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE), das an der Erstellung des MCC-Berichts beteiligt war. „Unsere Studie zeigt: Mit realistischen Annahmen wird die Photovoltaik weltweit die wichtigste Stromquelle werden – zumindest wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen und auf die günstigen Technologien setzen.“
Strommärkte modernisieren
Für die Politik ergeben sich daraus weitere Herausforderungen, aber auch riesige Chancen, betonen die Analysten von MCC. Einerseits müssen sie bei einem solchen Wachstum der volatilen Stromerzeugung für Netze sorgen, die der dezentralen Energiewende gewachsen sind. Außerdem müssen die Entscheider dafür sorgen, dass mehr Stromspeicherkapazitäten errichtet werden. Andererseits werden die Länder unabhängiger von risikoreichen Technologien wie die Atomkraft und erreichen trotzdem die Klimaschutzziele, die in Paris vereinbart wurden. „Um die Möglichkeit der Solarenergie voll auszuschöpfen, sollten die Industrieländer – vor allen die G20 – jetzt die Regularien für Elektrizitätsmärkte modernisieren und Technologien für neue Speichermethoden fördern“, sagt Felix Creutzig, leitender Autor der aktuellen MCC-Studie „Landnutzung, Infrastruktur und Transport“.
Aktuelle Daten einbezogen
Um das Potenzial der Solarenergie zu errechnen, haben die Analysten ein Computermodell genutzt, das vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) entwickelt wurde. Allerdings haben sie die Kosten für den Netzausbau, die Speicher und die Integration von Solaranlagen ins Netz detaillierter berücksichtigt und das Programm mit den aktuellen Daten den bisherigen Photovoltaikausbaus und der daraus resultierenden Preissenkungen für Solarstrom gefüttert. Da diese stärker sind als bisher angenommen, ergibt sich auch ein viel höheres Potenzial für den Photovoltaikzubau.
Neben dem Fraunhofer ISE und MCC waren auch die Forscher des PIK und der University of Wisconsin an der Erstellung des Berichts beteiligt. (su)