Die Integration von Solar- und Windenergie in das Stromversorgungssystem hängt entscheidend vom Design ab, wie Strom vermarktet wird. Der Weltenergierat fordert die Regierungen der einzelnen Staaten auf, entsprechende Rahmenbedingungen zu entwickeln, um dem Fakt gerecht zu werden, dass die Stromversorgung in absehbarer Zeit aus volatilen Quellen getragen wird.
Der Weltenergierat fordert im Vorfeld des im kommenden Monat in Istanbul stattfindenden Welt Energie Kongresses die Regierungen der einzelnen Länder auf, die notwendigen Rahmenbedingungen für die Integration von erneuerbaren Energien in das Stromsystem zu schaffen. Dazu gehören vor allem die Schaffung eines entsprechenden Marktdesigns. Dieses ist immer noch auf die alte Energiewelt abgestimmt, in der Strom zentral in Großkraftwerken produziert und dann verteilt wird. Die Realität verändert sich aber rapide. Allein im vergangenen Jahr wurden 154 Gigawatt neue Anlagenleistung zur Produktion von Ökostrom errichtet. Im gleichen Zeitraum wurden 97 Gigawatt konventionelle Kraftwerksleistung zugebaut.
Rahmenbedingungen sind entscheidend
Das Marktdesign hinkt aber diesem Wandel im Energiesystem hinterher. Das wiederum verhindere die Integration der volatilen Stromerzeugung mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen. „Der Erfolg bei der Entwicklung volatiler erneuerbarer Energien und ihrer effizienten Integration in die Stromsysteme hängt maßgeblich vom Marktdesign und dem regulatorischen Rahmen ab, sowie von einer umfassenden Regionalplanung, um Engpässe zu vermeiden“, betont Christoph Frei, Generalsekretär des Weltenergierates, und verweist auf einen aktuellen Bericht seiner Organisation, wie die Integration der volatilen erneuerbaren Energien gelingen können. „Wir haben den kritischen Punkt der Energiewende überwunden“, betont Frei. „Die Umsetzung technisch und wirtschaftlich stabiler Richtlinien, unterstützt durch eindeutige Signale beim CO2-Preis, ermöglicht diesen Wandel und bringt uns einen Schritt näher, die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen.“
Solar und Wind mit kräftigem Wachstum
In ihrem Bericht identifiziert der Weltenergierat eine ganze Reihe von Hürden, die abgebaut werden müssen, um die Solar- und Windstrom besser in das Gesamtsystem zu integrieren. Schließlich sind dies die beiden Technologien, die in den vergangenen Jahren mit riesigen Wachstumsraten aufwarten konnten. So wurden in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr 51 Prozent mehr Photovoltaikanlagen weltweit aufgebaut als im jeweiligen Vorjahr. Die Wachstumsrate der Windkraft betrug in den letzten zehn Jahren immerhin 23 Prozent. Dieses riesige Marktwachstum führte zu einem drastischen Rückgang der Stromgestehungskosten für diese beiden Technologien, so dass der Ausbau von Solar- und Windenergieanlagen schon aus rein wirtschaftlichen Gründen vorangetrieben werden sollte.
System auf Erneuerbare ausrichten
Um die beiden Technologien besser zu integrieren, muss aber neben der Umgestaltung des Marktdesigns noch mehr passieren. So sollten größere Regelzonen geschaffen werden, um die Auswirkungen von Variabilität und Lastprognosefehlern besser ausgleichen zu können. Das senkt auch die Systemausgleichskosten. Außerdem sollte das gesamte Marktdesign stärker verschiedene Erzeugungstechnologien gleichermaßen berücksichtigen, um so eventuelle Prognosefehler bei der Erzeugung besser zu streuen. Zudem sollten die Solar- und Windkraftanlagen stärker zur Erbringung von Systemdienstleistungen herangezogen werden. Zudem sollte die Planung und Vermarktung auf kürzere Zeiträume ausgerichtet werden.
Aber auch die Branchen der Erneuerbaren sind gefragt. Sie müssen ihre Lösungen entsprechend weiterentwickeln, so dass sie perspektivisch das Gesamtsystem bestreiten können. Dazu identifiziert der Weltenergierat vor allem eine Verbesserung der Wetterprognosen, Lösungen für ein aktives Lastmanagement und die Weiterentwicklung der Speichertechnologien als Hauptaufgaben der Branchen. (Sven Ullrich)