Der BDEW fordert, dass die Steuerbelastung von Ökostrom gesenkt und die EEG-Umlage aus Steuermitteln finanziert wird. Dies ist ein Weg, die Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Verkehr voranzubringen.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schlägt vor, den Strompreis für so weit von Steuern und Abgaben zu entlasten, dass er auch im Wärmesektor konkurrenzfähig wird. „Die Nutzung erneuerbarer Energien im Verkehrs- und im Wärmesektor bietet erhebliche CO2-Einsparpotenziale“, betont Johannes Kempmann, Präsident des BDEW auf einer Veranstaltung anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Verbandes. „Heben lässt sich dieses Einsparpotenzial aber nur, wenn das Produkt Strom in diesen Sektoren auch wettbewerbsfähig wird. Nach der Bundestagswahl sollte eine neue Bundesregierung deshalb die Stromsteuer auf das zulässige Minimum senken. Zudem sollte die ‚Besondere Ausgleichsregelung‘ im Erneuerbare-Energien-Gesetz steuerfinanziert werden.“
Wärmebranche fordert niedrige Strompreise
Tatsächlich ist das immer noch ein Hinderungsgrund für den Umstieg beispielsweise auf eine Wärmepumpe. Das moniert der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) schon seit Jahren. Während sich die Beschaffungspreise von Strom, Erdgas und Heizöl kaum unterscheiden, ist die Steuerbelastung des Stroms gut vier Mal so hoch wie die des Erdgases oder des Heizöls. Dazu kommen noch die Netzentgelte, die beim Heizöl ganz wegfallen. Beim Erdgas sind sie etwa nur halb so hoch wie beim Strom. Letzterer wird dann zusätzlich noch mit staatlichen Umlagen belastet, die für fossile Energieträger nicht anfallen. Allerdings wäre hier eine geringere Belastung vor allem des Ökostroms zukunftsweisend. Denn der Effekt, Kohle- oder gar Atomstrom zu verheizen oder zu verfahren, auf die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes ist viel geringer als wenn dies mit Strom aus erneuerbaren Energien geschieht.
Abgaben streichen
Die Idee der Steuerfinanzierung der Energiewende wird nicht zum ersten Mal in die Runde geworfen. Tatsächlich hat sie ihren Charme. Denn dann könnte man die gesamten Kosten für die Energiewende im Steuertopf verstecken, so wie dies seit Jahren mit den üppigen Subventionen für die konventionelle Energieversorgung getan wird. Den Gegnern der Energiewende würde das Totschlagargument abhanden kommen. Gleichzeitig würde das den Strompreis massiv entlasten und er wäre gegenüber Erdgas und Heizöl, Diesel oder Benzin wettbewerbsfähiger. Allerdings hätte zu billiger Strom einen negativen Effekt auf die Bestrebungen, Energie zu sparen und damit den Stromverbrauch im Zaum zu halten.
Überschussstrom als Gas oder Wärme speichern
Wenn Ökostrom jedoch preiswerter wäre, könnten die Speicherung des Überschussstroms in Form von Wasserstoff oder Wärme schneller vorankommen, so das Argument der Branchenvertreter vom BDEW. „Ein wettbewerbsfähiger Strompreis ist auch Voraussetzung dafür, dass Power-to-x-Technologien eine Chance haben“, erklärt Kempmann. „Auf diese innovativen Technologien werden wir angewiesen sein, da eine Vollelektrifizierung der Bereiche Wärme und Verkehr vollkommen unrealistisch ist. So wird der Energieträger Gas weiterhin eine unverzichtbare Rolle im Energiesystem der Zukunft haben“, betont er mit Blick auf die künftige Speicherung überschüssigen Ökostroms in Form von Wasserstoff oder Methan. (su)
Bleiben Sie mit unserem Newsletter stets toppaktuell informiert!