Der deutsche Ökoenergiedachverband legt einen Gegenentwurf zum Papier von EU-Kommissar Oettinger vor. Fazit: Jeder EU-Staat solle verbindliche Mindestziele für den Ausbau der Erneuerbaren und der Energieeffizienz festschreiben.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fordert die Europäische Kommission in einem neuen Positionspapier auf, eine Strategie für eine nachhaltige Energieversorgung zu entwickeln. In dem englischsprachigen Papier „EU Energy Security Strategy – Tackling the causes, not just the symptoms“ spricht sich der BEE dafür aus, möglichst bald den Weg zu einem versorgungssicheren Energiesystem zu beschreiben, das die heimischen Erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt stellt.
Mit dem Papier schafft der BEE einen Gegenentwurf zur Ende Mai von EU-Energiekommissar Günther Oettinger vorgelegten Strategie zur Energieversorgungssicherheit. Diese setzt aus Sicht des BEE zu stark auf Atomkraft und fossile Energien mit umstrittenen Optionen wie Schiefergas und der Speicherung von Kohlendioxid unter der Erde, neudeutsch CCS genannt. Die entsprechende CCS-Gesetzgebung traf bis dato auf starken Widerstand aus den betroffenen Bundesländern und kam nicht zustande. Energiekonzern Vattenfall begrub daraufhin seine Pläne.
Risiken von Lieferengpässen
Fazit des Erneuerbaren-Verbands: Auch Maßnahmen wie größere Gasspeicher, eine Verschiebung der Lieferländer oder Notfallpläne kurieren nur kurzfristig die Symptome. Wer die Risiken von Lieferengpässen auf Dauer minimieren will, muss demnach auf eine Steigerung der Energieeffizienz und vor allem einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren setzen. Ökoenergie schafft Wertschöpfung in Europa, während Erdgas, Öl und Uran zum weit überwiegenden Teil importiert werden müssen – zudem teilweise aus politisch unsicheren Staaten. Besonders große Potenziale lauern noch in der Wärmeversorgung.
Deshalb fordert der BEE: Für jeden EU-Staat sollen verbindliche Mindestziele für den Ausbau der Erneuerbaren und eine Verbesserung der Energieeffizienz festgeschrieben werden. Mitgliedsstaaten, deren Energieversorgung besonders gefährdet ist, sollten eine Mitfinanzierung beim Umbau ihres Systems erhalten, so lautet der BEE-Vorschlag. Diese Investitionen in Innovation und Infrastruktur könnten von der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie aus EU-Strukturfonds und EU-Programmen für Erneuerbare und Energieeffizienz mitfinanziert werden. (nhp)