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Bundesregierung wird Klimaschutzziele verfehlen

Die Bundesregierung wird ihre selbst gesteckten Klimaschutzziele verfehlen, wenn sie die derzeitigen Rahmenbedingungen nicht drastisch ändert. Sowohl der Primärenergieverbrauch als auch der Stromverbrauch werden nicht in dem Maße sinken, wie die Autoren verschiedener Studien prognostizieren.

Bei einer Fortschreibung der aktuellen Rahmenbedingungen wird die Bundesregierung die von ihr selbst gesteckten Klimaschutzziele verfehlen. Sowohl bei der Reduzierung des Primärenergieverbrauchs als auch bei der Entwicklung des Bruttostromverbrauchs werden die Ziele nicht erreicht. Dies ist das Ergebnis einer Metaanalyse zur Entwicklung des Energieverbrauchs in Deutschland. Die Analyse wurde vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien erstellt. Sie vergleicht die Prognosen für die Verbrauchswerte für die Jahre 2020 und 2050 aus 15 unterschiedlichen Studien. „Die größte Relevanz hat dabei die Studie von zu den Szenarien der deutschen Energieversorgung von Joachim Nitsch aus diesem Jahr“, betont Sascha Eckstein vom Wuppertal Institut und Mitautor der Metaanalyse. „Denn sie berücksichtigt die Effekte der EEG-Novelle 2014. Die Nutzung von erneuerbaren Energien ist in dieser Studie ein elementarer Aspekt.“

Primärenergieverbrauch sinkt langsamer als angenommen

Der Vergleich der Studien zeigt, dass unter anderem aufgrund des Ausbremsens der erneuerbaren Energien der Primärenergieverbrauch weniger stark sinken wird als in den vorhergehenden Studien prognostiziert. Dieser liegt laut Nitsch im Jahr 2020 bei 13.000 Petajoule. „Das wäre gegenüber dem Wert von 2008 nur eine Minderung um etwa zehn Prozent und somit eine erhebliche Abweichung gegenüber dem Reduktionsziel der Bundesregierung“, sagt Sachscha Eckstein. Denn die Regierung peilt die Reduzierung um 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008 auf 11.500 Petajoule an. Auch der Primärenergieverbrauch im Jahr 2050 wird mit 10.000 Petajoule deutlich über dem Zielwert der Bundesregierung von 7.200 Petajoule liegen. Frühere Studien, die den Effekt der EEG-Novelle 2014 noch nicht berücksichtigen konnten, gingen von einem Primärenergieverbrauch im Jahr 2050 zwischen knapp 7.000 und gut 8.000 Petajoule aus. Einzig eine Studie des Umweltbundesamtes bestätigt die Prognose von Joachim Nitsch. Die Amtsanalysten errechnen für das Jahr 2050 ebenfalls einen Primärenergieverbrauch von etwa 10.000 Petajoule. Einzige Hoffnung für die Bundesregierung ist, dass alle Studien davon ausgehen, dass der Primärenergieverbrauch bis 2050 zumindest sinken wird.

Stromverbrauch wird steigen

Dies ist beim Stromverbrauch anders. Hier zeigt ein Großteil der Studien, dass dieser bis 2050 steigen wird. Eckstein führt das darauf zurück, dass Deutschland dann ein stromgeführtes Energiesystem haben wird. Schließlich wird der Einsatz von Umweltwärmesystemen wie Wärmepumpen den Stromverbrauch steigern. Dazu kommt noch der steigende Anteil der Elektromobilität und der steigende Stromverbrauch in der Industrie aufgrund des Wirtschaftswachstums. „Mit Blick auf die Treibhausgasemissionen ist dies aber unkritisch, wenn dieser Mehrverbrauch durch den Einsatz von erneuerbaren Energien abgedeckt wird“, betont Sascha Eckstein. „Wenn der Strom vollständig aus erneuerbaren Energien gewonnen würde, könnte der Ausstoß von Treibhausgasen trotzdem um 95 Prozent gegenüber 1990 sinken.“ Insgesamt wird die Bundesregierung aber mit der Fortschreibung der derzeitigen Rahmenbedingungen ihr Ziel verfehlen, den Bruttostromverbrauch bis 2050 um 25 Prozent im Vergleich zu 2008 auf 460 Terawattstunden zu senken. Auch die Erzeugung des in den Studien prognostizierten Mehrverbrauchs durch erneuerbare Energien steht in Frage, wenn die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erzeugungsanlagen nicht drastisch verbessert. (Sven Ullrich)