Vor zehn Jahren herrschte Aufbruchsstimmung in der Schweizer Solarszene: Nach jahrelanger Debatte hatte das Schweizer Parlament im Frühling 2007 endlich die Einführung einer Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild beschlossen.
Kurz darauf traten wir mit der Forderung nach je ein Quadratmeter Kollektor- und Modulfläche pro Einwohner bis 2020 an die Öffentlichkeit. Das Photovoltaikziel hatten wir bereits 2015 erreicht. Unsere damals kühnen Ziele wurden von der Realität überholt.
Dabei stand die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) nach Schweizer Art unter keinem guten Stern: Für Photovoltaik stand nur ein kleines Kontingent zur Verfügung, das nach der Live-Schaltung des Onlineportals sofort ausgeschöpft war. Dennoch setzten immer mehr Bauherren auf die Sonne – nach Fukushima vervielfachten sich die KEV-Anträge. Dies sowie die rasanten Kostensenkungen halfen mit, zusätzliche Kontingente im Parlament loszueisen. 2007 wurden bereits dreimal so viel Photovoltaikleistung wie im Vorjahr installiert. Dieses Jahr werden wir etwa 40 Mal höher liegen als vor zehn Jahren.
Rückblickend ein weiser Entscheid war, dass wir bereits vor zehn Jahren unsere Weiterbildungsangebote für die Photovoltaik ausbauten: Damit standen unseren Mitgliedern die Fachleute zur Verfügung, um den Boom auf qualitativ hohem Niveau zu bewältigen. Immer vielfältiger wurden in dieser Zeit die Aufgaben unseres Verbands, der von rund 200 auf 700 Mitglieder angewachsen ist.
Unschön ist, dass immer noch mehr als 35.000 Anlagen auf der KEV-Warteliste stehen. Würden sie realisiert, könnten sie das erste vom Netz gehende AKW der Schweiz fast vollständig ersetzen. Die Hoffnung war groß, dass die nach Fukushima lancierte Energiestrategie 2050 diese Blockade lösen würde. Sie wurde leider in den parlamentarischen Beratungen dermaßen verwässert, dass viele der Projekte nie eine Unterstützung erhalten werden.
Doch nach der Volksabstimmung zur Energiestrategie vom Mai 2017 ist immerhin klar, dass das Volk den Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung wünscht. Und ich bin zuversichtlich, dass Solarstrom in zehn Jahren, trotz aller Hürden, rund zehn Prozent des Schweizer Strombedarfs liefern wird. Photovoltaik wird dann zum Standardbauelement für Dächer und Fassaden, sodass politische Fördermaßnahmen eine untergeordnete Rolle spielen. Damit verschieben sich auch die Aufgaben des Fachverbandes – was ich 2027 aus dem Ruhestand sicher mit Interesse verfolgen werde …
Über die Rückschläge hinweggeholfen hat mir immer wieder die Überzeugung, dass Solarenergie die klimafreundliche, saubere und demokratische Energiequelle der Zukunft ist. Und dass diese Zukunft viel schneller kommt als jene dachten, die uns vor zehn Jahren noch auslachten.
David Stickelberger ist Geschäftsleiter des Schweizer Branchenverbandes Swissolar.