Die Ökostromumlage wird im nächsten Jahr erstmals leicht sinken. Für die Netzentgelte müssen private Stromverbraucher im Schnitt rund 3,5 Prozent mehr berappen. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer.
Der Ökoenergieanbieter Lichtblick kritisiert die steigenden Kosten für den Stromtransport. „Im Windschatten der Energiewende drehen die Netz-Monopolisten erneut an der Preisschraube. Dabei gibt es keine Investitions- und Kostentransparenz für die Verbraucher“, sagt Heiko von Tschischwitz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Lichtblick. Verantwortlich für die steigenden Gebühren sind demnach neben mangelnder Transparenz vor allem hohe Renditegarantien und fehlende Innovationen.
Nach einer Analyse des Ökoenergieanbieters erhöhen 24 von 33 großen Netzbetreibern ab Januar 2015 die Netzentgelte. Danach zahlt ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.000 Kilowattstunden Strom im nächsten Jahr durchschnittlich 212 Euro netto Netzgebühren. Das sind rund 7,40 Euro netto oder 3,5 Prozent mehr als 2014. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer. Die Gebühren machen mehr als 20 Prozent des Strompreises aus.
Besonders betroffen sind Haushalte im Netzgebiet der Schleswig Holstein Netz AG. Hier steigen die Kosten 2015 um fast 43 Euro netto, das entspricht einem Plus von knapp 19 Prozent. Die EnBW-Tochter Netze BW in Baden-Württemberg erhöht die Netzgebühren um 13 Prozent, die Wemag Netz in Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg um 10 Prozent. Nur wenige Betreiber senken die Gebühren. Dazu zählen zum Beispiel Stromnetz Hamburg (minus 3,5 Prozent) und die Netzgesellschaft Potsdam (minus 4,6 Prozent).
Zersplitterte Struktur
„Die Verteilnetzbetreiber nutzen die für sie günstigen Regelungen und schlagen nun kräftig zu“, erklärt auch Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft. „Durch die Energiewende entsteht zwar zusätzlicher Druck auf die Netze. Die ineffiziente und zersplitterte Struktur mit über 900 Stromverteilnetzbetreibern in Deutschland treibt die Kosten aber völlig unnötig in die Höhe“, sagt Busch. Nötig sei endlich ein wirksames Unbundling auf Verteilnetzebene und eine deutlich geringere Anzahl an Betreibern. „Damit sind keine Enteignungen sondern gemeinsame Betriebsführungen gemeint“, betont Busch.
Stromkunden müssen sich auch auf einen Anstieg der sogenannten Umlage nach Paragraf 19 einstellen. Sie wird sich im Jahr 2015 um mehr als das Doppelte auf 0,237 Cent pro verbrauchte Kilowattstunde erhöhen. Die Umlage entsteht, weil energieintensive vergünstigte Netzentgelte zahlen. Die Einnahmenverluste können sich die Netzbetreiber bei den übrigen Verbrauchern zurückholen. (Niels H. Petersen)