Insgesamt rund 25.000 Menschen gingen heute in Bonn auf die Straße, um gegen die Tatenlosigkeit der Politiker im Klimaschutz zu protestieren. Ein breites Bündnis aus Umweltorganisationen, Parteien, Verbänden und Gewerkschaften hatte zu der Demonstration aufgerufen. Vor Beginn des Klimagipfels COP23 forderten sie den Ausstieg aus der Kohleverstromung und das Ende der Tagebaue an Rhein, Ruhr und Spree.
Die Demonstration begann am Mittag auf dem Bonner Münsterplatz. Dort wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, endlich im Klimaschutz aktiv zu werden. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien gehe es vor allem darum, den Kohlekumpels die Wahrheit zu sagen: Die Kohlekraft gehört dem vergangenen Jahrhundert an. Jetzt kommt das Zeitalter von Sonnenstrom und Windkraft. „Wer den Kohlekumpeln gegenüber so tut, als hätten Kohlekraftwerke und Tagebaue eine Zukunft, der spielt der AfD in die Hände“, sagte ein Redner.
Laschet betreibt Lobbyismus
Die AfD hatte bei der jüngsten Bundestagswahl in den angestammten Revieren der Bergarbeiter besonders breite Zustimmung erfahren. Kritisiert wurde namentlich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der nicht die berechtigten Interessen der Menschen in Nordrhein-Westfalen vertrete, sondern Lobbyismus für RWE betreibe.
Laschet gilt als Verfechter der Energiekonzerne, deren Kohlekraftwerke in der Rheinebene einen sehr hohen Ausstoß an Kohlendioxid aufweisen. Im Auftrag der Kanzlerin führt er derzeit die Verhandlungen zum Klimaschutz mit den Fraktionen einer möglichen Jamaika-Koalition.
Keine faulen Kompromisse
Auf der Demonstration wurde die Forderung laut, dass sich die Grünen beim Kohleausstieg nicht auf falsche Kompromisse einlassen sollten. Direkt an Katrin Göring-Eckardt und Cez Özdemir von den Grünen/Bündnis90 gewandt, forderte beispielsweise Christoph Bautz von Campact: „Ohne Kohleausstieg sollte es Jamaika nicht geben“.
Nach mehrstündigem Marsch durch die Bonner Innenstadt und die Adenauerallee endete die Demonstration am Nachmittag mit zahlreichen Reden auf dem Genscherplatz. Für die kommenden Tage sind weitere Protestaktionen angekündigt, unter anderem in den Tagebauen des Rheinlands und im Umfeld der Weltklimakonferenz. (HS)