Eine neue Studie belegt mehrere Rekorde im Jahr 2015: Ein Drittel Ökostrom im Netz, mehr Stromverbrauch und ein gestiegener Stromexport. Es gab auch häufiger negative Strompreise.
Die erneuerbaren Energien haben im abgelaufenen Jahr mehr Strom als andere Energieträger in Deutschland erzeugt. Jede dritte Kilowattstunde oder 32,5 Prozent, die hierzulande verbraucht wurde, stammte aus Ökostromanlagen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 27,3 Prozent. Das belegt eine aktuelle Studie der Organisation Agora Energiewende. Ein Rekord gab es am 23. August 2015: An diesem Tag deckten Erneuerbare in der Spitze 83,2 Prozent des deutschen Stromverbrauchs.
Die Stromproduktion insgesamt erreichte einen neuen Rekord: 647 Terawattstunden. Das sind etwa drei Prozent mehr als 2014. Und zwar vor allem, weil die Kohlekraftwerke ihre Stromproduktion trotz mehr Ökostrom kaum gedrosselt haben. Da sich der Stromverbrauch kaum geändert hat, bedeutet das einen gestiegenen Export. So wuchs die Ausfuhr von Strom im Jahr 2015 um rund 50 Prozent und erreichte mit 60,9 Terawattstunden – ebenfalls ein Rekordwert.
126 Tage negative Strompreise
Damit wurde etwa ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms ins Ausland verkauft. „Das zeigt, dass Deutschland Strom im Überfluss hat – trotz der Stilllegung der Atomkraftwerke“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Die Kehrseite sei aber, dass der überflüssige Kohlestrom ins Ausland dränge. Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems habe sich deshalb im vergangenen Jahr kaum verbessert.
Allerdings stellen sich das Systems und die Teilnehmer am Strommarkt immer besser auf die schwankende Verfügbarkeit von Strom aus Wind und Sonnenenergie ein. „Gleichwohl verdoppelte sich die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen von 64 auf 126“, beklagt Graichen. Insgesamt sind die Großhandelspreise aber rückläufig: An der Strombörse sanken sie um etwa zehn Prozent auf 3,16 Cent pro Kilowattstunde. Das ist der niedrigste Preis in den vergangenen zehn Jahren.
Für 2016 erwartet Agora weiter steigende Anteile der Erneuerbaren. Dazu trägt zunehmend auch die Windstromerzeugung auf See bei. Die Strompreise für private Verbraucher werden 2016 voraussichtlich steigen und wieder das Niveau von 2014 erreichen. Denn während gesunkene Börsenstrompreise die Preise dämpfen, wirken gestiegene Netzentgelte und andere Umlagen in die entgegensetzte Richtung. (Niels H. Petersen)