Der weitere Ökostromausbau treibt die EEG-Umlage langfristig immer weniger in die Höhe. Allerdings werde der teure Windstrom auf hoher See die Umlage ab 2017 und bis 2023 nochmals bis zu zwei Cent pro Kilowattstunde erhöhen. Das errechnet eine aktuelle Studie.
Beim gesetzlich festgelegten Ausbautempo wird die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2023 bis 2035 an kontinuierlich sinken. Gleichzeitig steigt der Erneuerbaren-Anteil auf 60 Prozent. Im Ergebnis wird Strom im Jahr 2035 nicht mehr kosten als heute. Allerdings mit wesentlich mehr Ökostrom: Der Anteil der Erneuerbaren wird dann doppelt so hoch sein wie gegenwärtig. Den größten Beitrag dazu wird die Windkraft an Land leisten, gefolgt von Windkraft auf See und Photovoltaik. Das zeigt eine Studie, die Agora Energiewende nun vorgelegt hat.
Der Hauptgrund für den absehbaren Rückgang der EEG-Vergütung ist, dass von 2023 an die teuren Anlagen aus den Anfangsjahren des EEG ihren Vergütungsanspruch verlieren“, sagt Patrick Graichen. Und ergänzt: „Während die neuen Anlagen bereits heute sehr kostengünstig Strom produzieren und weiterhin günstiger werden.“ Graichen ist Direktor von Agora Energiewende. Das Denklabor hatte das Ökoinstitut mit der Studie beauftragt. Die Erntephase der Anfangsinvestitionen komme in Sicht, kommentiert Graichen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die EEG-Umlage nur bis 2016 auf dem heutigen Niveau von rund 6,2 Cent pro Kilowattstunde Strom verharren wird. Von 2017 bis 2023 wird sie nochmals um ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde ansteigen. Dafür werden das heutige Finanzierungssystem und konstante Börsenstrompreise angenommen. Die Mehrkosten gehen vor allem auf den Ausbau der relativ teuren Windenergie auf hoher See zurück. Von 2023 bis 2035 wird die Umlage dann inflationsbereinigt um zwei bis vier Cent zurückgehen – und somit unter das heutige Niveau fallen.
Sonderfonds für Altlasten
Die Politik stehe damit vor einer Wahl, sagt Graichen. „Sie könnte entscheiden, einen Teil der in der Vergangenheit aufgelaufenen Innovationskosten aus dem Umlagesystem herausnehmen, um sie wie andere Forschungsausgaben beispielsweise über einen steuerfinanzierten Sonderfonds aufzubringen.“ Der ehemalige Bundesumweltminister und Gründungsdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), Klaus Töpfer, brachte diese Idee schon einmal ins Spiel. Kein Wunder: Er ist auch Vorsitzender des Rates bei Agora Energiewende.
Ein EEG-Rechner zeigt auch die zentralen Treiber der Umlage: So würde die Umlage in zehn Jahren etwa einen Cent pro Kilowattstunde höher ausfallen, falls ein Erneuerbarenanteil von 60 Prozent bereits 2025 statt 2035 erreicht würde. Umgekehrt sinke die EEG-Umlage um einen Cent sinken, falls der Börsenstrompreis um zwei Cent pro Kilowattstunde anstiege. Ebenfalls würde die Umlage um einen Cent sinken, falls der Stromverbrauch um zehn Prozent wachsen sollte. (nhp)
Die Studie „Die Entwicklung der EEG-Kosten bis 2035“ finden Sie hier.