Das Stromsystem hierzulande enthält immer mehr dezentrale Ökostromanlagen. Die Herausforderung: Physikalisch verhalten sich Wechselrichter im Fehlerfall grundlegend anders als konventionelle Kraftwerke. Experten diskutieren, was zu tun ist.
Rund 550 Experten des Verbands VDE diskutieren über neue Lösungen für sichere Netze mit überwiegendem Ökostromanteil. Anders als bisher sind zunehmend mehr dezentrale Erzeugungsanlagen im Netz, also überwiegend in der Nieder- und Mittelspannung. Das stellt auch neue Anforderungen an die zukünftige Schutz- und Leittechnik. Um solche Lösungen zu diskutieren, veranstalten die Energietechnische Gesellschaft und das Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) im VDE die Fachtagung „Schutz und Leittechnik“ in Berlin. Hier informieren sich die Teilnehmer über Schutzkonzepte, Kommunikation für den Netzbetrieb sowie neue Netztechnik.
FNN-Vorstandsvorsitzender Stefan Küppers fasst die Herausforderungen zusammen: Kurzfristig helfe beispielsweise unser Hinweis zu digitalen Schutzeinrichtungen bei der Auswahl moderner Schutzgeräte. Langfristig seien in einer neuen Studien, die Mitte April 2016 erscheint, neue Anforderungen an künftige Erzeugungsanlagen identifiziert wurden.
Der Hinweis „Digitale Schutzeinrichtungen“ ist seit 2015 erhältlich und hilft Netzbetreibern bei der wirtschaftlichen und zukunftssicheren Modernisierung ihrer Schutzgeräte. Die Studie „Verhalten im Fehlerfall“ zeigt, dass auch Anlagen in der Niederspannung bei kurzen Spannungseinbrüchen den Fehler durchfahren und so das Netz stützen sollten. Eine weitere Studie zur Inselnetzerkennung will unerwünschter Inselnetze früher erkennen. Auf Grundlage dieser Studien werden die Anforderungen an künftige Wechselrichter weiterentwickelt, die das Netz stärker als bisher stützen. Sie fließen in die neuen Technischen Anschlussregeln ein und werden derzeit als VDE-Anwendungsregeln erstellt. (N. Petersen)