Ein aktueller Leitfaden will mehr Licht in den jungen Markt für Industrie- und Gewerbespeicher bringen. Dietmar Geckeler erklärt, wie er die künftige Preisentwicklung beurteilt und worauf Interessenten besonders achten sollten.
Herr Geckeler, wie würden Sie den Markt für Gewerbespeicher im Vergleich zum Heimspeichersegment charakterisieren?
Dietmar Geckeler: Die generelle Motivation ist in beiden Segmenten sehr ähnlich: Es geht darum, möglichst viel Energiekosten einzusparen, sei es durch reduzierten Strombezug oder durch zusätzlich reduzierte Netzentgelte. Aber es gibt auch große Unterschiede, beispielsweise beim Strombedarfsprofil. Der Strombedarf eines Gewerbebetriebs verteilt sich im Regelfall anders, auch abhängig davon, ob es ein Ein- oder Drei-Schicht-Betrieb ist. Das hat Auswirkungen auf Auslegung und Dimensionierung sowie die Betriebsweise des Speichersystems.
Wie sieht es mit dem Verhältnis Leistung zu Arbeit aus?
Während der Unterschied in der Speichergröße noch auf der Hand liegt, kann der Unterschied im Verhältnis von der Leistung zur Kapazität durchaus beträchtlich sein. Bei Heimspeichern liegt dieses im Normalfall bei 1:3 oder sogar 1:4. Bei Gewerbespeichern eher 1:2 oder 1:1, teilweise auch bei 2:1. Das liegt daran, dass Heimspeicher vorwiegend zur Optimierung der Eigenversorgung eingesetzt werden, Gewerbespeicher aber zunehmend für die Spitzenlastkappung, um Netzentgelte einzusparen. Bei Ersteren geht es also um Energie, bei Letzteren eher um Leistung.
Wie unterscheiden sich die Kundenanforderungen?
Im Heimspeicherbereich zählen durchaus optische und emotionale Kaufgründe, bei Gewerbespeichern stehen vorwiegend der Nutzen und die Funktionalität im Vordergrund. Zudem ist die Wirtschaftlichkeit des Batteriespeichers und hier vor allem die Erwartungen an die Amortisationsdauer bei Gewerbe- und vor allem Industriekunden ein sehr wichtiges Thema – die Erwartungen liegen hier oft bei Amortisationsdauern von unter fünf Jahren.
Worauf sollte ein Interessent achten, wenn er sich für einen Gewerbespeicher entscheidet?
Die am Markt angebotenen Systeme und ihre Qualität und Funktionen sind sehr unterschiedlich. Deshalb sollte der Preis allein nicht ausschlaggebend sein. Der Nutzen und eine hohe Preis-Leistungsfähigkeit sollten im Vordergrund stehen. Zudem sollte genau der Leistungsumfang geprüft werden, beispielsweise ob im Preis die Installation sowie die spätere Wartung enthalten sind. Vor dem Kauf sollte man sich intensiv mit den Garantien und deren Bedingungen beschäftigen: Hier zählt weniger die Laufzeit der Garantie, sondern was in den Bedingungen steht. Oftmals kann es sinnvoller sein, eine kürzere Garantielaufzeit zu haben und dafür einen Servicevertrag abzuschließen, da dann die Kosten nicht bereits bei der Installation mitgezahlt werden und eine Betriebsfähigkeit vertraglich geregelt ist.
Das Interview führte Niels H. Petersen.
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Dietmar Geckeler ist Inhaber der Strategie- und Technologieberatung Denersol mit Sitz in Berlin. Der Ingenieur für Verfahrens- und Umwelttechnik berät mit seinem Team vor allem Firmen aus der Energie- und Wohnungswirtschaft und Technologieanbieter. Der Fokus liegt auf dezentraler Energieversorgung mit den Schwerpunkten Solar, Photovoltaik sowie Speicher und BHKW. Ende 2018 hat er einen Leitfaden für Gewerbespeicher veröffentlicht.
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