Ab April gilt eine neue Anwendungsregel in 110 Kilovoltnetzen des Fachforums FNN. Netzbetreiber erhalten so Sicherheit bei der Netzplanung und Behörden nachvollziehbare Entscheidungshilfen. Unterschieden werden vier Varianten.
Die Erdverkabelung in der Höchstspannungsebene (380 Kilovolt) wird derzeit noch erprobt, in der Hochspannungsebene mit 110 Kilovolt im Verteilnetz wird sie bereits eingebaut. Hier sind die Verteilnetzbetreiber seit 2011 per Gesetz verpflichtet, neue Netze als Erdkabel auszuführen. Jedenfalls so lange Erdkabel die Kosten von Freileitungen nicht um den Faktor 2,75 überschreiten.
Die Regelung führt dazu, dass der Anteil von Kabeln in Netzen mit 110 Kilovolt steigen wird. Viele der bestehenden Freileitungsnetze können jedoch nicht unbegrenzt mit Kabeln ausgebaut werden. Denn Erdkabel besitzen andere technische Eigenschaften als Freileitungen. Die Erweiterung bestehender Netze mit Kabeln kann diese an ihre Belastungsgrenzen bringen. Die bei Fehlern auftretenden Erdschlussströme werden dann beispielsweise so groß, dass ein sicherer Netzbetrieb nicht mehr gewährleistet ist.
Vier Varianten
Hier setzt die neue VDE-Anwendungsregel an. Sie heißt „Vorgehensweise bei der Integration von Kabeln in 110-kV-Hochspannungsfreileitungsnetze“, kurz VDE-AR-N 4202. Sie beschreibt vier Varianten, wie trotzdem Teilstücke als Kabel ausgeführt werden können. Sie reichen von der einfachen Integration von Erdkabeln in das bestehende Netz über die Aufteilung in Netzgruppen bis hin zum Einsatz eines Trenntransformators. Diese sind technisch und finanziell unterschiedlich aufwendig. Die Entscheidung für eine der vier Varianten ergibt sich aus den technischen Eigenschaften des bereits vorhandenen Netzes. So wird das Hochspannungsnetz weiter sicher betrieben.
Die neue Anwendungsregel hilft den Netzbetreibern bei der Planung ihrer Netze. Zudem erhalten Genehmigungsbehörden nachvollziehbare Entscheidungshilfen für oder gegen eine Ausbauvariante. Das kann künftig die Genehmigungsprozesse beschleunigen. Die neue Anwendungsregel wurde vom Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE, Kurz FNN, für einen sicheren Systembetrieb mit künftig mehr erneuerbaren Energien entworfen. (Niels H. Petersen)
Die Anwendungsregel ist hier erhältlich.