Ostwürttemberg und der Kreis Donau Ries produzieren an 120 Tagen im Jahr zeitweise mehr erneuerbaren Strom, als sie verbrauchen. Wie die Region sich dieser Herausforderung stellt, ist auch für andere Gebiete interessant.
Ostwürttemberg und das angrenzende Donau-Ries in Bayern gehören zum Einzugsgebiet des Energieversorgers EnBW Ost-Württemberg Donau Ries (ODR). Die Bürger und Unternehmen in diesem Versorgungsgebiet betreiben über 25.000 Solarstromanlagen mit rund 490.000 Kilowatt installierter Photovoltaik-Leistung. Damit erzeugen sie genug Solarstrom, um mehr als 127.000 Haushalte zu versorgen. Die Region hat eine der höchsten Einspeiseleistungen an erneuerbaren Energien im Bundesdurchschnitt. Bereits an 120 Tagen im Jahr wird dort zeitweise durch dezentrale Solar-, Wind- und Bioenergieanlagen mehr Strom produziert als verbraucht.
Speicher und Netzausbau
Und der Anteil steigt weiter. „Die Zuwachsraten sind extrem hoch“, sagt der Diplom-Ingeneur Frank Hose, Vorstand der ODR in Ellwangen. „Die große Herausforderung ist nicht die Veränderung an sich, sondern die Geschwindigkeit.“ 100 Jahre sei der Strom nur in eine Richtung geflossen, von den zentralen Kraftwerken hin zu den Verbrauchern. „Was jetzt kommt, ist eine Revolution,“ so Hose. „Wir haben immer mehr Gegenverkehr im Netz, weil Strom gleichzeitig eingespeist und abgenommen wird.“ Und enorme Schwankungen „Denn wenn die Sonne scheint, scheint sie in unserem Gebiet fast überall. Das erfordert einen extremen Netzaus- und Zubau auf allen Spannungsebenen, intelligente Kommunikations- und Steuertechniken sowie dezentrale Stromspeicher.“ Das alles zu entwickeln, brauche seine Zeit.
Dabei ist EnBW ODS bereits deutlich weiter, als die meisten anderen Regionalversorger in Deutschland. Der Energieversorger hat bereits eine dialogfähige Infrastruktur entwickelt und erprobt. Dazu zählen unter anderem ein intelligentes Zähl- und Energiemanagement-System und ein zusammen mit Varta Storage entwickelter Batteriespeicher für Ortsnetze.
Zahlen muss der Verbraucher
Wie sich die Aufgaben des Netzbetreibers in den vergangenen Jahren geändert haben, wird in der Leitstelle der ODR deutlich. Insgesamt 20 Umspannwerke werden von hier aus gesteuert, dazu 60 weitere Schaltstellen. Zu Betriebseinschränkungen kommt es schon hin und wieder, denn die Netzte werden ständig erweitert, dazu kommen neue oder erweiterte Umspannwerke und Schaltstellen. Das wird teuer. Zahlen muss dass alles am Ende der Verbraucher. Denn die Bundesnetzagentur errechnet aus den Aufwendungen einen Preis, der dann als Netzendgeld auf den Strompreis aufgeschlagen wird. Die erhöhten Aufwendungen bekommt der Netzbetreiber also voll erstattet. (William Vorsatz)
Lesen Sie in der Januarausgabe der photovoltaik in der großen Reportage, welche Speicher Varta in der Region produziert und wie sich so ein Speicher auf Verbrauch und Lebensgewohnheiten auswirkt. Die photovoltaik 1/2014 erscheint am 9. Januar 2014.