Norwegische Forscher nutzen Solarstrom vom Dach ihrer Polarstation. Im Sommer sind die Tage immerhin fast 24 Stunden lang hell. Dann arbeitet der Dieselgenerator nur in Teilzeit.
Ein Troll hat etwas Unheimliches. Handelt es sich doch um ein Fabelwesen aus der nordischen Mythologie. Ein Troll ist aber ebenso unwirtlich wie die gleichnamige Polarstation in der Antarktis. Eine gruselige, ewig weiße Landschaft aus Eis und Wasser. Das norwegische Polarinstitut forscht hier seit 1976. Die Troll-Station liegt 1.275 Meter über dem Meeresspiegel in Dronning Maud Land. Auf dem Dach der Forschungseinrichtung arbeitet eine Photovoltaikanlage mit 7,3 Kilowatt Leistung. Das entspricht in etwa einer Anlagengröße für ein Eigenheim.
Schon der Materialtransport stellte sich als Herausforderung dar: Der norwegische Projektierer Getek musste alle Komponenten erst einmal mit einem Eisbrecher zur Station transportieren. Die Bedingungen vor Ort sind hart und unmenschlich. Temperaturen von minus 60 Grad Celsius werden erreicht, der eisige Wind pfeift mit bis zu 280 Kilometern pro Stunde über die Eislandschaft.
Härtetest für die Module
Auch deshalb war es wichtig, ein besonders aerodynamisches Montagesystem zu wählen. Getek entschied sich für das System Ambilight Eco vom deutschen Hersteller Ambivolt. Für das Troll-Projekt wurde dafür sogar eine eigene Version angefertigt, die bis zu vier Kilonewton pro Quadratmeter verträgt. Umgerechnet bedeutet das: Jeder Quadratmeter kann mit bis zu 408 Kilogramm belastet werden.
Die Photovoltaikmodule müssen ebenfalls das Polarklima verkraften. Ausgewählt wurden die LG-Module Neon 2 mit jeweils bis zu 320 Watt Leistung. Die Cello-Technik erlaubt es, Licht auf der Vorderseite und der Rückseite in Solarstrom umzuwandeln. Zusätzlicher Vorteil: Gegenüber den lichtdichten Folien liegt der Ertrag um bis zu 25 Prozent höher. Alle Module speisen dann in den dreiphasigen Wechselrichter Fronius Symo.
Einstrahlung liegt bei 957 Kilowattstunden
Die Antarktis ist zwar kalt, aber die Sonne scheint zumindest im Sommer fast 24 Stunden am Tag. Zudem passt das Stromerzeugungsprofil gut zum Verbrauch der Mitarbeiter in der Polarstation. 40 Forscher sind es im Sommer und etwa acht Personen im Winter. Die jährlichen Einstrahlungswerte liegen bei rund 957 Kilowattstunden pro Quadratmeter; ein Wert der meist in norddeutschen Gegenden erreicht wird. Der starke Wind hat den Vorteil, dass der Schnee nicht lange auf den Modulen liegt.
Die Solaranlage wird künftig den Dieselgenerator kräftig entlasten – ganz verzichten kann man nicht auf ihn. Auch weil kein Batteriesystem geplant ist, die Temperaturen sind einfach zu extrem für Lithumakkus. (Niels Hendrik Petersen)