Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die Preise für die Stromkunden, die vom Energieversorger beliefert werden, auf fast das Doppelte gestiegen. In den vergangenen Jahren haben die Versorger die gesunkenen Beschaffungspreise in die eigene Tasche gewirtschaftet.
Das Statistische Bundesamt hat die Strompreisentwicklung der vergangenen Jahre untersucht. Das zentrale Ergebnis: Während für die Stromversorger seit dem Jahr 2000 die Preise um vier Prozent gesunken sind, müssen die Privathaushalte nahezu das Doppelte für ihren Strom bezahlen. Im Vergleich zum Januar 2000 lagen für die Endkunden die Preise im August dieses Jahres um 92 Prozent höher. Die Stromversorger geben die Preisvorteile beim Einkauf von Strom an der Börse auch nicht an die kleinen Gewerbebetriebe weiter. Für die mittelständischen Kunden stieg der Verbrauchspreis in den vergangenen 14 Jahren um 79 Prozent. Für die großindustriellen Verbraucher stiegen die Abnahmepreise vom Stromversorger zwar ebenfalls um 76 Prozent. Doch konnten diese von den im gleichen Zeitraum gesunkenen Börsenstrompreisen profitieren. „Zum einen profitierten sie teilweise von kurzfristigeren Beschaffungsstrategien. Zum anderen wurde die direkte Beschaffung an den Strombörsen in den letzten Jahren für viele Industrieunternehmen attraktiver“, betont das Statistische Bundesamt.
Teurer Strom aus fossilen Quellen
Für die Preissteigerungen nennen die Statistiker in Wiesbaden zwei Gründe. Zwischen 2000 und 2008 habe vor allem eine verstärkte Nachfrage von Finanzinvestoren auf den Rohsoffmärkten und Konflikte in Nahost für extreme Preissteigerungen auf den Großhandelsmärkten und im Börsenhandel für Strom gesorgt. In diesem Zeitraum stiegen die Beschaffungspreise für die industriellen Großverbraucher um 68 Prozent und für die Stromversorger um 76 Prozent. Letztere haben die Preissteigerungen teilweise an die Endkunden weitergegeben. Bis 2008 mussten die Haushaltskunden 41 Prozent mehr für ihren Strom bezahlen. Für Gewerbebetriebe stiegen die Preise um 30 Prozent. „Hier hatte dämpfend gewirkt, dass die Versorger Strom für kleinere Letztverbraucher längerfristig und in Raten beschaffen“, erklären die Wiesbadener Statistiker.
Preissenkungen nicht weitergegeben
Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise Ende 2008 fielen die Großhandelspreise für Strom deutlich. Zu diesem Zeitpunkt nahm gleichzeitig die Energiewende Fahrt auf. Die Zunahme des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern sorgte in den Jahren nach 2008 für einen niedrigeren Preis an den Strombörsen. „Daraus konnten die privaten Haushalte ebenso wie kleine Gewerbebetriebe allerdings keinen Vorteil ziehen“, kritisiert das Statistische Bundesamt. Zwischen Juli 2008 und August 2014 stieg für die Haushaltskunden der Strompreis um 36 Prozent und um 38 Prozent für kleine Gewerbebetriebe. Die Stromversorger haben in diesem Zeitraum die Senkung der Beschaffungspreise für die Verbraucher nicht weitergegeben. Die Haushaltskunden und mittelständischen Unternehmen mussten zusätzlich noch die gestiegenen Abgaben wie die Stromsteuer und die EEG-Umlage bezahlen, die die Energieversorger an ihre Kunden weitergegeben haben. Die Industrieunternehmen wurden zwar de facto auch mit diesen Umlagen und Steuern belastet. Doch die niedrigen Börsenstrompreise veranlasste sie zum Wechsel der Beschaffungsstrategie. Sie kaufen seither immer mehr ihren Strom direkt an der Börse. Damit konnten sie ihre Strompreissteigerungen im Zaum halten. Im August dieses Jahren bezahlten die die Industrieunternehmen nur fünf Prozent mehr für ihren Strom als noch im Juli 2008. Für Weiterverteiler sanken die Preise im gleichen Zeitraum parallel zu den Börsenpreisen um 46 Prozent. (su)