Die deutschen Stromkunden sind bereit, zugunsten Energiewende mehr für ihren Strom zu bezahlen. Mit der EEG-Umlage ist diese Zahlungsbereitschaft ausgeschöpft. Auch in anderen Ländern sind die Kunden bereit, für die Energiewende tiefer in die Tasche zu greifen.
Die deutschen Stromkunden sind bereit, für den Ausbau der erneuerbaren Energien über zehn Euro im Monat mehr zu bezahlen. Auf die Kilowattstunde bezogen, sind sie mit Mehrkosten von gut 3,5 Cent einverstanden, wenn die Energiewende ihre Dynamik beibehält. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer Metaanalyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).
In ihrer Studie haben die Kieler Forscherinnen Swantje Sundt und Katrin Rehdanz insgesamt 18 Einzelstudien ausgewertet, um die Bereitschaft der Stromkunden herauszufiltern, Mehrkosten für die Energiewende zu tragen. Im Zeitraum zwischen 1996 bis 2013 erschienen zwar weltweit 43 solcher Studien. Für Europa waren es immerhin 23, sieben davon sind allein in Deutschland erschienen. „Von diesen 43 Studien haben wir 25 Studien ausgeschlossen, weil diese ungeeignete Schätzungen der Zahlungsbereitschaft angeben“, erklären die Autorinnen. „Zum Beispiel geben einige Autoren von Studien die Zahlungsbereitschaft als Anteil der gegenwärtigen Stromrechnung in Prozent an oder als Wahrscheinlichkeit, überhaupt für etwas mehr bezahlen zu wollen.“
Deutliche Unterschiede in einzelnen Ländern
Die Analyse der verbleibenden 18 Studien hat ergeben, dass im weltweiten Durchschnitt die Verbraucher bereit sind, entweder 10,46 Euro pro Haushalt im Monat oder aber 2,51 Eurocent pro Kilowattstunde für einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien in ihrem Energiemix auszugeben. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede in den einzelnen Ländern. So sind die Stromkunden in Finnland bereit, fast 17 Euro pro Monat mehr für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu bezahlen. Auf die Kilowattstunde bezogen, würden sie 2,43 Cent zusätzlich für die Energiewende schultern. In Chile hingegen würden sich die Stromkunden die Energiewende nur 8,67 pro Monat kosten lassen. Für die Kilowattstunde Strom würden sie dann aber immerhin 5,39 Cent mehr bezahlen. Diese Unterschiede sind zum einen auf die unterschiedlichen Strompreise zurückzuführen. „Länder, die bei vergleichsweise niedrigen Energiepreisen einen hohen Verbrauch haben, sind eher bereit, pro Haushalt und Monat einen höheren Preis zu zahlen als für einzelne Kilowattstunden“, haben die Autorinnen herausgefunden. Aber auch die Wahrnehmung der Stromkunden spielt dabei ein Rolle. Denn in der Regel nehmen die Verbraucher den Kilowattpreis anders wahr als den Gesamtpreis auf der Stromrechnung. Die geringste Bereitschaft, für die Energiewende mehr zu bezahlen, zeigen die Kunden in China und Südkorea. Italiener und Deutsche sind eher bereit, für einzelne Kilowattstunden mehr zu zahlen, sofern der Strom verstärkt aus erneuerbaren Quellen kommt.
Neben den konkreten Preisen spielt aber auch die Information der Stromkunden eine entscheidende Rolle, wenn es um die Ermittlung der Zahlungsbereitschaft für erneuerbare Energien geht. „Je näher die konkreten Pläne, Alternativen und der Status quo in der Umfrage skizziert werden, umso höher fällt die Zahlungsbereitschaft aus“, lautet das Resümee der Autorinnen. (Sven Ullrich)