Nach der Regierung spricht sich auch die Verbraucherzentrale Bundesverband gegen die Einführung eines Kapazitätsmarkts aus. Dieser birgt die Gefahr erheblicher Mehrkosten für die Verbraucher. Auch Wissenschaftler sprechen sich gegen den Reservemarkt aus.
Nach Ansicht des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ist eine Weiterentwicklung des bestehenden Strommarkts vollkommen ausreichend, um das hohe Niveau an Versorgungssicherheit in Deutschland zu erhalten. Die Verbraucherschützer lehnen den Kapazitätsmarkt als Instrument ab. „Ein Kapazitätsmarkt ist der falsche Weg, da er eine teure Dauersubvention für Kohle- und Gaskraftwerke einführt“, erklärt Müller. Denn: „Bei falscher Ausgestaltung drohen den Stromverbrauchern zusätzliche Mehrkosten in Milliardenhöhe.“
Die im Grünbuch enthaltenen Vorschläge zur Flexibilisierung sind daher der richtige Ansatz. „Der Großhandelsmarkt muss die richtigen Preissignale senden. Wenn genügend Wind- und Solarenergie zur Verfügung stehen, muss der Strompreis niedrig sein, in Knappheitssituationen entsprechend hoch“, sagt Klaus Müller, vzbv-Vorstand.
Lösung: ein flexiblerer Strommarkt
Dies würde für einen effizienten Ausgleich von Angebot und Nachfrage sorgen, sagt Müller und fügt hinzu, dass so zudem genügend konventionelle Kraftwerke für Zeiten ohne Wind und Sonne vorgehalten würden. Die Politik solle die bei Knappheit auftretenden, mitunter hohen Preise aushalten. „Nur das schafft Investitionsanreize für Kraftwerkbetreiber“, weiß Müller. Der Einfluss auf die Haushaltensstrompreise seien dagegen gering. Diese sind in der Regel als Durchschnittspreise kalkuliert. Die Schwankungen des Börsenpreises werden daher nicht direkt an die Verbraucher weitergereicht.
Zu dem selben Ergebnis kommen Wissenschaftler in einer aktuellen Untersuchung: Zusätzliche Zahlungen an die Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken seien gegenwärtig nicht erforderlich, um die Stromversorgung in Deutschland sicherzustellen. Drunter Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung sowie diverser Universitäten.
Sie weisen darauf hin, dass derartige Zahlungen erhebliche ökonomische Risiken bergen und die Umsetzung der Energiewende gefährden könnten. Die Forscher sprechen sich stattdessen dafür aus, den Strommarkt zu stärken, die Erzeugung erneuerbaren Stroms bedarfsgerechter zu gestalten und den Ausbau von Netzen, Speichern und Nachfragemanagement voranzutreiben. (nhp)