Gut 1.500 weitere Unternehmen wollen künftig keine Netzentgelte zahlen. Über 2.300 Anträge von Firmen sind in den vergangenen zwei Jahren schon genehmigt worden. Für alle anderen wird es dadurch teurer.
Immer mehr Unternehmen wollen sich von Netzentgelten ganz oder teilweise befreien lassen. Diese machen derzeit rund ein Fünftel des Strompreises aus. Bislang haben 1.500 Firmen einen entsprechenden Antrag gestellt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die Photovoltaik vorliegt. Im Jahr 2012 waren es 3.151 neue Anträge auf Rabatte, von denen bislang 1.322 bewilligt wurden. Bei knapp 1.700 Anträgen steht eine Entscheidung noch aus, für nur 149 Anträge ist das Genehmigungsverfahren eingestellt worden. Im Jahr 2011 gab es gut 1.000 genehmigte Anträge.
642 Millionen Euro Nachlässe für Großverbraucher
Insgesamt gibt es 2013 nach Angaben der Grünen Nachlässe für die Nutzung der Stromnetze im Umfang von 805 Millionen Euro gewährt worden, davon entfielen 642 Millionen Euro auf Großverbraucher. Begründet werden die Rabatte mit einem atypischen Netznutzungsverhalten. Dieses soll das Stromnetz stabilisieren. Zudem werden Großverbraucher, die im Jahr mehr als zehn Gigawattstunden Strom verbrauchen, von Entgelten befreit, wenn sie einen gleichmäßigen Verbrauch im Jahresverlauf aufweisen. Allerdings: Durch die Befreiung steigen die Kosten für alle anderen Stromverbraucher.
Die Ausnahmen für Firmen wurden eingeführt, weil die schwarz-gelbe Bundesregierung dachte, die Strompreise gingen nach dem Atomausstieg durch die Decke, sagte der energiepolitische Sprecher der Grünen Oliver Krischer. „Sind sie aber nicht.“ Im Gegenteil, die Preise seien um rund 35 Prozent gefallen. „Ich gehe davon aus, dass auch die neue schwarz-rote Bundesregierung diese Regelung wegen des starken Lobbydrucks nicht fallen lässt“, so Krischer. Es könne nicht sein, dass die privaten Haushalte die Strompreise für Golfplätze, Autohäuser und Hähnchenmäster mitbezahlen. (Niels Hendrik Petersen)