Was haben eine Rückseitenfolie, die kein Fluor enthält, ein Einbettfolie, die besser Wärme leitet als konventionelle Folien, und ein Wechselrichter gemein, der eine Art Transistoren benutzt, die bisher als nicht geeignet galten? Es muss sie jemand zusammenführen in einem Modul, in einer Anlage oder in einem Energienetz. Nur dann senkt man Kosten und erhöht Effizienzen. Da kann ein Installateur, ein Hersteller oder ein Politiker, der die Rahmenbedingungen schafft, gefordert sein. Und das gilt natürlich genauso für andere Innovationen.
Um solche Verbindungen geht es Horst Dufner, dem Projektleiter für die Intersolar Europe vom Veranstalter Solar Promotion. „Ich will, dass die Menschen in den Ländern voneinander lernen und die besten Technologien und politische Ansätze für die Einführung von Solartechnik kennenlernen“, sagt er und schaut seinen Gesprächspartnern eindringlich in die Augen. Er ist schon lange in derBranche aktiv, seit zehn Jahren bei Solar Promotion – jetzt kann er umsetzen, was ihn von Beginn antrieb. Nicht jedes Land muss bei null anfangen, sondern die Experten sollen international an einem Strang ziehen.
Diese Idee steht auch hinter zwei wichtigen Veranstaltungen, die zur Intersolar gehören: der Konferenz, die bereits am 6. Juni beginnt, und der Sonderschau PV Energy World in Halle B5, Stand 130. Deutschland ist immer noch der größte Solarmarkt der Welt. Die installierte Leistung nähert sich hierzulande der Grenze, die die Branche vor neue Herausforderungen stellt. Der Solarstrom ist nicht mehr nur ein kleines Plus im großen Stromnetz, sondern beeinflusst das Netz merklich. Die Lösungen zur Netzintegration, die Solarindustrie und Stromnetzbetreiber finden müssen, werden über kurz oder lang auch für die anderen Solarmärkte interessant. Und damit für die rund 40 Prozent Besucher,die aus anderen Ländern und besonders aus Italien, Frankreich, USA, China und Indien kommen.
„Wir möchten mit dieser PV Energy World Impulse setzen und Themen aufgreifen, die in Zukunft relevant werden“, sagt Dufner. Sie soll dem Messebesucher einen Überblick geben über die Themen, die den Ausbau der Photovoltaik langfristig bestimmen werden: die Netzintegration, die Verbindung der Photovoltaik mit Gebäuden und der Elektromobilität, der Städtebau und die Frage, wie sich die Technologie und ihre Kosten weiter entwickeln werden. Inhaltlich wird die Sonderschau von Gerhard Stryi-Hipp konzipiert. Er leitet die Abteilung Energiepolitik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg.
Die Konferenz, die auch auf dem Messegelände stattfindet, deckt ebenfalls die Netzintegration in einer Ganztagesveranstaltung am Donnerstag ab. Sie umfasst allerdings noch viel mehr. Sie startet am Montag mit einem Überblick über die wichtigsten Märkte, unter anderem Deutschland, Italien, USA und Indien, hat am Dienstag Veranstaltungen zur Produktionstechnologie im Programm und an den folgenden Tagen zu so unterschiedlichen Themen wie Brandschutz und netzferner Photovoltaik im ländlichen Raum. Sie ist komplementär zur Ausstellung gedacht. „Auf einer Konferenz können sich die Experten intensiver austauschen, als das auf der Messe möglich ist“, sagt Dufner.
Superlative überboten
Der Wermutstropfen angesichts des großen Programms ist nur, dass man sich als Besucher nicht zerreißen kann. Das Konferenzprogramm hat über 50 Programmseiten, und auch die Messe überbietet die Superlative aus dem letzten Jahr, so dass jeder Besucher nur einen kleinen Ausschnitt daraus wahrnehmen kann. Dieses Jahr belegt die Intersolar drei Messehallen mehr als letztes Jahr, insgesamt rund 165.000 Quadratmeter. Es haben sich 2.200 Aussteller angemeldet, davon 963 aus Deutschland, 528 aus China und 105 aus Italien. Damit ist die Messe ausgebucht, und Horst Dufner hat schon vor Wochen davon erzählt, dass immer noch Firmen anrufen und enttäuscht sind, dass er ihnen keinen Platz mehr geben kann. Er erwartet außerdem 75.000 Besucher, das sind 3.000 mehr als letztes Jahr.Die Messe ist vor allem deshalb in der Fläche größer geworden, weil Zell- und Modulherstellung (Hallen A1 bis A4) und die Wechselrichterhersteller (Hallen B3 und B4) mehr Platz einnehmen. Was die Innovationen angeht, hat Horst Dufner bereits eine Vielzahl ausgemacht, etwa „im Bereich Netzintegration, Speicherung, Eigenverbrauch und bei neuen Anwendungen wie zum Beispiel bei solaren Carports“.
Netzintegration, Wechselrichter und Module
Das zeigt sich auch bei den Produkten, die Unternehmen im Vorfeld gemeldet haben (Seiten 164 bis 222), und beim Intersolar Award, für den die Jury jeweils zehn Unternehmen aus den Bereichen Photovoltaik und PV-Produktionstechnologie nominiert hat (siehe Tabelle Seite 160). Die jeweils drei Gewinner werden am 8. Juni in Halle B2 am Stand 550 gekürt.
Im Bereich Netzintegration sind zurzeit vor allem die Wechselrichterhersteller gefragt. Viele melden, dass sie inzwischen die Mittelspannungsrichtlinie des BDEW erfüllen. Das ist auch notwendig, denn andernfalls könnte man die Anlagen nicht mehr ans Netz anschließen. Damit ist es aber nicht getan. Als Nächstes steht die Niederspannungsrichtlinie an, die von den Wechselrichtern auch für die Einspeisung in das Niederspannungsnetz sogenannte Netzdienstleistungen fordert, so dass Wechselrichterhersteller auch dazu bald Geräte anbieten müssen. Beim Rundgang durch die Wechselrichterhalle könnte eine interessante Frage sein, welcher Hersteller bereits die Übergangslösung abdeckt, mit der das 50,2-Hertz-Problem gelöst werden soll (photovoltaik 05/2011, Seite 84). Wenn ein Betreiber ein anderes Gerät kauft, muss er unter Umständen auf eigene Kosten nachträglich umrüsten, wenn das die Poltiker in der EEG-Novelle fordern sollten. Das Gerät von Steca, das für den Intersolar Award nominiert ist, zeichnet sich allerdings durch etwas ganz anderes aus. Es hat nur 3,6 Kilowatt Netzleistung und ist damit von Netzdienstleistungen ausgenommen. Es hat einen für diese Leistungsklasse beachtlichen europäischen Wirkungsgrad von 98,2 Prozent (Seite 194).
Nachdem letztes Jahr die Eigenverbrauchsregelung attraktiver wurde, kommen dieses Jahr etliche Geräte dazu auf den Markt. Zum Beispiel von Conergy (Seite 195), von Conergy-Tochter Voltwerk (Seite 198), von SMA in Verbindung mit einer Steuerung, die variable Stromtarife berücksichtigt (Seite 210), von Solarworld (Seite 210), IBC (Seite 212) und E3/DC. Das Unternehmen E3/DC ist mit seinem System für den Award nominiert. Es hat einen Batteriespeicher mit 5,4 Kilowattstunden Kapazität und soll nach Aussage des Herstellers einen „Profit“ von zwei bis fünf Prozent erlauben. Diese Aussage ist vor allem deshalb interessant, weil sich die Speichersysteme bisher nicht schnell amortisiert haben.
Interessant sind besonders auch die Entwicklungen bei den Modulen. Letztes Jahr haben Entwickler von Solon und vom NREL auf der EU PVSEC Untersuchungen vorgestellt, nach denen nicht nur Dünnschichtmodule, sondern auch kristalline Module durch Korrosion gefährdet sind. Die sogenannte spannungsinduzierte Degradation (PID) tritt auf, wenn ein Strom von der Zelloberfläche durch das Glas zur Erde fließt. Jetzt hat Q-Cells ein Modul angekündigt, das dagegen resistent sein soll (Seite 170). Auch diverse andere Technologien sind für den Intersolar Award im Bereich Module nominiert. BP Solar will bereits dieses Jahr mit einer trickreich modifizierten Einbettfolie Erträge steigern (Seite 178). Durch Zusätze erhöhtdas Unternehmen die Wärmeleitfähigkeit. Dadurch wird die Zelle besser gekühlt, wodurch die Zellleistung theoretisch steigt. Theoretisch, weil noch keine experimentellen Untersuchungsergebnisse darüber vorliegen, wie stark der Effekt in unseren Breiten wirklich ist.
Name | Land | Stand | Produkt |
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Nominiert für den Intersolar Award im Bereich Photovoltaik | |||
Autarkon | D | FG.440 | Dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlage SuMeWa wird mit Photovoltaik versorgt und macht bakteriell verseuchtes Süßwasser zu Trinkwasser. |
Belectric Drive | D | A6.150 | Ladebox, zum Beispiel für Carports, die Elektromobilität und Photovoltaik verbindet. Dazu maximiert sie über Speichermanagement den Solarstromanteil in der Elektroautobatterie. |
BP Solar | D | A1.360 | EVA-Einbettfolie, die durch Zusätze Wärme besser leitet. Dadurch führen die Zellen im Modul die Wärme besser ab, werden besser gekühlt, und der Ertrag des Moduls steigt. |
E3/DC | D | C3.220 | E3/DC S10 ist ein Energiemanagementsystem, um die Eigenstromquote zu erhöhen, inklusive der Batterien, Batteriewechselrichter und Solarwechselrichter. Es soll zwischen zwei und fünf Prozent „Profitabilität“ bieten. |
Esmolo | CH | A2.510/C3.421 | MPS ProtectionBox mit einer Notabschaltung im Feuerfall, einem Schutz der Bypassdioden bei Überspannung und einem Diebstahlschutz für die Modulanschlussdose. |
Feron | D | A5.738 | Halogenfreie, einlagige Rückseitenfolie mit der Bezeichnung HelioX PV backsheets neoX CPC. Da sie einlagig ist, habe sie weniger Schwachstellen als herkömmliche Verbundfolien. |
Inventux Technologies | D | A2.480 | fiXflat Montagesystem für Flachdächer. Ein System aus recyceltem Kunsststoff wird auf das Flachdach gestellt, mit ausklappbaren Ankern mit den Nachbargestellen verhakt. |
Q-Cells | D | A2.270 | Hochleistungs-Solarzellen-Technologie. |
Steca Elektronik | D | B4.101 | Stecagrid 3600 Wechselrichter mit 3,6 Kilowatt Leistung. Durch die sogenannte coolconcept-Technologie hat er nach Aussage von Steca einen europäischen Wirkungsgrad von 98,2 Prozent. |
Tigo Energy | D | C2.668 | Tigo Energy Maximizer Junction Box, die den Tigo Leistungsoptimierer enthält. Dieser führt ein MPP-Tracking auf Modulebene durch und erlaubt Zusatzfunktionen wie Notaus im Brandfall. |
Nominiert für den Intersolar Award im Bereich PV-Produktionstechnik | |||
Decker Anlagenbau | D | - | Recyclinganlage für Siliziumgranulat. |
Dunmore Europe | D | A5.154 | Rückseitenfolien für Module. Die Folie enthält eine Identifizierung, die mit einem Lasermessgerät ausgelesen werden kann. Das sei für Händler und Zoll interessant und für Hersteller, wenn es zur Gewährleistung kommt. |
Festo | D | - | Teleskophandling Sliding Fork für den Transport von Dünnschicht-Solarzellen während der Produktion von einer Prozesskammer zur anderen. |
Gebr. Schmid | D | A5.290 | Nanojet Drucker, mit dem die Frontseitenmetallisierung von Solarzellen kontaktfrei erfolgen kann. |
Komax Solar | USA | A5.620 | Inline String und Matrixtester, der mittels Elektrolumineszenz Zelldefekte aufspürt. |
Manz Automation | D | A5.160 | Prozess zur Produktion von selektiven Emittern. Bei diesem Prozes wird der Emitter wie üblich mit Phosphor dotiert. Danach wird mit einem Laserstahl dort nachdotiert, wo später die Kontaktbahnen gedruckt werden. |
Nanofocus | D | A5.234 | Oberflächenmesssystem µsurf für Zellen. Es kann im Entwicklungslabor und in der Prozesskontrolle eingesetzt werden, um zum Beispiel steile Kanten auf der Waferoberfläche zu finden. |
Saint-Gobain Solar | USA | A6.260 | Solarbond Rahmenabdichtung. Ein Einzelverbundstoff wird in einem kontinuierlichen Prozess auf dem Modulrand aufgetragen, und dann wird der Rahmen aus einem Stück umgelegt. |
Somont | D | A5.240 | Löttisch, der dieselbe Löteinheit enthält wie die Stringer der Firma für die Serienproduktion, mit denen Modulproduzenten Zellen zusammenlöten. Dadurch können Entwickler am Löttisch neue Verfahren testen. |
Suniva | USA | A2.110 | Die monokristalline Zelle Artisun Select hat nach Aussage des Unternehmens einen Wirkungsgrad von 19 Prozent. Ionenstrahldotierung ersetze die Diffusion von Phosphor. Sie habe eine verbesserte Vorderseite. |
Bei den Folien scheint zurzeit einiges zu passieren. Es sind noch zwei Rückseitenfolien nominiert. Die neue Entwicklung von Feron ist halogenfrei und damit im Prinzip umweltfreundlicher als Materialien mit Chlor und Co. Gleichzeitig ist sie nur einlagig und daher nach Aussage des Herstellers haltbarer als Verbundfolien aus mehreren Schichten. Die Folie von Dunmore, nominiert für den Award in der PV-Produktionstechnik, geht dagegen ein anderes Problem an. Sie hat eine Struktur, die sich mit einem Lasermessgerät auslesen lässt. Damit lässt sich laut Dunmore-Experten ein Moduleindeutig identifizieren (Seite 218). Im Bereich Produktionstechnik, die in Halle A5 ausgestellt wird, präsentieren Firmen außerdem etliche Maschinen, die schnellere, preisgünstigere oder qualitativ hochwertigere Produktion erlauben. Dazu gehören zum Beispiel die Anlagen von Manz, mit denen Modulhersteller selektive Emitter herstellen können.
Diese Neuheiten geben einen Querschnitt über die Themen, wie sie sich auch auf den folgenden 58 Seiten zu Produktneuheiten finden, die die Aussteller auf der Intersolar präsentieren. Ab Seite 224 finden Sie außerdem die Hallenpläne mit der Ausstellerliste, damit Sie sich schon vor der Anreise eine erste Orientierung verschaffen können.
Viele Meldungen zu den Produkten, die auf der Intersolar vorgestellt werden, finden Sie auf unserer Spezialseite.