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Solarmodule

Gnadenloser Preiskampf

Vor allem bei neuen Topcon-Doppelglasmodulen ab 22 Prozent Wirkungsgrad wurden die Preise im Mai und Juni deutlich nach unten korrigiert. Sie nähern sich dem Mainstream an, bringen den Herstellern also keine Atempause. Der Wettbewerb ist brutal, denn kurzfristig ist schnelleres Wachstum der Märkte nicht zu erwarten.

Zu schnell gewachsen

Der Grund: Die großen chinesischen Anbieter haben in den vergangenen beiden Jahren ihre Werke auf 500 Gigawatt aufgeblasen. Im vergangenen Jahr nahm der Heimatmarkt im Reich der Mitte nur rund 280 Gigawatt ab. In diesem Jahr könnten es 340 Gigawatt werden. Weil die Amerikaner mit Strafzöllen auf das Preisdumping reagiert haben, bleibt als Absatzmarkt nur Europa übrig.

Solarmodule werden deshalb in Europa für unter zwölf Eurocent angeboten. Die Kosten zur Herstellung liegen in China bei 13 bis 14 Cent. Davon muss man noch die Kosten für den Transport auf See, für Zoll und Lagerung in Rotterdam sowie die Distribution per Lkw innerhalb Europas abziehen.

Chinesische Banken üben Vorsicht

Unterm Strich bleibt nichts. Deshalb schwebte zur Messe in München über den Ständen der Modulhersteller wie ein Damoklesschwert diese Frage: Wer wird es schaffen, bis zum Mai 2025 durchzuhalten, bis zur nächsten Intersolar?

Anders als bei der ersten Krise vor zwölf Jahren wird Peking dieses Mal nicht die Schatulle öffnen, um die Hersteller mit Krediten zu päppeln. 2011 und 2012 waren geschätzt rund 20 Milliarden US-Dollar an die Modulfabrikanten geflossen, die nach dem Zusammenbruch der Einspeisevergütung in Deutschland vor der Pleite standen. Damals nahm der chinesische Heimatmarkt längst nicht genug Ware ab, um die Defizite im Export auszugleichen.

In München wurde kolportiert, dass chinesische Banken angewiesen wurden, keine faulen Kredite mehr auszureichen. Die Wirtschaft im Reich der Mitte befindet sich im Sinkflug. In Peking liegen die Nerven blank. Die Pleite des Immobilienkonzerns Evergrande hat eine nationale Krise ausgelöst, denn Millionen Chinesen wurden geprellt und stehen nun ohne Wohnraum da.

Keine Preiswende durch neue Zellen

Zurück zum Modulgeschäft: Die Hoffnungen, dass leistungsstärkere Module mit neuen Zelltechnologien die Trendwende schaffen, erfüllten sich bislang nicht. Ausreißer nach oben gab es nur bei einigen Solarmodulen mit Back-Kontakt- oder Tandemtechnologie. Offenbar ist die Produktion für N-Typ-Topcon-Zellen und solche Module in China mittlerweile hochgefahren.

Nach wie vor existieren größere Lagerbestände mit bereits 2023 oder früher produzierten Modulen bei den Händlern und den Installateuren. Sofern diese Module die für Dachanlagen in Deutschland gebräuchliche Fläche von zwei Quadratmetern haben, verkaufen sie sich aufgrund der geringen Leistung zunehmend schlechter.

Bauherren möchten in Neuanlagen üblicherweise möglichst hohe Leistung und die neueste Technologie. Das erschwert den Abbau der Lagerbestände – und fordert die Großhändler heraus.

Altbestände werden verramscht

Der Bestand an Altmodulen, der zu deutlich höheren Preisen eingekauft wurde, muss weiter abgewertet werden. Dies ist jedoch nicht allen Akteuren möglich, wodurch im Markt sehr unterschiedliche Preise für Module mit Perc-Zellen existieren. Insgesamt schrumpft dadurch der Preisunterschied zwischen den Kategorien zunehmend.

Eine Chance haben nur diejenigen Modulhersteller, die sich mit ihren Produkten gegen die Flut der Massenware absetzen können. Und: Es ist längst nicht ausgemacht, dass schiere Größe den ökonomischen Erfolg – das Überleben im brutalen Modulmarkt – tatsächlich sichert.

Auch wenn die Situation im Augenblick chaotisch ist, dürften sich für europäische Hersteller – zumindest langfristig betrachtet – einige Vorteile ergeben: geringere Transportkosten und damit verbundene Emissionen, Nähe zu den Kunden, umfangreicher Service für die Installationspartner.

Heckert bringt Apollon und Zeus

Mit dem Start der Serienproduktion des Apollon 1.0 und der Einführung der international ausgerichteten Zeus-Modulserie antwortet Heckert Solar aus Chemnitz auf die Turbulenzen im Modulmarkt. Die Module werden mit Topcon-Zellen gefertigt.

Die Modulreihe Zeus wird zunächst mit Glas-Glas-Modulen (445 Watt) gestartet. Zudem will Heckert Solar die Baureihe durch gewerbliche Module ergänzen. In München wurde das neue Zeus 1.0 108 M Black Frame gezeigt. Das bifaziale Doppelglasmodul leistet 445 Watt. Als Deckglas kommt thermisch vorgespanntes Glas mit zwei Millimetern Dicke zum Einsatz.

Sehr leichte Doppelglasmodule

Das Zeus 1.1 96 M Full Black ist gleichfalls ein bifaziales Glas-Glas-Modul mit N-Typ-Zellen. Es leistet 440 bis 445 Watt. Das Modul wiegt nur 21 Kilogramm und kommt in vollschwarzer Optik daher. Das vergleichsweise geringe Gewicht erleichtert Handhabung und Montage. Zudem sind Glas-Glas-Module sehr robust gegen Hagelschlag, die Gefahr von Mikrorissen in den Zellen ist deutlich geringer als bei Glas-Folie-Modulen.

Weiterhin in Deutschland gefertigt werden die neuen Solarmodule Apollon 1.0, die seit März 2024 bei Heckert Solar in Chemnitz von den Bändern laufen. Dieses Modul zeichnet sich durch außergewöhnliche Stabilität und hohe Leistungsfähigkeit bis 440 Watt aus.

Sharp: größere Zellen, höhere Effizienz

Sharp hat in München drei neue monokristalline N-Typ-Topcon-Module mit M10R-Halbzellen (182,2 mal 183,75 Millimeter) gezeigt. Sie sind bereits bestellbar. Das 440-Watt-Modul NU-JC440 verfügt über einen eleganten schwarzen Rahmen und eine weiße Rückseitenfolie. Das 430-Watt-Modul NU-JC430B hat eine schwarze Rückseitenfolie und einen schwarzen Rahmen.

Darüber hinaus präsentierte Sharp das neue bifaziale Glas-Glas-Modul NB-JD585 für Großprojekte. Es ist mit 144 N-Typ-Halbzellen (M10R) und 16 Busbars ausgestattet. Der Modulwirkungsgrad erreicht 22,65 Prozent. Der Ertragsverlust ist mit 0,30 Prozent je Grad Celsius relativ gering. Die Abmessungen betragen 2.278 mal 1.134 Millimeter, es verfügt über einen 30 Millimeter dicken Aluminiumrahmen.

Sowohl die vordere als auch die hintere Glasschicht sind zwei ­Millimeter stark. Das Modul wiegt 32,5 Kilogramm. Sharp gewährt eine lineare Leistungsgarantie von 30 Jahren sowie eine Produktgarantie von 15 Jahren für Freiflächenanlagen und von 25 Jahren für Aufdachsysteme.

Außerdem wurde eine neue bifaziale Glas-Glas-Modulreihe mit G12R-Zellen (182,2 mal 210 Millimeter) mit 610 Watt präsentiert. Dieses Modul ist gleichfalls für Solarparks geeignet.

Dreifachzelle im Labor – und im All

Sharp arbeitet intensiv an neuen Technologien, um im harten Wettbewerb zu bestehen. Triple-Junction-Solarzellen aus dem Sharp-Labor erreichen bereits einen Wirkungsgrad von 32,65 Prozent. Die Zellen bewähren sich derzeit im Weltraum, wo sie die Mondmission der Japan Aerospace Exploration Agency (Jaxa) mit Strom versorgen. Noch ist nicht avisiert, wann diese Superzellen in irdischen Modulen landen.

Die nächste Stufe ist eine Kombination aus Modulen mit Tandem-­Doppelschicht-Solarzellen und Siliziumsolarzellen. Sie erreichen einen ­Wirkungsgrad von 33,66 Prozent und wurden auf der Intersolar erstmals in Europa ausgestellt.

Trinasolar: Vertex-Familie wächst

Zur Messe in München hat Trinasolar seine Modulbaureihe Vertex N ­erweitert. Die bifazialen Module Vertex N 720Wplus und Vertex N 625Wplus zeigen deutlich gestiegene Leistungen. Vertex N nutzt N-Typ-Topcon-Zellen und wurde speziell für Großkraftwerke entwickelt.

Im vergangenen Jahr stellte Trina die Doppelglasmodule Vertex S plus für Dachanlagen vor. In diesem Jahr kommen das Vertex S plus Full Black für Wohngebäude sowie das neue Vertex S plus 500Wplus für Gewerbedächer.

Longi: neue Himo X6 Max und Himo 9

Die neuen Solarmodule der Baureihe Himo X6 Max basieren auf M11-Wafern. Die Baureihe bietet die Modelle Scientist, Guardian und Artist. Die HPBC-Zellen (Hybrid Passivated Back Contact) verlagern die Kontaktierung komplett auf die Rückseite, die Vorderfront bleibt unverschattet. Die Fertigung ist im zweiten Quartal angelaufen, sie soll bisherige Module im Laufe des dritten Quartals ablösen. Insgesamt 30 Gigawatt Kapazität werden im Werk in Jiaxing für Himo X6 Max ausgebaut.

Die Version Scientist wurde in München vorgestellt. Das 72-Zellen-­Modul erreicht 23,3 Prozent Wirkungsgrad und leistet 630 Watt. Die Variante mit 54 Zellen leistet 475 Watt. Die M11-Wafer haben eine Größe von 182,2 mal 191,6 Millimeter, die Diagonale misst 262,5 Millimeter. Das 72-Zellen-Modul hat das Format 2.382 mal 1.134 Millimeter.

Mit 54 Zellen misst es 1.800 mal 1.134 Millimeter. Das neue Himo 9 basiert auf den HPBC-Zellen der zweiten Generation. Es wurde für Solarparks entwickelt und leistet 660 Watt.

AEG Solar Solutions: Module mit längerer Garantie

Die Solar Solutions Group hat neue Garantien für AEG-Solarmodule angekündigt, die 2024 verkauft werden: 30 Jahre Produktgarantie und lineare Leistungsgarantie. Außerdem werden neue Glas-Glas-Solarmodule mit BC-Technologie mit 40-jährigem Service für Umtausch und Erstattung angeboten. BC steht für Back Contact, Kontaktierung auf der Rückseite. Die neuen Module sind elegant und leisten bis 460 Watt.

Matthias Klopstein von AE Solar hat die neuen Solarmodule Horizon mitgebracht.

Foto: Heiko Schwarzburger

Matthias Klopstein von AE Solar hat die neuen Solarmodule Horizon mitgebracht.

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Conny Axel Hulverscheidt von Solar Solutions: Starke Marken für starke Installateure

CEO-Talk: Die private Nachfrage hat sich abgekühlt. Jetzt setzen sich Qualitätsanbieter von Komplettpaketen durch. Installateure bekommen alle Komponenten abgestimmt und maßgeschneidert, wie Conny Axel Hulverscheidt, CTO von Solar Solutions, erläutert.

Foto: Vorsatz Media

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Roman Giehl von Jinko Solar: Fortschritt durch nachhaltige Transformation

PV Guided Tours: Jinko Solar kam mit neuen Solarmodulen und Batteriespeichern nach München. Viel hat sich bei den Zellen getan, ihre Herstellung ist umweltfreundlicher geworden. Roman Giehl, Senior Technical Manager RESS, erläutert die Strategie.

Foto: Vorsatz Media

Solar Fabrik

Neues Modulwerk bei Aschaffenburg

Der Modulhersteller Solar Fabrik hat mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte begonnen. Die Factory One in Hösbach im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg entsteht auf einem Areal mit einer Größe von 5.672 Quadratmetern. Bis Jahresende soll die etwa 3.500 Quadratmeter große Produktionshalle für die Fertigung von Solarmodulen stehen. Im Jahr soll sie 300 Megawatt ausstoßen.

Das Unternehmen wird Module aus N-Typ-Topcon- und Heterojunction-Zellen herstellen. „Je nach Marktlage kann die Produktion auf ein Gigawatt erhöht werden“, sagt Firmenchef Christian Laibacher. „Die erste Investition von zirka sechs Millionen Euro haben wir aus eigenen Mitteln gesichert.“ In den letzten beiden Jahren hat Solar Fabrik jeweils etwa 750 Megawatt Solarmodule in Asien gefertigt. Diese Menge wird dort auch weiterhin produziert.

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Christian Peter von Aiko: Mehr als ein Kilowatt mit nur zwei Modulen

PV Guided Tours: Die Solarmodule werden immer größer. Hohe Leistung ist nicht nur ein Ergebnis des Wachstums, sondern der gestiegenen Effizienz. Welche Technologien erfolgreich sind, weiß Christian Peter, Leiter des Solarlab Aiko Europe.

Foto: Vorsatz Media

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Ulfert Rühle von Sunman: Neue Leichtbaumodule mit Halbzellen

PV Guided Tours: Solarmodule ohne Glas sind 60 bis 70 Prozent leichter als konventionelle Module, bei hoher Qualität und Belastbarkeit. Auch Halbzellen kommen verstärkt zum Einsatz. Warum und wie – das erklärt uns Ulfert Rühle von Sunman.

Foto: Vorsatz Media

Kurz nachgefragt

„Wir machen fast ein Viertel unseres Umsatzes in Europa“

Die Preise für Solarmodule sind im Keller. Die Hersteller ringen ums Überleben und Anteile im Markt. Leon Zhang leitet das Projektgeschäft von Longi in Europa. Er erläutert die Strategie im hart umkämpften Geschäft.

Welche Rolle spielt der europäische Markt für Longi?

Leon Zhang: Europa ist für uns ein Schlüsselmarkt, hier machen wir zwischen 20 und 24 Prozent unseres Umsatzes mit Solarmodulen. Damit ist Europa nach China unser zweitgrößter Markt. Der europäische Raum fungiert zudem als Katalysator für Innovationen. Europäische Kunden verlangen häufig Module mit hoher Effizienz und Qualität.

Welche sind Ihre wichtigsten Märkte in Europa?

Der wichtigste europäische Markt ist Spanien, gefolgt von Deutschland. Wir sind auch in Italien sowie in Polen vertreten, ebenso in Schweden und Frankreich.

Wie gehen Sie mit der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeit und zur Zwangsarbeit in Lieferketten um?

Wir verfügen über ein effektives System zur Rückverfolgung unserer Lieferkette. Das ist für die Einhaltung der neuen Vorschriften von entscheidender Bedeutung. Unser proaktiver Ansatz stellt Compliance vor lokaler Implementierung sicher. Dies ist besonders wichtig, da die an diesen Projekten beteiligten Energieunternehmen und Finanzinstitute recht risikoscheu sind. Viele unserer ESG-Erfolge wurden bereits von unabhängigen Dritten anerkannt.

Im vergangenen Jahr haben Sie angekündigt, dass Sie über den Aufbau einer Produktionsstätte in Europa nachdenken. Was ist daraus geworden?

Wir prüfen weiterhin sorgfältig die Machbarkeit der Errichtung einer Produktionsstätte in Europa. Deutschland steht definitiv auf der potenziellen Liste für diese Fabrik.

Wie beurteilen Sie den starken Preisverfall und die Überkapazitäten in der Modulproduktion in China?

Tatsächlich haben wir insbesondere 2023 enorme Preisschwankungen bei Modulen gesehen. Dies war vor allem auf den Preisverfall bei Polysilizium und vorübergehende Überkapazitäten zurückzuführen. Die schnelle Expansion der Branche wurde durch erhebliche Kapitalinvestitionen getrieben. In den letzten 18 Monaten wurden mehr Produktionskapazitäten hinzugefügt als in den 18 Jahren zuvor. Daher muss sich die Photovoltaikbranche derzeit in einem komplexen Wettbewerbsumfeld bewegen, sowohl im In- als auch im Ausland.

Wie wirkt sich die Wettbewerbssituation auf Ihre Investitionen und Finanzierungen aus?

Wir haben eine sehr niedrige Schuldenquote und einen starken Cashflow, sodass wir finanziell gesund sind. Finanzielle Gesundheit und technische Innovation sind sehr wichtig. Wir investieren mehr als fünf Prozent unseres Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung und beschäftigen mehrere Tausend Wissenschaftler und Experten in unseren Forschungs- und Entwicklungszentren in China.

Das Interview führte Hans-Christoph Neidlein aus der Redaktion von PV Europe.

Foto: Hans-Christoph Neidlein

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Thomas Bartsch von IBC Solar: Komplettsysteme aus einer Hand

PV Guided Tours: Abgestimmte Komponenten sorgen dafür, dass Photovoltaikanlagen reibungslos funktionieren. Zusätzliche Services erleichtern die Arbeit der Installateure. Worauf zu achten ist, erklärt Thomas Bartsch, Leiter des Produktmanagements bei IBC Solar.

Foto: Vorsatz Media

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Matthias Klopstein von AE Solar: Module mit höherem Ertrag und weniger Risiken

PV on Tour: Für die bifazialen Glas-Glas-Module Terra von AE Solar wurden die Zellen um 90 Grad gedreht. Das Modul wird robuster. Matthias Klopstein ist Vertriebsleiter für Europa. Von ihm erfahren wir, welche weiteren Innovationen in den Kraftpaneelen stecken.

Foto: Vorsatz Media