Führende Solarunternehmen haben in einer gemeinsamen Erklärung die EU-Kommission aufgefordert, das für Elektrogeräte geltende Verbot des Schwermetalls Cadmium auf die gesamte Photovoltaik-Branche auszudehnen. Andernfalls drohe "bis zum Jahr 2020 eine unkontrollierbare Menge mehrerer Tausend Tonnen toxischer Schwermetalle in Photovoltaik-Produkten über die ganze Europäische Union verteilt" zu werden, berichtet „DIE WELT“ (Montagausgabe), der das Schreiben vorlag. Die EU-Kommission solle bei der anstehenden Novelle der "EG-Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten" (RoHS-Richtlinie) keine Ausnahme mehr für die Solarindustrie zulassen, heißt es in der Erklärung weiter. Die Unternehmen befürchten, für eventuelle Umweltprobleme mithaften zu müssen sowie eine Verunsicherung der Verbraucher, unter der die gesamte Branche leiden könnte.
Bei den Unterzeichnern der Erklärung soll es sich um Hersteller handeln, die ausschließlich Solarzellen auf Siliziumbasis herstellen. Dazu gehörten Solarworld, Bosch, Wacker Chemie, REC und Photovoltech. "Wir glauben, die Aufnahme der gesamten Photovoltaik-Industrie in die RoHS-Richtlinie dient dem Schutz der Bevölkerung, ohne die Industrie zu gefährden", heißt es in ihrem Positionspapier. Damit bringen die Produzenten vor allem First Solar in Schwierigkeiten. Das US-Unternehmen gehört zu den Photovoltaik-Weltmarktführern und produziert Dünnschichtmodule auf Cadmiumtellurid-Basis. Die Verwendung der Schwermetalle erlaubt eine besonders günstige Produktion. Bislang gibt es kaum klinische Studien über Cadmiumtellurid. Die beiden Einzelsubstanzen Cadmium und Tellur gelten aber als giftig.
First Solar verweist auf Studie
First Solar verweist in dieser Frage auf sein umfassendes, vorfinanziertes Rücknahme- und Recyclingprogramm für seine Solarmodule. Außerdem hätten Tests die Unbedenklichkeit der Photovoltaik-Systeme belegt. First Solar verweist diesbezüglich auf seiner Webseite unter anderem auf eine Untersuchung unter Aufsicht des französischen Ministeriums für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung aus dem Jahr 2009. Dabei seien sämtliche Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsaspekte von Cadmiumtellurid-Systemen von First Solar sowie des Herstellungsprozesses untersucht. Dabei seien keine Cadmium-Emissionen in Luft, Wasser oder Erde während des normalen Betriebs der Photovoltaik-Anlage festgestellt worden. Bei Ausnahmesituationen wie Modulbruch oder Feuer seien die entstandenen Emissionen vernachlässigbar gewesen. Der großflächige Einsatz der Cadmiumtellurid-Technologie wurde demnach als unbedenklich eingestuft. (Sandra Enkhardt)