Bisher traten Windkraft und Sonnenstrom getrennt voneinander auf. Doch der zunehmende Kostendruck bringt beide Technologien näher aneinander. Hybridkraftwerke nutzen für die Windräder und die Solarmodule die gleiche Infrastruktur: beispielsweise Zufahrtsstraßen oder die Schaltanlage zum Netzanschluss auf der Mittelspannungsebene. Doch der Altar für die Ehe ist das Bauland. Deshalb sind es vor allem Kommunen, die verstärkt in Hybridkraftwerke investieren wollen. Sie haben Land und meistens schon mindestens ein halbes Kraftwerk hingestellt: entweder Sonnenstrom oder Windräder. Die Nachrüstung mit der anderen Technologie ist unproblematisch, dadurch sinken die Kosten pro Kilowattstunde Gesamtertrag. „Technisch gesehen gibt es bei der Kombination von Windrotoren und Solarmodulen kein Problem, von der eventuellen Verschattung der Module abgesehen“, meint Jens Rodenhäuser, Geschäftsführer von Linden Energy in Oldenburg. „Natürlich machen Hybridkraftwerke vor allem dort Sinn, wo der Strom in der Nähe verbraucht werden kann. Das spart zusätzlichen Netzausbau.“
Lockende Gewinne
Der Gewinn aus dieser Liaison ist verlockend: Hybridkraftwerke erlauben es, übers Jahr und den Tagesverlauf mehr und gleichmäßiger Strom einzuspeisen, als beispielsweise nur Windkraft oder nur Solarstrom. Die Einspeisekurve verläuft glatter, ein Hybridkraftwerk liefert deutlich mehr Betriebsstunden. Das wiederum erhöht die Wirtschaftlichkeit von Energiespeichern, die damit besser ausgelastet werden. Seien es Batterien, Methan, Wasserstoff, Wasser oder Druckluft. Jens Rodenhäuser folgert: „Das sind zwei komplementäre Energieformen, die auf charmante Weise zusammenpassen.“
Ein Modell für die ganze Welt
Ein Beispiel: Im Bundesland Sachsen-Anhalt wird heute bereits die Hälfte des Stroms für die 2,5 Millionen Einwohner aus Windkraft erzeugt. Würde man die Flächen zusätzlich für Solarstrom nutzen, könnte Sachsen-Anhalt regenerativen Strom exportieren. In Sachsen-Anhalt sitzt beispielsweise Hanwha Q-Cells, ein Hersteller von Zellen und Modulen. Einer der Firmengründer war Rainer Lemoine, dessen finanzieller Nachlass in einem Forschungsinstitut in Berlin steckt. Dort befassen sich die Wissenschaftler mit etwas, das bis vor wenigen Jahren ungefähr so visionär war, wie der Flug zum Mars: die Vollversorgung aus regenerativem Strom. Ein wichtiges Forschungsthema sind die Hybridkraftwerke. „Wir haben untersucht, wie sich Windkraft und Photovoltaik miteinander auf die Netze auswirken“, erzählt Christian Breyer, der Geschäftsführer des Rainer-Lemoine-Instituts. „Das gab es bisher für einzelne Standorte, aber wir haben es erstmals global und regional berechnet.“ Der promovierte Physiker bestätigt: „Bei relativ guten Windressourcen könnte man in Kombination mit Photovoltaik sehr kostengünstigen Strom produzieren, für vier bis sieben Eurocent je Kilowattstunde. Das gilt für sehr gute Standorte.“ (Heiko Schwarzburger)