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photovoltaik-Leserfrage (2)

Franz Stangl von der Firma Ambivolt hat den Verdacht, dass ein Modulhersteller die Flasherliste zu einer Lieferung von 470 Modulen manipuliert hat. Die Modulleistungen häufen sich laut Flasherliste am unteren Ende des bestellten Leistungstoleranzfensters (siehe Grafik). Das kann nach Ansicht des Lesers nicht an der Sortierung liegen, da die Module fortlaufende einlaminierte Seriennummern haben. Er fragt, ob sein Verdacht berechtigt ist.

Um darüber zu urteilen, ob die Leistungsverteilung einer Modulcharge realistisch ist oder nicht, muss man nicht nur die Modulproduktion, sondern einen großen Teil der Wertschöpfungskette betrachten. Zunächst werden Kristalle gezüchtet, diese dann in Wafer geschnitten und die Wafer mit diversen physikalischen Prozessen zu einer Solarzelle verwandelt. Schon die Wafer sind nicht mehr alle gleich, da die Kristallqualität von Scheibe zu Scheibe leicht variieren kann. Auch die Prozessschritte in der Zellproduktion verlaufen bei der einen Zelle etwas besser, bei der anderen schlechter. Die Zellen unterscheiden sich am Ende der Prozesse in ihrer Leistung. Wie, das beschreibt eine Verteilungskurve, die ein Maximum bei mittleren Leistungen hat und zu hohen Leistungen hin steil abfällt.

Der Käufer eines Moduls kann aber nicht erwarten, dass die von ihm gekauften Module dieser Kurve entsprechen. Denn die Zellen werden, bevor sie in die Modulproduktion gehen, in Leistungsklassen sortiert. Betrachtet man eine einzige Zellleistungsklasse, sieht man nur noch einen Ausschnitt der Verteilungskurve. Um Module mit der vergleichsweise hohen Leistung von 240 Watt zu produzieren, die der Leser gekauft hat, verwendete der Modulproduzent vermutlich Zellen einer hohen Leistungsklasse, zum Beispiel eine Charge mit Zellen von 4,2 bis 4,36 Wattpeak. In einer hohen Leistungsklasse sieht man zwangsläufig nur noch die Flanke der Verteilungskurve, also viele Zellen am unteren Rand von 4,2 Wattpeak, nur wenige am oberen Rand.

Es wird aber noch komplizierter, da der Modulhersteller immer wieder neue Zellchargen in den Produktionsprozess einschleusen muss. Jede hat eine etwas andere Verteilung, die unterschiedlichen Verteilungen überlagern sich. Deshalb ist es durchaus möglich, dass in der Modulproduktion in einer Leistungsklasse von 240 Watt aufwärts die meisten Module nahe bei 240 Watt liegen. Außerdem sortiert am Ende ein Modulproduzent die Module, so dass sie in einer Leistungsklasse liegen. Nach der Sortierung ist jede Verteilung denkbar.

Im Fall des Lesers haben die gelieferten Module jedoch fortlaufende Seriennummern. Sie sind einlaminiert, das bedeutet, sie müssen vor der Sortierung aufgebracht worden sein. Deshalb muss in diesem Fall die Verteilung der gekauften Charge der in der Produktion entsprechen.

Angesichts der komplizierten Überlagerungen von Verteilungen und Sortiereingriffen über die gesamte Prozesskette von Kristall zu Modul ist es zwar nicht auffällig, dass eine Häufung von Modulen mit Leistungen am unteren Rand des spezifizierten Leistungsbereichs besteht. Es stellt sich aber eine andere Frage: Ist es möglich, dass von 470 Modulen 95, das sind fast 25 Prozent, eine Leistung zwischen 240 und 240,1 Watt haben, und gleichzeitig kein einziges Modul eine Leistung von, zum Beispiel, nur 239,5 Watt?

An dieser Stelle scheiden sich die Geister. Zwei befragte Experten von Modulherstellern sind der Auffassung, dass es vielleicht unwahrscheinlich, aber durchaus möglich sei. Es setze voraus, dass es eine entsprechende Häufung in der Zelllieferung gegeben habe. Zwei Experten aus Prüflaboren wetten dagegen eher auf Manipulation. Die Frage könne man aber nur dann endgültig klären, wenn man die Module in einem Prüflabor nachmessen würde.

Michael Fuhs

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