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Eltif 2.0

Eltif 2.0 stärkt Anleger

Investitionen in Solarprojekte erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Ludger Wibbeke: Das System der Stromerzeugung wird vollkommen umgebaut, es hat mit den alten Strukturen beinahe nichts mehr gemein. Neben Solar- und Windparks geht es vor allem auch um große Batteriespeicher und intelligente Netzwerktechnik. Dafür bereiten wir uns gerade intensiv vor, um hierfür neue Fonds aufzulegen.

Haben Sie konkrete Projekte für Großspeicher in der Planung?

Im Dezember 2023 wurde Europas größter Solarpark südlich von Leipzig in Betrieb genommen, der Energiepark Witznitz mit 650 Megawatt. Diese Anlage hat die Signal Iduna über uns finanziert. Jetzt wird diskutiert, dort auch Großspeicher zu installieren, zur Ergänzung der Solarfelder.

Erkennen Sie eine wachsende Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten in der Solarbranche?

Bei uns laufen solche Investitionen unter dem Stichwort Infrastruktur, in Abgrenzung beispielsweise zu Immobilienfonds. In beiden Segmenten wirken sich zurzeit die hohen Zinsen als Hemmnis aus. Die Investoren halten sich zurück, dadurch werden deutlich weniger Fonds aufgelegt. Das betrifft leider auch die Fonds zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Wir sind gespannt, wie die neue Bundesregierung hiermit umgeht. Trotz der riesigen Volumen der sogenannten Sondervermögen wird privates Kapital weiterhin benötigt werden.

Auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgen die Investitionen?

In Deutschland ist das Kapitalanlagengesetzbuch maßgeblich, abgekürzt KAGB. Es bestimmt, nach welchen Regeln und für welche Zwecke privates Kapital in Fonds angelegt werden darf. Dass privates Kapital über spezielle Fonds beispielsweise in Solarkraftwerke oder Großbatterien fließen darf, ist noch relativ neu. Das wird auch zuletzt durch die Reform des European Long-Term Investment Fund der EU möglich, kurzerhand als Eltif 2.0 bezeichnet.

Was genau verbirgt sich dahinter?

Mit Eltif 2.0 bietet die EU – und damit auch Deutschland – einen Filter, der die Anlagemöglichkeiten von privatem Kapital erweitert. Die Eltif-­2.0-Verordnung trat im Januar 2024 in Kraft, schon im Februar wurden die deutschen Regeln entsprechend veröffentlicht. Die deutsche Bafin hat die neuen Regeln aus Brüssel faktisch komplett übernommen. Diesen Verzicht auf das deutsche Goldplating gab es so noch nie. Nun können private Anleger auch in Infrastruktur investieren, zum Beispiel in Projekte der Energiewende. Zudem gibt es einige Erleichterungen für Eltif-Fonds.

Welche Erleichterungen sind besonders wichtig?

Durch den Eltif-Filter sind Kombinationen aus Fondsstrukturen und Assetklassen neu möglich. Die neuen Debt-Fonds können auch als Publikumsfonds jetzt selbst Kredite für Projekte vergeben. Dadurch kann man insgesamt Eigenkapital für Projekte einfacher aufnehmen und mehr Fremdkapital einsammeln.

Welche Art von Investoren ist für die Finanzierung der Energiewende besonders zugänglich?

Wir richten uns vor allem an institutionelle Anleger. Über unsere Partner wie Advace und Luxcara bieten wir den Advace Carbon Free Energy Fund und NSW Green Energy Europe an. Das sind neue Fonds, die in Projekte der Energiewende investieren.

Eltif 2.0 ist gerade ein Jahr alt. Wie stehen Ihrer ­Meinung nach die Aussichten für dieses neue Modell?

Meiner Meinung nach werden in fünf Jahren Fonds mehrheitlich mit dem Eltif-Filter arbeiten. Die Liberalisierung macht dieses Modell sehr lukrativ. Zudem kann die EU über Eltif die Regeln für private Investitionen europaweit leicht zentral ändern, wenn beispielsweise mehr Kapital benötigt wird. Die weitere Deregulierung und Entbürokratisierung wird kommen, da bin ich mir sicher. Für uns ist Eltif 2.0 ein großer Fortschritt. Besonders lobenswert war die Geschwindigkeit, mit der die neuen Regeln auch in deutsches Recht übernommen wurden.

Haben Sie schon einen Eltif-Fonds aufgelegt?

Gerade heute Morgen kam die Genehmigung von der Bafin für den ersten Eltif-Fonds der Hansainvest in Deutschland. Das wird ein offener Fonds, die Anleger können unter Einhaltung von festgelegten Regeln ihr Geld einbringen oder abziehen. Dafür braucht man auch eine besondere Mindestliquidität, weil der Gegenstand des Investments nicht ohne Weiteres verkauft werden kann, um Geld zu erlösen. Solarparks oder andere Projekte der Energieinfrastruktur sind in der Regel nicht liquide, das liegt in ihrer Natur. Wir sind mit diesem Fonds eventuell die Ersten.

Wie groß ist der Fonds?

Zunächst bis 200 Millionen Euro. Er fokussiert auf die Assetklasse Venturecapital. Zudem haben wir rund 20 weitere solche Fonds in der Pipeline einschließlich unserer Luxemburger Tochtergesellschaft. Etliche von ihnen werden wohl noch in diesem Jahr an den Start gehen. Geplant ist auch ein Fonds speziell zur Agri-PV.

Deutschland hat gewählt. Was müsste die neue ­Bundesregierung tun, damit mehr Kapital in die ­Energiewende fließen kann?

Eltif 2.0 kam von der EU und wurde durch die Bafin zügig umgesetzt. Derzeit liegt aber das Zweite Zukunftsfinanzierungsgesetz auf Eis, das hat die Ampelkoalition nicht mehr durch den Bundestag gebracht. Das müsste die neue Bundesregierung schnell aufgreifen. Denn in diesem Gesetz hängen wichtige Regelungen auch zum Steuerrecht fest.

Können Sie uns ein Beispiel geben?

Zum Beispiel geht es um aktive unternehmerische Bewirtschaftung auch von Photovoltaikanlagen. Hinter diesem Fachterminus verbirgt sich das Problem, dass beim Betrieb von Solarkraftwerken Gewerbesteuer fällig wird. Finanzieren Sie aus einem Debt-Fonds Solarkraftwerke und Immobilien, könnten auch die Erträge aus Immobilien infiziert und dann steuerpflichtig für Gewerbesteuer werden – obwohl sie bislang davon ausgenommen sind.

Ist das ein typisch deutsches Problem?

In Luxemburg wird beispielsweise keine Gewerbesteuer auf Solarparks und Debt-Fonds erhoben. Deshalb würde ich aktuell noch zunächst jedem empfehlen, in Luxemburger Fonds zu investieren. Bis diese Sache bei uns geklärt ist. Wir gehen davon aus, dass dies bis zum Frühjahr 2026 mit dem Inkrafttreten der nationalen Regeln zum AIFMD II sein wird.

Gibt es neue Investorengruppen, die sich für erneuerbare Energien interessieren?

Die Kapitalsammelstellen als institutionelle Investoren, etwa berufsständische Versorgungswerke, verfügen über ein gewisses Investitionspotenzial. In Nordrhein-Westfalen war es über die Regelungen zur Anlageverordnung möglich, fünf Prozent ihres Anlagevermögens in Infrastrukturprojekte zu investieren. Viele Versorgungswerke sitzen in Düsseldorf, sie konnten dies als Investoren von Projekten der Energiewende verwenden. Diese Regelung aus NRW wurde seit Februar 2025 bundesweit geöffnet. Auch das wird erhebliche Mittel in die Energiewende fließen lassen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Dieser große Batteriepark im thüringischen Gotha wurde von Smart Power errichtet.

Foto: Paul-Philipp Braun

Dieser große Batteriepark im thüringischen Gotha wurde von Smart Power errichtet.

Hansainvest

Mehr als 66 Milliarden Euro verwaltet

Die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH wurde 1969 gegründet und ist Teil der Signal Iduna Gruppe. Als unabhängige Service-KVG für Financial und Real Assets erbringt die Hamburger Gesellschaft vielfältige Dienstleistungen rund um die Administration von liquiden und illiquiden Assetklassen. Der Hauptsitz befindet sich in Hamburg. Zudem ist das Unternehmen mit einer Niederlassung in Frankfurt am Main präsent. Über ein Tochterunternehmen ist die Hansainvest auch in Luxemburg vertreten. Aktuell werden von rund 380 Mitarbeitenden mehr als 550 Publikums- und Spezialfonds mit einem Bruttofondsvermögen von über 66 Milliarden Euro administriert.

Solar Investor’s Guide

Perspektiven für Investitionen in Solarparks und Großspeicher

Podcast (Englisch): Eine Investition in Solarkraftwerke ist besonders attraktiv, wenn die Modulpreise wie derzeit niedrig sind. Aber das könnte sich demnächst ändern. Auch der Markt für Batteriespeicher ist in Bewegung. Insbesondere für Investitionen in große Speichersysteme ist er derzeit sehr attraktiv. Doch dieses Fenster könnte sich bald schließen. Wir haben mit dem niederländischen Analysten Gerard Scheper darüber gesprochen, wann und warum dies passieren könnte und wer die Hauptakteure im Geschäft sind.

Sein Unternehmen European Solar berät Investoren und veröffentlicht Berichte mit Marktanalysen aus aller Welt. Die Aussichten sind gut, sagt Scheper, aber manche Risiken sind nicht zu unterschätzen.

Dauer der Podcastfolge: 45:08 Minuten

Foto: paul-langrock.de/EnBW

Autor

Ludger Wibbeke
verantwortet als Geschäftsführer das Kundenmanagement der Service-KVG Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH mit verschiedenen Assetklassen wie Immobilien, Private Equity, erneuerbare Energien, Debt-Fonds und Infrastruktur in den möglichen Spezial- und Publikumsfondsstrukturen. Damit ist er auch für den Fokus auf die Real-Assets-Fonds in Deutschland und Luxemburg zuständig.
Er ist Rechtsanwalt, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wohnselect KVG und der Hansainvest Lux sowie aktives Mitglied im Präsidium des ZIA. Er verfügt über mehr als 25 Jahre internationale Berufserfahrung in Banken, davon 20 Jahre am Kapitalmarkt.

Christian Mai

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