Die Studie beziffert die tatsächlichen Kosten der Braunkohleverstromung auf rund 26 Cent pro Kilowattstunde. Wind- und Solarstrom kosten in Deutschland hingegen nur zwischen sechs und zehn Cent pro Kilowattstunde. „Externe Kosten wie Klimaschäden durch Emissionen und Luftverschmutzung machen bei der Braunkohlenutzung den Großteil ihrer Gesamtkosten aus“, analysiert Marcel Keiffenheim von Green Planet Energy. „Es ist skandalös, dass in der öffentlichen Debatte trotzdem die Braunkohle immer noch als vermeintlich kostengünstige Energiequelle dargestellt wird.“
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Externe Kosten und Förderungen eingepreist
Die Studie des FÖS berechnet die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Braunkohleverstromung im Jahr 2022 und vergleicht diese mit den Kosten für erneuerbaren Strom. Neben den Stromgestehungskosten erhebt die Studie die externen Kosten sowie staatliche Förderungen. Mit externen Kosten sind Umwelt- und Gesundheitsschäden gemeint, die nicht von den Verursachern, sondern von der Gesellschaft getragen werden.
Energiesteuern decken Kosten nur teilweise ab
Die Klima- und Umweltkosten der Stromerzeugung durch Braunkohle werden nur zum Teil durch das Europäische Emissionshandelssystem (EU-ETS) und die von den Verbrauchern gezahlten Energiesteuern in Rechnung gestellt. Sie sind nicht komplett eingepreist und belaufen sich laut FÖS in Summe auf 13,3 Cent pro Kilowattstunde.
Demnach kostet jede Kilowattstunde Braunkohlestrom unter Berücksichtigung aller Kosten 26,3 bis 26,5 Cent. „Wir haben bewusst eine konservative Berechnung vorgenommen, bei der die Umweltbelastungen stärker auf künftige Generationen abgewälzt werden“, erläutert Florian Zerzawy, Leiter für Energiepolitik des FÖS. „Würden wir den Aspekt der Generationengerechtigkeit stärker gewichten, schlügen die nicht-eingepreisten externen Kosten mit fast 65 Cent pro Kilowattstunde Braunkohlestrom zu Buche.“
Immer noch 1,7 Milliarden Euro staatliche Förderung
Neben den externen Kosten berücksichtigt die Studie auch die staatlichen Förderungen. Diese wirken sich zum einen direkt auf den Staatshaushalt aus. Zum anderen werden sie beispielsweise von den Verbrauchern über die Stromrechnung bezahlt.
Für das letzte Jahr summieren sich diese Förderungen laut FÖS insgesamt auf 1,7 Milliarden Euro. Der Braunkohlestrom kann mithilfe dieser staatlichen Gelder zwar günstiger vermarktet werden. Allerdings trägt die Gesellschaft dadurch weitere Kosten, die sich nicht im Strompreis niederschlagen.
Gestehungskosten steigen durch CO2-Zertifikate
Die Stromgestehungskosten umfassen die variablen und fixen Betriebskosten der Kraftwerke. Dazu zählen einerseits zum Beispiel die Preise für variable Brennstoffe und CO2-Zertifikate, andererseits Kosten für Personal, Wartung, Instandhaltung sowie fixe Brennstoffkosten. Für das Jahr 2022 beziffert das FÖS die Stromgestehungskosten für Braunkohle auf 11,8 bis zwölf Cent pro Kilowattstunde.
Keine versteckten Kosten bei Wind und Sonne
Strom aus neuen Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen ist deutlich günstiger als der aus Braunkohlekraftwerken. Die Stromgestehungskosten der Erneuerbaren betragen bei Windkraftanlagen an Land 6,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei Offshore-Windkraft sind es 9,7 Cent pro Kilowattstunde und bei Photovoltaik 7,1 Cent pro Kilowattstunde. Externe Kosten darüber hinaus fallen praktisch nicht an, weil ihr Betrieb weitgehend emissionsfrei ist. (HS)
Die kostenfreie Studie „Was Braunkohlestrom wirklich kostet“ des FÖS finden Sie hier.
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