Beim Frühjahrsgipfel der Solarbranche im Kloster Banz standen zu Beginn traditionell politische Fragen auf der Tagesordnung. Denn der starke Ausbau der Solartechnik in der vergangenen Legislaturperiode darf unter der neuen Bundesregierung nicht ins Stocken geraten. „Innerhalb von zwei Jahren wurden in Deutschland rund 30 Gigawatt Photovoltaik zugebaut“, rechnete Mark Wimmer vor.
Der Fachexperte aus dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin hielt den Eröffnungsvortrag. „Zahlreiche Reformen von Gesetzen und Verordnungen unter der Ampelkoalition haben den Zubau erheblich beschleunigt.“
Negative Strompreise als Herausforderung
Wimmer nannte die zunehmenden Phasen negativer Preise an der Strombörse als Herausforderung. „Das Solarspitzengesetz verhindert, dass die EEG-Förderung aus dem Ruder läuft“, analysierte er in seinem Vortrag. „Die Steuerung auch kleinerer Anlagen und mehr Speicher können die Flexibilität der Verteilnetze erhöhen.“
PV-Symposium im Kloster Banz: Systemtechnik für eine stabile erneuerbare Stromversorgung
Zugleich müsse die Sektorkopplung vorankommen, also steuerbare Lasten wie elektrische Wärmetechnik oder birektional ladbare E-Autos. Er benannte die weitere Entbürokratisierung als wichtige Aufgabe der politischen Führung und des Ministeriums.
40 Jahre: von 1985 bis heute
In diesem Jahr feiert das PV-Symposium sein 40-jähriges Jubiläum. Zu Beginn seines Vortrages erinnerte Carsten Körnig vom BSW-Solar an das Jahr 1985, das vielen Akteuren der Solarbranche noch lebendig in Erinnerung ist. „1985 war das Jahr, in dem Gorbatschow in Moskau an die Macht kam“, sagte er. „1985 wurde das sowjetische Raumschiff Soljut 7 gerettet, weil man die gestörte Energieversorgung mit Solarpaneelen wiederherstellte.“
Damals wurde das Hubble-Teleskop ins All geschickt, mit deutschen Solarzellen. In der Schweiz fand die erste Solar Rallye Tour de Sol statt, mit solarbetrieben Leichtmobilen.
Podcast Solar Investors Guide: 40 Jahre PV-Symposium im Kloster Banz
Und auf der anderen Seite des Globus, in Australien, stellte Professor Martin Green die erste polykristalline Solarzelle mit mehr als 20 Prozent Wirkungsgrad vor. „Nun, 40 Jahre später, haben wir in Deutschland 100 Gigawatt Solarleistung installiert“, nannte Körnig aktuelle Zahlen. „Bis 2030 sollen es 215 Gigawatt werden. 47 Prozent dieses Weges sind geschafft.“
18 Gigawatt in diesem Jahr machbar
Nach knapp 17 Gigawatt Zubau im vergangenen Jahr hält er 18 Gigawatt in 2025 für möglich, „wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen“. Natürlich bereitet sich der BSW als wichtigste Branchenvertretung auf intensive Gespräche mit der neuen Koalition vor. „Wir sind guten Mutes, denn drei Viertel der Wählerinnen und Wähler von SPD und Union wollen mehr Unterstützung für die Photovoltaik“, kommentierte er die Ergebnisse mehrerer Umfragen. „Doch weiterer Zubau ist kein Selbstläufer.“
Neue Gaskraftwerke werden sehr teuer
Vor allem dürfe die Politik keine Rolle rückwärts machen, beispielsweise in Subventionen für neue Gaskraftwerke. Die neue Koalition plant, 20 Gigawatt mit massiver Förderung in den Markt zu drücken.
Sie dürften Strom weiter verteuern, für privaten Haushalte und die deutsche Industrie. Dagegen sind die Börsenstrompreise im vergangenen Jahr gegenüber 2023 um 20 Prozent gesunken, weil die erneuerbaren Energien mittlerweile dominieren.
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Selbst Stromexporte aus dem Ausland stammen mittlerweile bereits zur Hälfte aus erneuerbaren Quellen, denn die Energiewende schreitet global voran. „Jetzt muss das Energiesystem an den weiteren Ausbau der Erneuerbaren angepasst werden“, forderte Simone Peter vom Bundesverband der Erneuerbaren Energien (BEE). „Nicht umgekehrt! Man kann negative Strompreise als Probleme sehen oder als Chance, als neues Geschäftsmodell.“
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Auch sie erteilte den Plänen der Koalition, mehr Gaskraftwerke zu fördern, eine Absage. „Das sind unflexible und dauerhaft sehr teure Kraftwerke – und nicht einmal für Wasserstoff geeignet. Wichtiger ist, die Flexibilität der Netze durch Anreize im Markt zu stärken.“
Stromspeicher: Joker der Energiewende
Stromspeichern komme dabei zentrale Rolle zu, sie sind die „Joker der Energiewende“ (Carsten Körnig). Simone Peter forderte, den Strom aus erneuerbaren Energien „zu nutzen, statt ihn abzuregen. Denn jede Kilowattstunde hat einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Wert.“
Sie appellierte an die Politik, bürokratische Hürden abzubauen und die Stromnebenkosten zu senken. Dazu gehören die Stromsteuer oder Netzentgelte, die gleichfalls flexibilisiert werden müssen. (HS)