Ich hatte das Gefühl, dass der Erfolg in Deutschland in andere Länder getragen werden muss. Deshalb habe ich mich zu dem Zeitpunkt auf die Internationalisierung, mit besonderem Fokus auf Europa und die USA, konzentriert.
Hohe Dynamik und Volatilität
Im letzten Jahrzehnt habe ich alle Höhen und Tiefen der Branche miterlebt. Die hohe Dynamik und Volatilität des Marktes sind mit keiner anderen Branche zu vergleichen. Die Amplituden waren entsprechend hoch. Ich habe Jahre erlebt, die durch ein unvergleichbares Wachstum geprägt waren. Aufbruchsstimmung pur. Ich habe allerdings auch das Tal der Tränen gesehen, das tausende von Jobs gekostet hat. Gefühlte Höhepunkte waren bis 2011 die Messen der Branchen.
Die Partys von Q-Cells
Insbesondere habe ich hier die Partys von Q-Cells in guter Erinnerung. Gleichzeitig haben Monopolisten im Bereich der Siliziumherstellung den Markt dominiert, LTCs waren die Regel. Dieses Monopol wurde im Rahmen der Veränderung ab 2011 sukzessive aufgebrochen. Die Krise ab 2012 war hart. Viele Insolvenzen haben das Bild geprägt, viele gute Mitarbeiter mussten sich neu orientieren.
Der Branchenverband hat aus meiner Sicht das Vertrauen der Politik missbraucht und maßgeblich dazu beigetragen, dass das EEG entsprechend hart verändert wurde. Für mich ist das bis heute völlig unverständlich. Ich habe dennoch weiterhin an die Solarbranche geglaubt. Im Jahr 2014 habe ich in ein Photovoltaik-Unternehmen in den USA investiert. Dort habe ich festgestellt, dass sich die Photovoltaik auch ohne reale Subventionen durchsetzen kann.
Senec im Jahr 2027
Im Jahr 2027 wird es den Energieversorger von heute nicht mehr geben. Wir werden in vielen Ländern eine Entwicklung sehen, die sich stark in Richtung Erzeugung und Speicherung von regenerativen Energien orientiert. Senec wird hierbei weltweit als dezentraler Energieversorger eine marktführende Position innehaben. Der gespeicherte Solarstrom wird deutlich unter zehn Cent je Kilowattstunde erzeugt werden.
In zehn Jahren wird es in Deutschland etwa 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser geben. Davon werden etwa 75 Prozent eine Photovoltaikanlage mit Speicher besitzen. Es wird gängig sein, Dächer und Fassaden zur Energieerzeugung zu nutzen und diese Energie dezentral zu speichern. Zusätzlich wird man weltweit sein Elektroauto mit selbsterzeugten Strom laden.
Dieselautos wird es nicht mehr geben
Dieselfahrzeuge wird es nicht mehr geben. Ebenso wenig Atom- und Kohleenergie. Windenergieanlagen mit 15 bis 20 Megawatt Leistung werden an der Tagesordnung sein. Das Thema Energieeffizienz wird dazu führen, dass in der Seeschifffahrt keine 400 Millionen Tonnen Schweröl mehr im Jahr ungefiltert verbrannt werden.
Meine Vision ist es, die Zukunft im Bereich der dezentralen Energieversorgung entscheidend mitzugestalten. Die Zeit, in der der Verbraucher im Bereich der Energieversorgung und Mobilität großen Konzernen ausgeliefert ist, hat ein Ende. Die Profitsucht der Konzerne (im Bereich Energie und Mobilität) auf Kosten der Umwelt ist beendet. Und der Verbraucher kann endlich frei entscheiden, wie und durch wen er seine Energie bezieht.
Diese Entwicklung will ich aktiv mitgestalten. Mein Motto: Never give up! Und: Rede nicht, sondern handle! Der Kampf für die Umwelt braucht Menschen, die erst anfangen, wenn andere aufgeben.
Norbert Schlesiger ist Geschäftsführer des Speicherherstellers Senec aus Leipzig.