Der angestrebte Anteil von erneuerbaren Energien am Strommix 2030 ist mit dem Ausbaupfad des EEG nicht zu schaffen. Das ist das Ergebnis eines Strommarktmodells von Energy Brainpool. Vorgestellt wird es im November auf dem Forum Neue Energiewelt.
Um die CO2-Reduktionsziele im Klimaschutzprogramm 2030 zu erreichen, ist entweder ein Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) oder ein deutlicher Zubau von Anlagen mit Power Purchase Agreements (PPA), also langfristigen Stromlieferverträgen, nötig. Dies ist das Ergebnis des auf das Klimapaket angewandten Strommarktmodells von Energy Brainpool. Ein Anteil von 65 Prozent Erneuerbare Energien am Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 ist nicht zu schaffen, wenn der Windenergie- und Photovoltaik-Zubau mit den Ausbaupfaden des EEG 2017 gesteuert wird und gleichzeitig die Sektoren Wärme und Mobilität elektrifiziert werden.
In ihrem Strommarktmodell haben die Energie-Experten den Markt mit den Vorgaben aus dem Klimaschutzprogramm simuliert. „Mit 65 Prozent Erneuerbaren kann der CO2-Ausstoß im Energiesektor auf 175 bis 183 Millionen Tonnen im Jahr 2030 reduziert werden. Damit wäre das CO2-Reduktionziel erreicht“, sagt Perez Linkenheil von Energy Brainpool. Allerdings sei dafür ein sehr hoher Anlagenzubau erforderlich. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten.
Lösung auf politischer Ebene: Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
Zum einen könnte es eine Lösung auf politischer Ebene geben, indem das EEG angepasst wird und die Zubaumengen pro Jahr angehoben werden. Laut Strommarktmodell müssten ab dem zweiten Halbjahr 2019 bis 2030 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Netto-Kapazität von 28,39 Gigawatt neu errichtet werden - ohne Berücksichtigung des Anlagenrückbaus, der nach Auslaufen der EEG-Vergütung stark zunehmen wird. Die Netto-Gesamtleistung muss laut Strommarktmodell im Jahr 2030 bei 81,5 Gigawatt liegen. Zum Vergleich: Ende 2018 lag die installierte Gesamtleistung an Onshore-Windenergieanlagen in Deutschland bei knapp 53 Gigawatt. Der momentan vorgesehene Zubaukorridor ab 2020 beträgt 2,9 Gigawatt brutto im Jahr. Wobei der genannte Netto-Zubau nochmals schwieriger zu erreichen ist.
Weiterhin müssen laut Energy Brainpool ab Juli 2019 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Netto-Kapazität von 12,9 GW bis 2030 zugebaut werden. In der Summe sollte es dann eine Netto-Leistung von 20 GW sein, was in etwa einer Verdreifachung entspricht. In dem Klimapaket wurde das Zubauziel bereits von 15 auf 20 Gigawatt angehoben.
Photovoltaikzubau von 40 Gigawatt bis 2030
Darüber hinaus ist laut Energy Brainpool ab Ende 2018 ein Photovoltaik-Zubau mit einer Netto-Gesamtleistung von 40,8 Gigawatt bis 2030 notwendig, so dass dann Anlagen mit einer Leistung von 86,1 Gigawatt Strom liefern. Bis Ende 2018 waren Solaranlagen mit einer Leistung von 45,9 Gigawatt am Netz. Aktuell sind 1,9 Gigawatt Zubau im Jahr vorgesehen.
Lösung auf marktwirtschaftlicher Ebene: Ausbau von PPA-Modellen
Die zweite Möglichkeit, um das CO2-Reduktionsziel zu erreichen, ist die marktwirtschaftliche Variante über Power-Purchase-Agreements (PPA). „Die Preise für diesen Strom müssen hoch genug sein, damit die langfristigen Stromlieferverträge wirtschaftlich attraktiv sind“, betont Perez Linkenheil. Die Stellschraube hierfür ist der europäische CO2-Preis (CO2 European Emission Allowance). Nur dieser CO2-Preis hat eine unmittelbare Auswirkung auf die Strompreise. Die CO2-Preise im Non-ETS-Sektor, wie sie im Klimapaket stehen, seien lediglich ein Anreiz, um gewisse Maßnahmen zu ergreifen. „Am sinnvollsten und zielführendsten wäre es, wenn beide Wege beschritten werden: der Umbau des EEGs und ein großer PPA-Ausbau“, fasst Perez Linkenheil zusammen.
Das Klimaschutzprogramm 2030 und seine Auswirkung auf die Erneuerbare Energien-Märkte wird ein Thema auf dem 20. Forum Neue Energiewelt am 21./22. November 2019 im Hotel Maritim proArte in Berlin sein. In zahlreichen Sessions, Vorträgen und Workshops werden politische Konzepte, Geschäftsmodelle und Innovationen auf den Prüfstand gestellt und diskutiert.(PF)