Solarworld wird zum 30. September 2018 seinen Geschäftsbetrieb einstellen, wenn sich bis dahin kein Investor findet, der diesen komplett übernehmen will. Inzwischen wurden zwei Transfergesellschaften gebildet, in die Mitarbeiter ab Anfang August wechseln können, um soziale Härten abzufedern. Zudem steht auch schon ein Sozialplan.
Der Insolvenzverwalter von Solarworld Christoph Niering hat entschieden, den Geschäftsbetrieb spätestens Ende September dieses Jahres einzustellen, sollte sich bis dahin kein Investor finden. Das hat Niering auf der Gläubigerversammlung beim Amtsgericht Bonn mitgeteilt. Er begründet das gegenüber den anwesenden Gläubigern, Arbeitnehmern und dem Betriebsrat mit der aktuellen wirtschaftliche Situation des Unternehmens und vor allem mit der fehlenden Perspektive, Solarworld in seiner bisherigen unternehmerischen Ausrichtung zu erhalten. Schließlich fahre das Unternehmen derzeit kräftige Defizite ein. Das wird in den kommenden Monaten angesichts des schwächelnden chinesischen Heimatmarktes und der damit sinkenden Preise am Markt kaum leichter für Solarworld.
Persönliche und finanzielle Härten abfedern
In Vorbereitung auf eine mögliche Schließung hat der Insolvenzverwalter bereits einen Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten an den Produktionsstätten im thüringischen Arnstadt und im sächsischen Freiberg ausgehandelt. Zur Abfederung möglicher Entlassungen wurden in Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit zwei Transfergesellschaften initiiert, in welche die von ihrem Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeiter zum 1. August 2018 wechseln können.
In diesen Transfergesellschaften werden die betroffenen Mitarbeiter nicht nur weiter qualifiziert, sondern erhalten innerhalb der nächsten sechs Monate eine finanzielle Unterstützung, welche deutlich oberhalb der Bezüge des Arbeitslosengeldes liegt. Mit dieser Regelung sollen persönliche und finanzielle Härten abgefedert werden. Niering wird die Beschäftigten in Bonn, Arnstadt und Freiberg in der nächsten Woche persönlich auf Mitarbeiterversammlungen über das weitere Vorgehen informieren.
Kritik an der Bundesregierung
Der Insolvenzverwalter übt harte Kritik an der fehlenden politischen Unterstützung durch die Bundesregierung. „Diese hat allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben“, sagt er auf der Gläubigerversammlung. „Anders kann ich mir die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der Solarworld als letzten großen deutschen Entwickler und Hersteller von Solarzellen nicht erklären. Dies ist umso unverständlicher, als die Bundesregierung mit der Forschungsfabrik Mikroelektronik einen Weg aufgezeigt hat, wie wichtige Schlüsselindustrien auch in einem schwierigen marktwirtschaftlichen Umfeld erhalten werden können. Mit dem Projekt Forschungsfabrik Photovoltaik hätten nicht nur viele Arbeitsplätze gesichert, sondern vor allem das jahrelange Forschungs-Know-How und die hieraus hervorgegangenen Patente in Deutschland gehalten werden können.“ (su)