Die Corona-Epidemie kommt in der Solarbranche an. Die Modullager in Rotterdam sind nahezu leer. Weil die Werke in China stillstehen, kommt es zu Engpässen bei den Modullieferanten. Denn die hohe Nachfrage der europäischen Märkte kann allein aus Fabriken in Europa, Korea oder Vietnam nicht bedient werden.
Steigende Preise erwartet
Die sehr niedrigen Preise für Solarmodule dürften kurzfristig ansteigen. Schon klettern sie von 24 auf 26 Cent je Watt, in Aussicht stehen 29 Cent. „Nennenswerte Lieferungen der chinesischen Hersteller erwarten wir erst Mitte oder Ende Mai“, analysiert Bernhard Weilharter, Geschäftsführer des Modulproduzenten CS Wismar alias Sonnenstromfabrik. Soll heißen: Wer jetzt seine Ware mit Liefertermin im Frühsommer bestellt, muss tiefer in die Tasche greifen.
Ob die Preise die magische Grenze von 30 Cent je Watt knacken, hängt entscheidend davon ab, wann die großen chinesischen Hersteller ihre Fabriken wieder hochfahren. Derzeit ist ein Ende der Epidemie und somit des Stillstands nicht in Sicht.
Aufträge gehen durch die Decke
Die Sonnenstromfabrik von CS Wismar kann bei Vollauslastung bis zu 300 Megawatt im Jahr ausliefern. „Aufgrund der starken Marktentwicklung hatten wir bereits Anfang Januar einen ungewöhnlichen Auftragseingang“, bestätigt Weilharter. „Aber seit zwei Wochen gehen die Bestellungen bei uns förmlich durch die Decke. Das hat sicher mit dem Virus in China zu tun. Die Module werden knapp.“
Noch hat CS Wismar die Lieferfähigkeit gut im Griff. Auch Zellen oder Materialien wie Folien oder andere Komponenten seien verfügbar. „Wir wollen jetzt nicht mit den Preisen spielen“, sagt Weilharter. „Dennoch erwarte ich, dass die Preise anziehen. Vorher waren sie ja im Keller.“
Abhängigkeit von China ist ungesund
Jetzt räche sich, dass viele EPC auf weiter sinkende Preise gehofft und ihre Bestellungen verzögert hatten. Aufgrund der Ausschreibungen und der Zuschläge geraten sie nun unter Termindruck.
Der Engpass spielt den Modulherstellern in Deutschland in die Hände: Sonnenstromfabrik, Solarwatt oder Heckert Solar. Auch Anbieter wie LG oder Q-Cells, die in Korea produzieren, oder Anbieter aus dem europäischen Ausland können mit steigenden Preisen ihre Margen verbessern und die Fabriken voll auslasten.
Der aktuelle Engpass zeigt, dass die Abhängigkeit der europäischen Solarmärkte von den chinesischen Lieferanten ungesund ist. Mit dem allgemeinen Marktwachstum dürften die europäischen Anbieter ihre Fabriken ausbauen, um hochwertige Ware mit kurzen Lieferwegen in den Markt zu bringen. (HS)
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