Sie renovieren in Meschede im Sauerland ein Wohnhaus. Welche Heizungstechnik haben Sie installiert?
Siegbert Mahal: Das Wohnhaus aus den 60ern hat vier Mietparteien, ich habe es geerbt. Um es möglichst kostengünstig zu versorgen, haben wir eine Mikro-KWK-Anlage mit 3,2 Kilowatt elektrischer Leistung und 15 Kilowatt Wärmeleistung installiert. Dieses System scheint optimal für jedes Mehrfamilienhaus. Faktisch wird man damit autark, wenn man den bestehenden Netzanschluss beibehält. Demnächst wollen wir eine Photovoltaikanlage installieren.
Welches BHKW haben Sie eingebaut?
Das Aggregat ist eine Mikro-Gasturbine Enertwin von der Firma MTT aus Holland. Sie läuft mit 240.000 Umdrehungen pro Minute und liefert pro Stunde 3,2 Kilowattstunden Strom und 15,6 Kilowatt Wärme, völlig ausreichend für vier Wohnungen. Die Leistung wird je nach Außentemperatur oder den Bedürfnissen der Nutzer moduliert.
Wann wurde die Gasturbine angeschlossen?
Anfang November 2019 hydraulisch und kurz vor Weihnachten elektrisch. Die Heizungsleitungen der Wärmeversorgung waren noch intakt. Wir haben zwei Pufferspeicher von je 800 Litern für die Wärme eingebaut, ebenso Wärmemengenzähler für jede Wohnung. Die Iserlohner Stadtwerke haben sich als Sponsor an der Anschaffung der KWK beteiligt. Das Aggregat läuft voll durch, je nach Anforderung wird es moduliert. Bisher versorgt es drei Wohnungen, die vierte wird derzeit renoviert.
Haben Sie die Photovoltaikanlage schon aufs Dach gesetzt?
Das ist als nächster Schritt geplant. Die Anlage soll fünf Kilowatt leisten. Sie wird mit DC-Optimierern und Wechselrichtern von Solaredge ausgestattet. Zudem haben wir einen Stromspeicher mit zehn Kilowattstunden verbaut, den Resu H von LG. Leider muss er jetzt ausgetauscht werden, da er tiefentladen war.
Mit welchen Schwierigkeiten wurden Sie während der Sanierung konfrontiert?
Zunächst einmal tun sich viele Handwerker schwer, eine solche Mikro-Gasturbine einzubauen. Die SHK-Installateure in der Region hatten dafür kein Verständnis, die haben die Hände gehoben. Schließlich habe ich einen Fachbetrieb gefunden, der Industrieinstallationen macht. Aber unter uns: Wir müssten heutzutage überall solche KWK einbauen statt der Gasthermen. Das sind doch Neuschrott-Thermen, nicht mehr zeitgemäß.
Wie erfolgte der Netzanschluss?
Elektrisch war das kein Problem. Doch der Netzbetreiber, bei uns ist das Westnetz, stellt sich bockig an. Er verlangt, dass nur sein Messkonzept realisiert wird, und bedroht die Elektroinstallateure damit, dass sie ihre Zulassung verlören, wenn sie andere Zähler einbauen. Die Zähler in diesem Konzept haben keine S0-Schnittstelle und können deshalb nicht in die Steuerung eingebaut werden.
Wie gehen Sie damit um?
Technisch ist das ein Unding. Man würde doch die Anlage, die Strom produziert, mit einer Steuerung versehen, die nicht anzeigt und kontrolliert, wie viel Strom produziert wird! Wir haben das missachtet. Zum Netz haben wir einen Zwei-Richtungs-Zähler, für die Mikro-KWK haben wir einen MID-geeichten, digitalen Erzeugungszähler mit S0-Schnittstelle
Und bei den Mietern in den Wohnungen?
Für die Wohnungen haben wir MID-geeichte, digitale Hutschienenzähler mit S0 installiert. Seit dem 18. Dezember 2019 hat die KWK-Anlage rund 3.000 Kilowattstunden produziert. 80 Kilowattstunden wurden aus dem Netz bezogen, 70 Kilowattstunden Überschussstrom wurden ins Netz eingespeist – bei drei bewohnten Wohnungen.
Wird es einen Streit mit Westnetz geben?
Die Auseinandersetzung mit Westnetz sehe ich gelassen. Ich denke, dass Westnetz nur für den Anschluss ans Netz zuständig ist. Der Rest ist meine Sache. Zur Not kann ich einen anderen Messstellenbetreiber aus der Schar der 837 Betreiber in Deutschland nehmen. Spaßeshalber habe ich bei der EU angefragt, ob ich nicht einen italienischen oder schwedischen Messstellenbetreiber nehmen kann, die nicht solche Ängste vor moderner Technik haben.
Für die Photovoltaik und den Stromspeicher werden Sie weitere Zähler brauchen …
Ich weiß, wieder angeblich Zwei-Richtungs-Zähler, völlig absurd. Auch da baue ich MID-geeichte, digitale Hutschienenzähler mit S0-Schnittstelle ein. Zur Not mache ich eine Feststellungsklage, ob ich das so bauen darf. Die Blockade durch den Netzbetreiber zeigt, dass die Sprüche von politischen Personen und Institutionen zur Energiewende und Prosumern absolut hohl sind. Man hat ja Westnetz.
Was würden Sie stattdessen vom Netzbetreiber erwarten?
Statt dass sich Anlagenbesitzer die Informationen zu den Zählern mühselig selbst erarbeiten müssen, könnten sich die Netzbetreiber sachkundig mit den Erfordernissen der neuen Technik beschäftigen oder sich völlig zurücknehmen: nur am Übergabepunkt einen Zwei-Richtungs-Zähler, fertig. Alles dahinter ist meine private Angelegenheit. Aber der Streit um die Zähler ist notwendig. Das sind die Strukturen, die man knacken muss.
Warum ist das Zählerkonzept so kompliziert?
Das ist allein der Blockadetaktik geschuldet. Es wird der EEG-Umlage in die Schuhe geschoben, einer Umlage, die vorgeblich die Energiewende bezahlt. Die Umlagen sind der nackte Irrsinn! Stellen Sie sich vor, ich ziehe Kohlköpfe in meinem eigenen Garten und müsste Aldi oder Rewe dafür 20 Cent pro Stück zahlen!
Wie läuft die Anlage bisher?
Problemlos! Die Turbine schnurrt mit 190.000 bis 240.000 Umdrehungen pro Minute leise vor sich hin. Die Daten habe ich oben schon angeführt. Mein Ziel ist es, möglichst wenig Strom ins Netz abzugeben. 97 Prozent des Strombedarfs des Vier-Familien-Hauses sollen von der Photovoltaik und der Mikro-KWK-Anlage gedeckt werden.
Handelt es sich bei der Anlage um Mieterstrom? Wie konnten Sie Ihre Mieter überzeugen?
Ich habe unseren Mietern nach fachmännischer Erhebung und Messung der Verbrauchsdaten eine Preissenkung von 15 Prozent für Strom und Wärme zugesagt. Die KWK hat sich nach rund acht Jahren amortisiert aus den Ersparnissen, die wir durch den Betrieb der KWK-Turbine und der Solaranlage erzielen. In dem Haus wohnen zum Teil sehr alte Mieter, zwischen 70 und 85 Jahre alt. Sie wohnen seit mehr als 30 Jahren dort. Wenn Sie sich mit den Mietern einigen, können Sie alles machen.
Warum ist Ihnen die Selbstversorgung des Hauses mit Energie so wichtig?
Seit vier Jahrzehnten besitze ich Immobilien. Neu ist heute, dass die Kosten für die Infrastruktur und den Unterhalt der Mietwohnungen immer wichtiger werden. Früher ging es nur um den Kaufpreis des Hauses. Heute ist entscheidend, wie teuer sein Betrieb ist. So ein Mehrfamilienhaus ist wie ein gemeinsames Boot. Bei guter Kooperation aller Mieter mit den Eigentümern kann man die Kosten für Mieter und Eigentümer minimieren.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Im Interview
Siegbert Mahal
studierte Medizin und ist Facharzt für Narkose und Intensivmedizin. Mittlerweile kümmert sich der 76-Jährige um soziale Zusammenhänge, sein Leben und Immobilien.
Kostal Solar Elektrik
Kostenlose Webinare für Installateure und Solarplaner
Kostal bietet Installateuren und Planern kostenlose Webinare zu seinen Solar-, Hybrid- und Batteriewechselrichtern, zur Einbindung von Speichersystemen und Zusatzgeräten. Zusätzlich bieten die Webinare Hilfe bei der Parametrierung der Wechselrichter bis hin zur kompletten Anlagenauslegung. Da der Leistungsbedarf der Wechselrichter und der angeschlossenen Hochvoltbatterien maßgeblich durch die Sektorkopplung bestimmt werden (E-Wärme und E-Mobilität), werden speziell dafür gesonderte Webinare angeboten.
Am 12. März 2021, 30. März 2021, 3. Mai 2021 und 10. Juni 2021 jeweils um 9 Uhr sind die nächsten Webinare zur Sektorkopplung von Kostal geplant. Nähere Informationen und Anmeldung für alle Webinare:
https://www.kostal-solar-electric.com/de-de/installateurportal#webinars
PV Guided Tours 2020
Die neuen Hybride und CL-Geräte im Video
Kostal hat im Sommer 2020 das bewährte Konzept seiner Hochvolt-Hybridwechselrichter nun auf alle einphasigen und dreiphasigen Geräte von 1,5 bis zehn Kilowatt ausgerollt.
Zudem wurde ein neuer Batteriewechselrichter zur AC-Einbindung der Speicher entwickelt: der Plenticore BI. Er wird mit einer Hochvoltbatterie und dem Kostal Smart Energy Meter einfach parallel zur Bestandsanlage an das AC-Netz angeschlossen. Der Austausch oder Ersatz bestehender Komponenten ist nicht notwendig. Auch bei Neuanlagen – insbesondere bei größerem Solargenerator oder speziellen Anlagenkonfigurationen – bietet der Plenticore BI eine einfache Möglichkeit zur Anbindung eines Speichersystems – bis zu 66 Kilowattstunden Speicherkapazität.
Bei den Stringwechselrichtern erweitert Kostal sein Angebot um die neuen Piko CI. CI steht für Commercial Inverter. Sie sind mit Leistungen von 30, 50 und 60 Kilowatt erhältlich.
Bei Hagen in Kostal zu Besuch: Vor Ort haben wir uns über die Innovationen informiert. Thomas Garber, Produktmanager für die Wechselrichter von Kostal, hat sich Zeit genommen: Im Video erläutert er die neue Vielfalt der Wechselrichter für Solarstrings und Speicherbatterien – kaskadierbar auch für gewerbliche Systeme. Unbedingt anschauen!