Die neuen technischen Anschlussbedingungen auf der 110 Kilovoltebene stellen strengere Anforderungen an Ökostromanlagen. Neuanlagen müssen sie spätestens in zwei Jahren ab 2017 erfüllen.
Große Stromverbraucher, wie zum Beispiel Chemiefabriken und Stahlwerke, werden direkt an die Hochspannungsebene mit 110 Kilovolt des Netzes angeschlossen. Das Gleiche gilt für einige Erzeugungsanlagen, wie zum Beispiel große Wind- und Photovoltaikparks, Heizkraftwerke oder Pumpspeicher. In den zurückliegenden zehn Jahren ist die in der Hochspannungsebene installierte Leistung von 20 auf über 75 Gigawatt gestiegen. Ein Gigawatt entspricht dabei etwa der Leistung eines Atomkraftwerks. Maßgeblicher Treiber für diesen Zuwachs sind neu angeschlossene Ökostromanlagen.
Die bisherigen Technischen Anschlussbedingungen für die Hochspannung sind acht bis zehn Jahre alt. Es ist die Richtlinie für EEG-Erzeugungsanlagen am Hoch- und Höchstspannungsnetz 2004, mit Transmission Code aus dem Jahr 2007. Um weiter einen sicheren Systembetrieb zu gewährleisten, haben die Experten des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE, die Technischen Anschlussbedingungen überarbeitet und die VDE-Anwendungsregel „Technische Bedingungen für den Anschluss und Betrieb von Kundenanlagen an das Hochspannungsnetz“, kurz VDE-AR-N 4120, herausgegeben. Das teilt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) mit.
Neu ist: Die Anlagen müssen hierfür in Zukunft vier Verfahren zur Blindleistungsbereitstellung beherrschen. Das erhöht die Optionen für die Integration der Anlage in die jeweilige Netzsituation. Zudem ist eine dynamische Netzstützung erforderlich. Das ergänzt und konkretisiert die Verfahren, mit denen Hersteller, Anlagen- und Netzbetreiber die Einhaltung der Anforderungen nachweisen und prüfen können. Neue Erzeugungsanlagen müssen die Anforderungen der Anwendungsregel spätestens nach einer Übergangfrist von zwei Jahren, also ab Januar 2017, erfüllen. Neben der VDE-AR-N 4120 für die Hochspannung sind weitere Anwendungsregeln für die Höchstspannung, Mittelspannung und Niederspannung in Arbeit. (nhp)