Im ersten Halbjahr 2019 lag der Ökostromanteil beim Stromverbrauch in Deutschland erstmals bei 44 Prozent. Dies haben vorläufige Berechnungen des ZSW Baden-Württemberg und des Versorgerverbandes BDEW ergeben.
Im ersten Halbjahr 2018 betrug der Anteil Erneuerbarer am Stromverbrauch 39 Prozent. Mit 55,8 Milliarden Kilowattstunden war die Windkraft an Land erneut der größte Erzeuger von Ökostrom. Photovoltaikanlagen lieferten 24 Milliarden Kilowattstunden. Die höchste Zuwachsrate erzielte mit 30 Prozent auf zwölf Milliarden Kilowattstunden die Windkraft offshore. Aus sonstigen Erneuerbaren Energien, dazu zählen vor allem Biomasse und Wasserkraft, stammten 36,7 Milliarden Kilowattstunden.Der hohe Anteil der Erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr 2019 ist auch auf außergewöhnliche Witterungsverhältnisse zurückzuführen: Der März verzeichnete einen Windrekord, aber auch in den übrigen Monaten lagen die Winderträge durchgängig über den langjährigen Durchschnittswerten.
Nur 54 Prozent Ökostrom in 2030?
„Der Ökostrom-Rekord ist eine erfreuliche Momentaufnahme, darf aber nicht über die tieferliegenden strukturellen Probleme hinwegtäuschen: Bei einem Weiter-so landen wir 2030 bei lediglich 54 Prozent Erneuerbare Energien“, erklärt BDEW-Chef Stefan Kapferer. Um das für den Klimaschutz notwendige 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssten bestehende Hemmnisse aus dem Weg räumen: Dazu zählen laut Kapferer die Flächenbeschränkungen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land sowie die Ausbau-Deckel für Wind offshore und Photovoltaik außerhalb des Ausschreibungsregimes.
„Wir brauchen dringend einen stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz in allen Sektoren, um das Klimaschutzziel 2030 zu erreichen“, ergänzt Professor Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. Dazu sollten die politischen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden. „Infrage kommt dafür ein Zuschlag für Kohlendioxid auf die Preise für fossile Energien, der den Verbrauchern auf anderen Wegen zurückgegeben wird. Wenn soziale Härten abgefedert werden, ist davon auszugehen, dass entsprechende Maßnahmen für mehr Klimaschutz von der Bevölkerung mitgetragen werden.“ (nhp)
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