Soll der Mindestpreis für chinesische Importe bleiben? Ohne ihn gäbe es wohl für die europäische und deutsche Photovoltaikbranche einen neuen Boom, prophezeit unser Experte Patric Kahl von der Handelsplattform Solartraders. Systemkosten würden fallen und die Rechtsunsicherheit wäre wie weggeblasen.
Chinesische polykristalline Module liegen unverändert bei 0,54 Euro. Die monokristallinen Modulpreise sind hingegen um zwei Cent nach oben gegangen und liegen im Schnitt nun bei 0,60 Euro. Unverändert bleiben die asiatischen Handelspreise. „Bei den europäischen Herstellern dagegen sind beide Indizes um jeweils einen Cent nach oben gegangen“, berichtet Patric Kahl, Geschäftsführer von Solartraders. Somit kosten die polykristallinen Module nun im Mittel 0,59 Euro und die monokristallinen Module liegen bei 0,70 Euro.
Wie schon berichtet, wurde der Mindestpreis laut verschiedenster Aussagen auf 0,56 Euro angehoben. „Die Mindestpreisproblematik ist und bleibt ein wichtiges Thema in der Branche“, bestätigt Kahl. Es herrsche teilweise massive Verunsicherung beim Einkauf von Modulen, die aus Asien stammen. „Daran trägt auch die bescheidene Informationspolitik bezüglich dieses Themas eine Mitschuld“, sagt Kahl. Denn die amtlichen Texte der Behörde lassen sich nicht so einfach finden. Die EU-Kommission demonstriert, wie eine gute Kommunikation nicht aussehen sollte, sagt der Solartraders-Chef. Und vor allem wird das Primat der wirtschaftlichen Planungssicherheit klar verletzt. „Regeln, Termine und Fristen zum Undertaking sollten besser öffentlich bereitstehen.“
BSW-Solar – keine Interessenvertretung
„Alleine, dass sich der europäische Industrieverband EPIA erst vergangene Woche zum ersten Mal klar zum Handelsstreit äußerte und ein Auslaufen des Mindestimportpreises befürwortet, zeigt die Lage der Branchenverbände“, beschreibt Kahl. Aber besser spät als nie. Der BSW Deutschland positioniere sich dagegen gar nicht, weil sich die Mitglieder angeblich nicht einig seien. „Wir haben die tiefsten Einschnitte in der Photovoltaikbranche seit Bestehen – und keine schlagkräftige Interessensvertretung!“, ärgert sich Kahl. Ein Problem mit dem die Photovoltaik in Deutschland schon seit Jahren zu kämpfen hat.
Was würde passieren, wenn der Mindestimportpreis wegfallt? „ Es gäbe für die europäische und deutsche Photovoltaikbranche neuen Aufwind“, prophezeit Kahl. Die Systemkosten würden fallen, die momentane Rechtsunsicherheit beim Import wegfallen, und der Fokus der Branche könnte wieder auf das eigentliche Ziel gerichtet werden: die Energiewende. (Niels H. Petersen)
Seit September 2013 veröffentlichen wir in Kooperation mit Solartraders die aktuellen Preise für kristalline Module wöchentlich am Montagmorgen auf photovoltaik.eu. Ab der Ausgabe 09/2013 finden Sie den Preisindex, der die Preisentwicklung der letzten drei Monate abbildet, auch in der gedruckten Ausgabe der photovoltaik.
Info zum Preisindex: Er basiert auf den gelisteten Angeboten innerhalb der Online-Handelsplattform Solartraders. Das bei Solartraders gelistete Volumen im Bereich kristalliner Solarzellen umfasst durchschnittlich zwischen 35 und 40 Megawatt Leistung pro Monat. Angebote von Herstellern, die in verschiedenen Regionen produzieren, werden der Region zugeordnet, in der sich der Produktionsort des Unternehmens befindet. Aus den Modulpreisen wird wöchentlich das arithmetische Mittel errechnet. Angebote von B-Ware-Modulen oder Module aus Konkursmassen, die zum Beispiel ohne Garantie sind und deshalb nicht zum marktüblichen Preis verkauft werden, sind im Durchschnittswert nicht enthalten. Die Preise sind Netto-Großhandelspreise und gelten im Schnitt für Abnahmemengen zwischen 10 bis 200 Kilowatt.