Die Regierung in Bern muss endlich die Rahmenbedingungen schaffen, damit der Zubau an Photovoltaikleistung in der Schweiz verdoppelt werden kann. Dieses Zubauziel brauchen die Eidgenossen, um den Atomausstieg und die Energiewende zu schaffen.
Der eidgenössische Branchenverbrand Swissolar fordert von der Schweizer Regierung, endlich die Rahmenbedingungen für eine Verdopplung des Zubaus im Vergleich zum vergangenen Jahr zu schaffen. Eine entscheidende Rolle würde dabei die rasche Verabschiedung der Energiestrategie 2050 spielen. Denn zur Realisierung von Solaranlagen brauche es finanzielle Anreize, wie sie im Rahmen der Energiestrategie 2050 vorgesehen sind, betonen die Branchenvertreter. „Wir appellieren deshalb an die eidgenössischen Räte, die Beratungen zu diesem Geschäft so rasch wie möglich abzuschließen, damit ab 2018 wieder die dringend nötigen Mittel für die Förderung erneuerbarer Energien verfügbar sind“, fordert Swissolar.
Kein Marktwachstum im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr verzeichnete der Branchenverband keinerlei Marktwachstum. Zwar ist auch kein Rückgang in Sicht. Swissolar sieht das schon mal als Erfolg, dass der Markt trotz schwieriger Voraussetzungen stabil geblieben ist. Doch angesichts der knappen Mittel im Fördertopf wird die Liste zur Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) immer länger, was die Hauseigentümer vom Bau der Anlagen abhält. Schließlich konnten nur wenige Analgen mit dieser Förderung gebaut werden. Derzeit stehen immer noch über 35.000 Anlagen auf der Warteliste zur KEV.
Die Realität: 300 Megawatt Zubau pro Jahr
Vor allem die großen kommerziellen Anlagen zur Stromeinspeisung oder die wenigen bisher gebauten Solarparks von der KEV abhängig. Deshalb werde das Segment der kleinen Eigenverbrauchsanlagen immer wichtiger, da diese vom einmaligen Investitionszuschuss profitieren können und nicht auf die Einspeisevergütung jahrelang warten müssen. Dieser Eigenverbrauch werde aber von vielen Elektrizitätswerken durch administrative und finanzielle Hürden unattraktiv gemacht, kritisieren die Branchenvertreter. So konnte der Markt auch nicht über die schon 2014 realisierten 300 Megawatt wachsen. In dieser Größenordnung wurde im vergangenen Jahr Solarstromleistung in der Schweiz aufgebaut, was mit Blick auf die Energiewende in der Schweiz absolut nicht ausreicht. Insgesamt sind etwa 1,35 Gigawatt Solarstromleistung installiert. Das entspricht einer Fläche auf schweizerischen Dächern oder Freiflächen von etwa 9,5 Millionen Quadratmeter.
Das Ziel: 800 Megawatt jährlich
Um den Zubau zu verdoppeln, müssten jährlich etwa 5,5 Millionen Quadratmeter mit Solaranlagen belegt werden. Diese Flächen sind verfügbar an den Fassaden und auf den Dächern der Gebäude. Der Bau von Solarparks sei noch nicht einmal notwendig, um innerhalb der nächsten 20 Jahre so viel Solarstromleistung aufzubauen, damit zumindest der größte Teil des Atomstroms in den eidgenössischen Netzen ersetzt werden kann, wie es die Regierung bereits beschlossen hat. Insgesamt sei dafür eine Photovoltaikleistung von 16 Gigawatt notwendig, was einem jährlichen Zubau von 800 Megawatt entspricht. Derzeit liegt der Solarstromanteil im eidgenössischen Strommix bei etwa zwei Prozent. Nur der Anteil der Wasserkraft ist in der Schweiz noch größer, zumindest was die Ökostromproduktion betrifft. (Sven Ullrich)