Solarparks werden bisher auf größtmöglichen Ertrag getrimmt. Doch in Zukunft werden sie stärker Systemdienstleistungen übernehmen müssen. Dafür gibt es aber noch gar keine rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Photovoltaik ist in Europa kräftig auf dem Vormarsch. Der europäische Verband Solar Power Europe erwartet für die nächsten Jahre jeweils zweistellige Wachstumsraten. „Wir rechnen für 2019 mit einem Zubau von 17 Gigawatt und für 2020 mit 20 Gigawatt neuer Solarstromlesitung“, sagt Walburga Hemetsberger, Geschäftsführerin von Solar Power Europe. „Bis 2030 wollen wir einen Anteil von 20 Prozent Photovoltaik im europäischen Strommix erreichen.“ Das bedeutet einen riesigen Zubau von Anlagen. Ohne große Solarparks wird das nicht gehen. Die Branche rechnet damit, dass etwa die Hälfte des Zubaus auf Freiflächen stattfindet.
Doch damit steigen die Herausforderungen. „Denn Solarparks werden bisher vor allem auf die Ertragsmaximierung hin projektiert“, sagt Hemetsberger. Sie sieht die Zeit gekommen, den nächsten Schritt zu gehen. Denn die Vorbehalte gegenüber den großen Freiflächenanlagen werden nicht sinken, wenn diese nicht intelligenter werden und das Netz mit in Betracht ziehen.
Neue Kriterien in Ausschreibungen einführen
Doch genau da liegt das eigentliche regulatorische Problem in den meisten Ländern Europas, so auch in Deutschland. Schließlich ist das ausschließliche Kriterium in den Ausschreibungen der Stromgestehungspreis. Die Intelligenz von Systemen oder der Standort wird hier nicht berücksichtigt. „Dabei sind die technologischen Möglichkeiten längst vorhanden, damit die Freiflächenanlagen Systemdienstleistungen erbringen. Man muss sie nur einsetzen“, sagt Hemetsberger. „Wenn das in den Auktionen stärker nachgefragt wird, werden die entsprechenden Technologien auch genutzt“, ergänzt Stefan Degener, bei First Solar für die Geschäftsentwicklung in Europa und Afrika verantwortlich. Sie sind sich einig: Voraussetzung ist, dass die Netzdienlichkeit in den Ausschreibungen auch eingepreist wird.
Kosten sind überschaubar
Dabei sind die Kosten für solche Technologien gar nicht so hoch, wie Bernd Engel weiß. Er ist bei SMA für Netzintegrationslösungen von Solaranlagen verantwortlich. „Mit Blick auf die Leistungselektronik ist das vernachlässigbar“, sagt er. „Die Solaranlagen können längst Netzsystemdienstleistungen mit Elektronik erbringen. Sie können sich schon an den Regelleistungsmärkten beteiligen. Sie können elektronisch die trägen Massen nachbilden und so zur Frequenzstabilisierung beitragen. Sie können auch Blindleistung erbringen.“ Engel rechnet, dass in Deutschland 50 Gigawatt Blindleistung gebraucht werden. Der Vorteil: Die Hardware müsse dafür nicht unbedingt erweitert werden, betont Stefan Degener. Die derzeitigen Lösungen können das bereits. Auch die Software ist so weit entwickelt, dass sie einsatzfähig ist. „Das ist preislich nicht mehr von Bedeutung“, sagt er. (su)
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