Sinkende Preise für Solarmodule und immer besser gedämmte Wohngebäude lassen sich vollelektrisch versorgen. Das sagt Markus Gundendorfer von My-PV. Keine Wärmepumpen, keine Kupferrohre, nur noch Sonnenstrom, Kabel und das Netz.
Wann lassen sich Wohngebäude ausschließlich elektrisch versorgen?
Markus Gundendorfer: Die vollelektrische Gebäudeversorgung ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll, wenn das Verhältnis von Wohnfläche und Photovoltaikfläche passt. Wir gehen stets vom Sonnenstrom aus. Natürlich sprechen wir zunächst über Neubauten, die sehr gut gedämmt sind und mit leistungsfähigen Photovoltaikanlagen geplant werden. Neben der Elektroversorgung des Gebäudes und dem E-Auto geht es vor allem um Warmwasser, Raumwärme und zunehmend um Kälte.
Sprechen wir über Einfamilienhäuser oder auch über Mehrgeschosser?
In erster Linie über kleinere Wohngebäude. Bei Wohnungsbaugenossenschaften ist pro Wohnung teilweise zu wenig Dachfläche vorhanden, um ausreichend Sonnenstrom zu erzeugen. Wir sehen in den Projektanfragen die Grenze so bei 2-3Geschossen, danach passt das Verhältnis an Dach leider oft nicht mehr. Wir brauchen aber genug Photovoltaik, um den Netzstrombedarf für die Heizwärme möglichst zu senken.
Man muss die Photovoltaik nicht unbedingt aufs Dach installieren, oder nur aufs Dach …
Das stimmt. Im Winter liefern solare Fassaden unter Umständen sehr hohe Erträge. Das wird ein wichtiger Zukunftsmarkt, der die vollelektrische Versorgung der Gebäude zusätzlich unterstützt.
Und wenn der Sonnenstrom dennoch nicht durch den Winter reicht?
Reicht der Solarstrom nicht aus, lässt sich immerhin sehr viel Geld sparen, indem man wenigstens Warmwasser elektrisch bereitet. In Oberösterreich haben wir ein Gebäude ausgestattet, da war das wassergeführte Haus vom Budget her zunächst nicht möglich. Also hat der Bauherr ein vollelektrisches Haus errichtet und kann nun das Warmwasser und auch die Heizung mit PV-Strom versorgen.
Können Sie das Gebäude und die Lösung kurz beschreiben?
Es ging um den Neubau eines Einfamilienhauses im Mühlviertel (OÖ) mit 100 Quadratmetern Wohnfläche und elektrischer Fußbodenheizung. Die Solarmodule liegen gegen Süden auf einem Schrägdach mit 45 Grad Neigung, da bleibt der Schnee im Winter garantiert nicht liegen. Die Anlage leistet knapp elf Kilowatt. Warmwasser erzeugen wir mit drei Kilowatt aus dem geregelten Heizstab in einem Speicher von 300 Litern. Das System – Warmwasser und Heizung – wird durch unseren AC-Thor geregelt.
Wie entwickeln sich die Betriebskosten?
Im Vergleich zu einer Haustechnikvariante mit Wärmepumpe sind zirka 30 Prozent weniger Betriebskosten zu erwarten, bei den selben Investitionskosten. Vollelektrisch heißt ja nicht: autark oder netzunabhängig. Deshalb brauchen wir noch Strom aus dem Niederspannungsnetz, um den Bedarf im sonnenschwachen Winter zu decken. Das macht jede Wärmepumpe ja auch. (HS)
Das vollständige Interview lesen Sie im Oktoberheft der photovoltaik, das am 24. Oktober 2019 erscheint. Diese Ausgabe steht ganz im Zeichen der solaren Architektur und Bauwerksintegration (BIPV). Abonnenten können alle Beiträge nach Erscheinen auch online lesen. In unserem neuen Webshop gibt es unsere Hefte zudem auf Einzelbestellung.
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