Seit 1982 ist Udo Möhrstedt in der Solarbranche tätig. Im zweiten Teil unseres Interviews verrät er seine Prognosen für die Zukunft des Unternehmens und der Solarbranche.
Herr Möhrstedt, was erwarten Sie in den kommenden zehn Jahren?
Udo Möhrstedt: Das es ungefähr so chaotisch wird, wie im vergangenen Jahrzehnt. Obwohl zunehmend wirtschaftliche Regeln gelten. Das ist eine sehr gute Entwicklung, unsere Branche ist sehr gereift. Ich sehe, dass zunehmend Impulse durch die Elektromobilität kommen. Volkswagen will in den nächsten Jahren rund 50 Milliarden Euro investieren, um seine gesamte Modellpalette bis 2030 auch elektrisch anzubieten. Aus Kohle können wir den Strom nicht gewinnen, dann sind die E-Autos ja schmutziger als Diesel. Und die Atomkraftwerke sollen bis 2022 abgeschaltet werden.
Wie viel Photovoltaik könnten wir 2027 zubauen?
Das Potenzial allein der zur Verfügung stehenden nutzbaren Dachflächen liegt in Deutschland bei rund 120-130 Gigawatt. Über größeren Zubau kriegen wir auch bessere Preise, da ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Zwanzig Prozent mehr Zubau bedeutet fünf Prozent sinkende Preise.
Im Moment sind Zellen und Module wieder knapp, da könnte es genau andersherum gehen…
Das sehe ich nicht, zumindest nicht auf längere Sicht. Der Preis für Solarsilizium ist von 14 US-Dollar je Kilogramm auf 18 US-Dollar hochgegangen, das stimmt. Aufgrund der hohen Nachfrage sind Silizium, Zellen und Module derzeit wieder knapp. Hinzu wirken sich Paniklieferungen in die USA und die hohe Nachfrage im chinesischen Markt aus. Mittelfristig sehe ich die Preise bei zehn US-Dollar je Kilogramm Silizium. Dann können wir die Module für 29 bis 30 Cent je Watt anbieten. Ich erwarte zudem technologische Innovationen, vor allem bei den Wafern. Damit könnten wir auch 25 Cent je Watt erreichen.
Welche Rolle werden die Stromspeicher spielen?
Wie Sie wissen, habe ich 1967 bei Varta angefangen. Später bin ich über meine Frau in eine Familie von Batteriefabrikanten gekommen. 2012 hat IBC Solar als einer der ersten Anbieter überhaupt die Speicherbatterien für die Photovoltaik in sein Produktportfolio aufgenommen, damals noch Bleispeicher. Obwohl deutlich teurer, kamen später die Lithiumspeicher in den Markt.
Das ging noch schneller als in der Photovoltaik…
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt: Nach dem 1. Januar 2016 haben wir nur noch einen einzigen Bleispeicher verkauft. Ab diesem Tag ging die Nachfrage nach Lithiumbatterien steil nach oben und deren Preise sind mittlerweile stark gesunken.
Bauen Sie gar keine Bleispeicher mehr?
Bei Speichergrößen über 50 Kilowattstunden spielt Blei noch eine Rolle, darunter kaum. Unsere Lithiumspeicher lassen sich bis zu 225 Kilowattstunden Nutzkapazität kaskadieren, damit decken wir den Markt sehr gut ab.
Welches Motto hat Sie über all die Jahre begleitet?
Wir müssen den Strom so günstig machen, dass ihn jeder nutzen und bezahlen kann. Darum geht es, nur darum.
Das Interview führte Heiko Schwarzburger.
Lesen Sie hier den ersten Teil der Interviewserie mit Udo Möhrstedt.