Die Hängepartie der Bundesregierung in der Klimapolitik hält an. Thomas Banning von Naturstrom findet deutliche Worte – ein „Foulspiel par excellence“. Sonnenstrom und Windkraft gegeneinander auszuspielen, bezeichnet er als „absolute Unverschämtheit“.
Der Kohleausstieg sei richtig und für den Klimaschutz unabdingbar. „Die Strukturwandelkommission hat hier sinnvolle Vorarbeit geleistet, auch wenn wir einen schnelleren und stärker marktgetriebenen Ausstieg für geboten halten“, kommentiert Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der Naturstrom AG. „Dass die jüngst vorgestellte Vereinbarung zum Kohleausstieg die Vorgaben der Kommission hinsichtlich der Abschaltchoreografie nicht einhält, ist ein starkes Stück.“
Kohle bleibt zu lange im System
Nach seiner Auffassung bleibt viel zu viel Kohleleistung viel zu lange im Stromnetz – und dafür bekommen die Betreiber auch noch viel Geld. „Das ist energiewirtschaftliches Foulspiel par excellence.“
Er fordert, die politischen Entscheidungen stattdessen am Ausstoß von Kohlendioxid auszurichten – und zwar ab sofort. Ziel müsse die schnellstmögliche Reduktion der Emissionen sein. „Das geht nur, wenn Kohlekraftwerke so bald als möglich abgeschaltet werden“, urteilt Banning.
Zudem gehe der Ausbau der erneuerbaren Energien viel zu langsam voran. „Leider sind die dazu bisher bekannt gewordenen Planungen völlig unzureichend“, sagt Thomas Banning. „Da das Bundeswirtschaftsministerium für 2030 nur von einem Stromverbrauch in der heutigen Höhe ausgeht, scheint es für die Bundesregierung und die Regierungsparteien auch keiner großen Anstrengungen nötig, das Ziel dann irgendwie in letzter Sekunde zu erreichen.“
Erneuerbaren Strom deutlich schneller ausbauen
Angesichts des gerade beginnenden Hochlaufs der Sektorenkopplung durch Wärmepumpen und Elektromobilität wird der Strombedarf künftig deutlich wachsen. „Daher brauchen wir in den 2020er-Jahren viel größere Mengen an Ökostrom und einen entsprechend schnelleren Ausbau insbesondere von Windenergie und Photovoltaik.“
Die bereits verkündete Streichung des Solardeckels bezeichnete Banning als „längst überfällig“. Schon die Einführung dieses Elements sei eine Fehlsteuerung gewesen. Nun werde dieser Förderdeckel bereits in den nächsten Monaten greifen. „Das bringt eine erhebliche Verunsicherung und damit Verlangsamung beim Photovoltaikausbau. Es ist eine absolute Unverschämtheit, dass Teile der Unionsfraktion die Abschaffung des Deckels rein aus verhandlungstaktischen Gründen weiter blockieren, um damit anderswo Bremsen bei der Energiewende, insbesondere beim Ausbau der Windenergie, einzuziehen.“ (HS)
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