Erst die Umwandlung von Ökostrom in Gas ermöglicht Deutschland bis 2050 eine vollständige Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Wissenschaftler berechneten, dass ein Stromsystem mit Power-to-Gas-Anlagen ab 2035 günstiger ist als ohne.
Bereits 2040 liegt die jährliche Ersparnis zwischen zwei und sechs Milliarden Euro und steigt bis 2050 auf zwölf bis gut 18 Milliarden Euro an. Dies sind Ergebnisse der Studie „Bedeutung und Notwendigkeit von Windgas für die Energiewende in Deutschland“. Sie wurde von der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) und den Analysten von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy erstellt.
Ohne Windgasanlagen, die überschüssigen Strom aus Wind- und Solaranlagen in Wasserstoff umwandeln, wäre eine Stromerzeugung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren nicht erreichbar. Und dies unabhängig davon, wie viele erneuerbare Kraftwerke zugebaut werden, ergab die Analyse. „Die Anfangsinvestitionen in den Ausbau von Power-to-Gas-Anlagen erhöhen die Kosten eines Stromsystems mit Windgas zwar zunächst“, erklärt Thorsten Lenck von Energy Brainpool, „diese Ausgaben amortisieren sich aber zusehends und werden bis 2050 deutlich überkompensiert, zeigen die von uns berechneten Szenarien.“
154 Terawattstunden überschüssiger Ökostrom
Bislang wird überschüssiger Wind- und Solarstrom, der gerade nicht verbraucht wird kaum genutzt. Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien werden die Stromüberschüsse stark zunehmen und 2050 bis zu 154 Terawattstundenpro Jahr betragen. Dies entspricht rund 20 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung im Jahr 2012.
Mit Windgas wird eine saisonale Verschiebung von Wind- und Sonnenstrom möglich. „Die heute vorhandenen Speicherkapazitäten im Erdgas-System reichen theoretisch aus, um den deutschen Strombedarf für mehr als drei Monate zu decken“, erklärt Professor Michael Sterner von der OTH Regensburg. „Keine andere Speichertechnologie in Deutschland hat dafür ausreichende Kapazitäten, dazu ist Windgas über Zeiträume von zwei Wochen hinaus günstiger als jeder andere Speicher.“ Aber auch der Bereich Verkehr und Chemie wird Windgas zur Dekarbonisierung brauchen, weiß Sterner.
Im Stromsektor müssten laut Studie bis 2050 maximal 134 Gigawatt an Windgasanlagen gebaut werden. Dieser Bedarf sinkt, wenn günstigere Möglichkeiten zum Ausgleich der schwankenden Energieproduktion erschlossen werden, wie etwa Batteriespeicher oder Anpassungen der Verbraucher über Preisanreize. (nhp)
Die Kurzfassung der Studie „Warum Windgas die Energiewende sicher macht und Kosten senkt“, finden Sie hier.