In Mannheim geht ein neues Brennstoffzellenkraftwerk im Megawattbereich in Betrieb. Nach Angaben des Betreibers ist es das bisher größte in Europa. Die gesamte Energie wird direkt vor Ort verbraucht.
Der Mannheimer Spezialwerkstoffhersteller Friatec hat auf seinem Firmengelände ein riesiges Brennstoffzellenkraftwerk errichten lassen. Die Anlage mit einer Leistung von satten 1,4 Megawatt wurde vom Dresdner Brennstoffzellenhersteller Fuel Cell Energy Solutions geliefert. Nach Angaben der Projektpartner ist es die erste Brennstoffzelle Europas im Megawattbereich.
Die Anlage wird jährlich 11,2 Gigawattstunden Strom erzeugen, die Friatec direkt in der Produktion verbraucht. Zusätzlich kommen noch jedes Jahr etwa 6.000 Megawattstunden Wärme hinzu, die der Mannheimer Werkstoffspezialist ebenfalls direkt nutzen kann. Hier wird schon der erste Unterschied zu anderen Blockheizkraftwerken (BHKW) deutlich. Denn die elektrochemische Verbrennung von Wasserstoff mit Luftsauerstoff läuft mit weniger Abwärme ab als die direkte Verfeuerung von Gas, Öl, Diesel, Kohle oder Biomasse in konventionellen BHKW mit Verbrennungsmotoren oder Brennkesseln.
Der Technologie zum Durchbruch verhelfen
Da die Brennstoffzelle derzeit mit Erdgas betrieben wird, fällt am Ende zunächst einmal wieder Kohlendioxid an, das bei der Abspaltung des Wasserstoffs aus dem Brenngas entsteht – allerdings viel weniger als bei der konventionellen Verbrennung von Erdgas frei wird. Zudem fallen viel geringere Mengen Stickoxide, Schwefeloxide und Feinstaub an. Die Anlage kann aber perspektivisch auch mit Biogas befeuert werden. Besser noch wäre allerdings ein Betrieb mit reinem Wasserstoff aus der industriellen Elektolyse. Voraussetzung ist dann aber, dass die sogenannte Power-to-Gas-Technologie etabliert und in großem Maßstab Wasserstoff aus nicht sofort genutztem Ökostrom herstellt. Damit wird die Brennstoffzellentechnologie eine der wichtigsten Technologien für ein Energiesystem der Zukunft, beim dem die Erzeugung von Ökostrom aus volatilen Quellen wie Sonne und Wind die Grundlage bildet. Deshalb ist für Fuel Cell Energy Solutions die Anlage auch ein wichtiger Meilenstein, um der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen.
Geplant und errichtet wurde das System innerhalb von neun Monaten zusammen mit Eon Connecting Energies, der Tochter des Energieriesen, die sich auf integrierte Energielösungen für Gewerbe- und Industriekunden spezialisiert hat. Für Fritec, einem Tochterunternehmen des Aliaxis-Konzerns ist die Anlage ein zentraler Baustein in einem umfassenden Energie- und Umweltmanagement, das das Unternehmen seit geraumer Zeit im eigenen Hause etabliert. (su)