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Warten auf Gabriels Segen

Energieversorger, Gerätehersteller und Kunden verbindet ein Interesse: Sie alle warten sehnlich auf die konkrete Zusage und Ausgestaltung eines Förderprogramms für BHKW mit Brennstoffzellen auf Bundesebene. Das Bundeswirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel (SPD) arbeitet derzeit daran, wie Norbert Barthle, der parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, bei der Callux-Abschlussveranstaltung bestätigte.

„Es gibt zudem eine EU-Förderung, die Hersteller unterstützt, dazu zählt auch das EU-Projekt Enefield“, berichtet Andreas Ballhausen, Vertriebsleiter bei Solid Power. Zudem ist er Sprecher der Initiative Brennstoffzelle, die sich mit Technologieentwicklungen, Normen und Anschlussbedingungen beschäftigt, ähnlich wie das Forum Netztechnik-Netzbetrieb im VDE.

Mehr Strom als Wärme

In der Vergangenheit haben die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Bayern Systeme mit Brennstoffzellen gefördert. Ballhausen geht davon aus, dass zumindest Bayern und NRW diese Förderung auch im Jahr 2016 fortsetzen.

Weltweit hat Solid Power 640 Bluegen-Geräte verkauft. Die Hälfte davon ist in Deutschland installiert. Damit liegt das Unternehmen nach eigenen Angaben nach verkauften Stückzahlen in Europa vorn. Von der Leistung her eignet sich das Gerät mit 1,5 Kilowatt elektrischer und 0,61 Kilowatt thermischer Leistung für ein Einfamilienhaus oder ein kleines Gewerbe wie ein Büro, eine Werkstatt oder ein Restaurant.

25.000 Euro pro Gerät

Netto und ohne Anschlusskosten kostet ein Bluegen rund 25.000 Euro. „Mit einer Förderung ist das Gerät wettbewerbsfähig zu herkömmlichen Produkten, die heute am Markt erhältlich sind“, sagt Ballhausen. Eine durchschnittliche Subvention für Brennstoffzellengeräte liegt bei 13.000 Euro. Der Anschluss kostet noch einmal bis zu 5.000 Euro, sodass die Käufer rund 17.000 Euro plus Mehrwertsteuer bezahlen müssen.

Daten der Leistung mit vergleichen

Allerdings warnt Ballhausen davor, nur die reinen Investitionskosten für die Geräte zu vergleichen, weil diese sehr unterschiedliche Leistungsdaten haben. Zusätzlich müssten auch die unterschiedlichen elektrischen und thermischen Leistungen sowie deren Wirkungsgrade und Wartungskosten berücksichtigt werden. Ein Berater muss das Gerät nach den individuellen Bedingungen beim Kunden auswählen. Die Lebenszykluskosten sind für den Käufer entscheidend. Ziel sei es, mittelfristig den Preis von netto 12.000 Euro zu erreichen. Wann das sein wird, hängt laut Ballhausen von vielen Faktoren ab, die schwer zu prognostizieren sind. Die Industrie will aber so schnell wie möglich unabhängig von Subventionen werden, betont Ballhausen.

BHKW sind grundsätzlich so ausgelegt, dass sie die Grundlast der Wärme abdecken und im Idealfall 8.760 Stunden im Jahr laufen. Die Heizleistung wird nicht für einen kalten Wintertag mit minus 15 Grad Celsius ausgelegt. Denn dann besteht die Gefahr, dass nicht genügend Betriebsstunden pro Jahr erreicht werden und das BHKW nicht wirtschaftlich ist.

Das Alleinstellungsmerkmal des Bluegen ist, dass mehr Strom als Wärme produziert wird. Er erhitzt mit 610 Watt Leistung rund 200 Liter Wasser pro Tag. Die Wärmeabnahme limitiert das Brennstoffzellen-BHKW also nicht, was für mehr Betriebsstunden im Jahr sorgt.

Leiser Betrieb bietet Perspektiven

Zudem wird das Gerät für Niedrigenergiehäuser interessant, die nur noch einen geringen Wärmebedarf haben. „Wenn mehr Wärme benötigt wird, sollte der Bluegen mit einem anderen Gerät kombiniert werden“, empfiehlt Vertriebsmann Ballhausen. Beispielsweise ein Gaskessel, eine Wärmepumpe und ein Heizgerät mit Pellets kämen dann infrage. Der größere Markt seien aber Bestandsgebäude und die hätten eben bereits eine Heizung. Deshalb sei es jederzeit möglich, eine Brennstoffzelle nachzurüsten.

Denn ein Brennstoffzellengerät surrt leise wie ein Gasbrennwertgerät. Es ist wesentlich leiser als ein herkömmliches BHKW, bei dem sich die Kolben immer auf und ab bewegen. Zudem fallen keine Stickoxide an. Der leise Betrieb macht die Brennstoffzelle perspektivisch durchaus im Wohnraum interessant; das Gerät muss dann nicht mehr zwingend im Keller stehen. Es wäre beispielsweise für den englischen Markt interessant, wenn ein kleines und leichteres Gerät an der Wand hängen kann, kann sich Ballhausen vorstellen.

Mit Regelenergie Geld verdienen

Ein BHKW bildet mit einer Photovoltaikanlage ein gutes Duo. „Beide Technologien ergänzen sich hervorragend“, weiß Ballhausen zu berichten. Das BHKW mit Brennstoffzelle sollte die Grundlast des Stroms abdecken, die auch über Nacht genutzt wird, und die Photovoltaikanlage decke den zusätzlichen Strombedarf am Tag. „So lässt sich der Speicher entsprechend kleiner dimensionieren“, folgert er und ergänzt: „Dann laufen Solar- und BHKW-Anlage wirtschaftlich.“ Eine Teilnahme am Regelenergiemarkt könne künftig ein zusätzliches Geschäftsmodell werden. Die BHKW-Geräte sind dafür bereit.

Die Brennstoffzelle hat einen klaren Vorteil gegenüber herkömmlichen BHKW: Durch den höheren elektrischen Wirkungsgrad werden Emissionen vermieden. Bei einem Bluegen-Gerät wird beispielsweise mehr als die Hälfte an Kohlendioxid eingespart, sagt Ballhausen. Die Kosten für ein Gerät sind derzeit jedoch zu hoch, deshalb ist eine Förderung momentan unerlässlich.

Im Rahmen von Demonstrationsprojekten wurden umfangreiche Felderfahrungen gesammelt, um die Technik weiter zu verbessern und die Kosten zu reduzieren. Ähnlich wie im Callux-Projekt werden derzeit in dem von der EU geförderten Projekt Enefield weitere 1.000 Systeme mit öffentlicher Unterstützung eingesetzt und erprobt.

BHKW mit Ökostrom kombinieren

Auch diverse Geräte von Solid Power sind darunter. „Das Thema Kraft-Wärme-Kopplung spielt im Rahmen der Energiewende eine wichtige Rolle“, betont Thomas Kattenstein, Leiter des Netzwerks Brennstoffzelle und Wasserstoff der Energieagentur NRW.

Von Bedeutung sei dabei neben dem hohen Wirkungsgrad der BHKW vor allem die mögliche Flexibilität, um die schwankende Ökostromproduktion im Netz auszugleichen.

Kattenstein sagt auch: „Im Rahmen des Demonstrationsprojekts Enefield könnten Anwender direkt von der 40-prozentigen Förderung der EU profitieren und ohne Beantragungsaufwand individuelle Liefer- und Serviceverträge mit den Herstellern abschließen.“ Hierdurch wurden die noch bestehenden Mehrkosten der neuen Technologie aufgefangen und für die Hersteller wichtige Erfahrungen für die Markteinführung ermöglicht.

Förderung in NRW

Das Projekt läuft über fünf Jahre und endet im August 2016. Ein Anschlussprojekt ist aber bereits in Planung. Das Förderprogramm Progres NRW – Markteinführung für Brennstoffzellengeräte läuft noch bis Ende 2017.

Nordrhein-Westfalen fördert KWK-Anlagen bis zu 50 Kilowatt elektrischer Leistung und bis zu einem Investitionsvolumen von 50.000 Euro. Die Förderung wird vom Umweltministerium in Düsseldorf gewährt. Die Förderanträge können bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt werden. Dabei richtet sich die Förderung vor allem an kleine und mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen.

Gefördert werden dezentrale KWK-Anlagen mit einem gestaffelten Zuschuss je nach Leistung ab 1.425 Euro bis zu 9.450 Euro.

Zwei Verfahren beim Bafa

Auch die Bundesregierung hat sich in ihrem Energiekonzept hohe energiepolitische Ziele gesetzt. Bis 2050 sollen 80 bis 95 Prozent der Emissionen vermieden werden.

Die effiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sollte helfen, einen Beitrag dazu zu leisten. Weil geringere Brennstoffmengen verbraucht werden, fallen auch weniger klimaschädliche Emissionen von Kohlendioxid an.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz Bafa, bietet derzeit zwei Verfahren, um Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung zu fördern, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten:

  1. Nach der Richtlinie zur Förderung von KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung bis 20 Kilowatt elektrischer Leistung zahlt das Bafa einen einmaligen Investitionszuschuss an den Anlagenbetreiber aus. Nähere Informationen dazu gibt es im Menüpunkt Mini-KWK-Zuschuss auf der Seite des Bafa.
  2. Nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) zahlt der Stromnetzbetreiber auf Grundlage des Bafa-Zulassungsbescheides für den erzeugten KWK-Strom über einen bestimmten Zeitraum einen Zuschlag an den Betreiber. Dieser Beitrag ist unabhängig von der elektrischen Leistung der Anlage. Es gilt folgende Einteilung: bis zu 50 Kilowatt Leistung, bis zu 100 Kilowatt und bis zu zwei Megawatt sowie mehr als zwei Megawatt.

Dabei handelt es sich um zwei eigenständige Förderverfahren. Wenn Besitzer beide Förderungen erhalten möchten, wird für jedes Verfahren ein gesonderter Antrag gestellt.

Zu beachten sind die vorgeschriebenen Zeitpunkte der Antragstellung. Für nähere Informationen zum Investitionskostenzuschuss ist die entsprechende Leistungsklasse der KWK-Anlage entscheidend.

Insgesamt wurden dem Bafa im Jahr 2014 noch 7.234 neu errichtete oder grundlegend modernisierte KWK-Anlagen zur Zulassung gemeldet. Zahlen für 2015 wird es erst im April 2016 geben. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen.

Die Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) hatte sich länger hingezogen als geplant und wurde erst Anfang Dezember 2015 im Bundestag beschlossen, gilt aber bereits seit dem 1. Januar 2016.

Sie sieht einen Wechsel der Förderdauer von zehn Jahren auf 60.000 Stunden vor. Die Förderung für Nano-, Mikro- und Mini-BHKW wird von derzeit 5,41 Cent auf acht Cent je Kilowattstunde erhöht.

EEG-Umlage auf Eigenstrom

Diese neue Einspeisevergütung gilt aber nur für eingespeisten Strom. Selbst verbrauchter Strom von Anlagen bis zu 50 Kilowatt wird nur noch mit vier Cent je Kilowattstunde gefördert und unterliegt gegebenenfalls der EEG-Umlage auf Eigenstrom.

So wurde ein Gesetz geschaffen, das die Zeit bis zu einer eigenständigen Förderung der Brennstoffzellen überbrückt.

Für die Installateure sind nun die Regeln klar, nach denen die Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen eingebaut werden. Einzig bei der Förderung könnte es in den kommenden Wochen noch Bewegung geben.

www.enefield.eu

KfW-Förderung

Zuschuss oder Kredit

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) leistet bei der Baufinanzierung in verschiedenen Programmen auch für BHKW die Möglichkeit, einen zinsgünstigen Kredit oder im Einzelfall auch einen Zuschuss zu bekommen.

Die wichtigsten Programme beim energieeffizienten Sanieren sind: der Zuschuss beim Programm 430 und der Kredit aus den Programmen 151 und 152. Förderfähig sind alle energetischen Maßnahmen, die zum KfW-Effizienzhausstandard führen, heißt es bei der KfW.

Die Förderbank KfW fördert Maßnahmen, die Kohlendioxidemissionen im Wohnungsbestand mindern. Darunter fallen auch BHKW. Für Ferienhäuser und Ferienwohnungen kommen die Programme aber nicht infrage.

www.kfw.de/inlandsfoerderung

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