Der Schweriner Energieversorger hat erfolgreich seine neue Power-to-Gas-Anlage getestet. Sie erzeugt Wasserstoff, wenn zu viel Ökostrom im Netz ist und verstromt ihn, wenn die Stromnachfrage steigt. Die Steuerung hat das Fraunhofer ISE programmiert.
Der Schweriner Energieversorger Wemag hat einen weiteren Schritt zur Einbindung seiner Power-to-Gas-Anlage absolviert. „Mit der Einbindung unserer Anlage in ein virtuelles Smart Grid ist ein entscheidender Test bestanden“, erklärt Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der Wemag. „Wir haben bewiesen, dass die Strom-zu-Gas-Technologie Unterschiede zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch intelligent aussteuern kann und das bis auf die Minute genau. Dieses Ergebnis ist entscheidend, um die Strom-zu-Gas-Technologie zur Speicherung größerer Energiemengen einzusetzen. Sie erfüllt ihren Zweck erst dann, wenn sie automatisch auf sich ständig ändernde Bedingungen in der Erzeugung und beim Verbrauch reagiert.“
Livetest bestanden
Im Laufe dieses Jahres hatte die Wemag zusammen mit zwölf weiteren Projektpartnern die Anlage installiert und im Herbst erstmals getestet, wie sich die Anlage in einer zunehmend von erneuerbaren Energien geprägten Energielandschaft verhält. Immerhin fließt durch das Netz des Schweriner Versorgers zu 80 Prozent Ökostrom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Mit dem Speicher soll die volatile Erzeugung dem Verbrauch im Netz angepasst werden. Dazu hatte das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) eine Software für eine Echtzeitsteuerung entwickelt. Während des Livebetriebs ist die Strom-zu-Gas-Anlage mittels Computersimulation mit Wind- und Solaranlagen, einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und dem Verbrauchernetz in einem virtuellen Smart Grid zusammengeschaltet worden. „Wenn es ein Überangebot an Strom gab, wandelte die Strom-zu-Gas-Anlage ihn automatisch in Wasserstoff um und speiste es in das Gasverteilnetz ein“, erklären die Schweriner das Prinzip. „Bei zu wenig Strom hat das angeschlossene BHKW das gespeicherte Gas zur Rückverstromung genutzt.“
Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende
In der Power-to-Gas-Anlage sieht die Wemag eine Möglichkeit, die Integration des wachsenden Anteils an Wind- und Sonnenenergie in die bestehende Stromversorgung zu lösen. „Intelligente Speichersysteme für regenerativen Strom und intelligente Netzwerke sind eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende“, betont Pätzold. Denn während bisher Erzeugungsanlagen abgeregelt werden mussten, wenn die Stromproduktion die Nachfrage überstieg, kann mit der Power-to-Gas-Anlage die Erzeugung dem Verbrauch präzise angepasst werden. Mit der Anlage haben die Schweriner schon das zweite Großspeicherprojekt erfolgreich etabliert. Sie ergänzt den Lithium-Ionen-Speicher mit einer Leistung von fünf Megawatt und einer Kapazität von fünf Megawattstunden, der vor über einem Jahr in Schwerin Lankow an Netz ging. Er sorgt seither für eine verbesserte Netzstabilität und stellt Primärregelleistung für die höheren Netzebenen bereit. Auch die Power-to-Gas-Anlage ist für die Bereitstellung negativer Regelleistung präqualifiziert. Das heißt, der Elektrolyseur ist in der Lage, auch aus höheren Netzebenen Strom in Wasserstoff umzuwandeln, wenn dort die Netzfrequenz steigt. „Schon frühere Tests hatten gezeigt, dass der Elektrolyseur selbst sehr schnell hoch und runter geregelt werden kann, was die Voraussetzung für die Teilnahme am Regelenergiemarkt ist“, erklärt dazu Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der Wemag. (Sven Ullrich)