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Schlank und leistungsfähig

K ein gutes Jahr für die Photovoltaik: Im Frühjahr brach die Regierungskoalition in Berlin eine völlig übereilte Sondernovelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vom Zaun. Und die Sommersonne ließ lange auf sich warten. Stattdessen Stürme und dauernde Regenfälle, schwere Wolken hingen über Deutschland und der Solarbranche. Doch endlich kehrte Ruhe ein. Mitte Juli schien die Sonne, tauchte die Rheinebene bis zur Eifel in heißes, goldenes Licht. „Die Leute haben sich nicht verunsichern lassen“, sagt David Muggli. „Sie kaufen weiterhin Photovoltaikanlagen, auch wenn die Anforderungen jetzt komplexer werden. Dank unseres Know-hows baut Priogo nun auch Stromspeicher ein.“

David Muggli ist 35, hochgewachsen und von kräftiger Statur. Offen geht er auf Menschen zu, gebürtiger Schweizer zwar, aber rheinisch gewandelt. Der Chef der Zülpicher Priogo AG weiß, worüber er spricht. Schließlich hat er das Sanitär- und Heizungshandwerk von der Pike auf gelernt. Bis zum Meister hat er es gebracht, dass er außerdem Elektromeister ist, hält er nicht für besonders erwähnenswert. Einleuchtend dass die (potenziellen) Kunden diesem Fachmann vertrauen. Priogo hat Muggli mit seinem Geschäftspartner Benjamin Fritz 2007 gegründet.

Das Unternehmen sieht seine Kunden vor allem zwischen Düsseldorf, Aachen, Bonn und der Eifel. Es baut Photovoltaikgeneratoren und Heiztechnik mit erneuerbaren Energien. Manches Auf und Ab der Branche hat das Unternehmen mitgemacht und überstanden, „Erfahrungen, die wichtig waren“, so Muggli über diesen Zeitraum von fünf Jahren, den man auch die Gründerjahre eines Unternehmens nennt. „Wir haben eine sehr schlanke Entscheidungsstruktur. Das erlaubt, schwierige und größere Projekte erfolgreich durchzuführen“, ergänzt der junge Vorstandschef. „Schlank und leistungsfähig, dies mit höchster Qualität – das ist unsere Strategie.“ Seit Juli 2012 führt er die Firma und ihre 24 Mitarbeiter allein.

Komplexe Technik und Geschäfte

Priogo ist ein in mehrfacher Hinsicht typisches Unternehmen der Solarbranche, typisch von der Größe, typisch von seiner Kundschaft. Zu dieser zählen Besitzer von Eigenheimen, Gewerbetreibende und kommunale Auftraggeber. Reichte es früher aus, eine Photovoltaikanlage auf das Dach zu bringen und an das Netz anzuschließen, wünschen die Kunden heutzutage vermehrt Anlagen für den Eigenverbrauch. Auch im gewerblichen und kommunalen Bereich steigen die technischen Anforderungen und die Komplexität der Geschäftsmodelle.

So hat die Firma beispielsweise für die Stadt Zülpich das mit Asbest verseuchte Dach einer großen Turnhalle saniert. „Das Asbestdach wurde undicht, die Turnhalle gesperrt“, berichtet Muggli. „Da Zülpich unter Haushaltsvorbehalt steht, war kein Geld für die Sanierung vorhanden. Also ist Priogo eingesprungen. Wir haben das Dach günstig von der Stadt gepachtet und die Asbestsanierung mithilfe der Solaranlage bezahlt.“

Rund 80.000 Euro streckte das Unternehmen vor, um das Asbest aus dem Hallendach zu entfernen und Trapezblech aufzulegen. Das Unternehmen verfügt über die Zulassung zur Asbestsanierung gemäß den Technischen Richtlinien zur Gebäudesanierung (TRGS) 519. Die Hälfte der Investition spielt die Priogo AG über die günstige Dachpacht ein, die andere Hälfte über die Solarerträge. „Die Photovoltaikanlage leistet 180 Kilowatt. Wir betreiben sie zu sehr günstigen Konditionen“, fasst Muggli zusammen. Für solche Fälle hat er gemeinsam mit Benjamin Fritz ein eigenständiges Betreiberunternehmen gegründet, das immerhin bereits 1,2 Megawatt verwaltet. Auf der Will-Graf-Schule am Bahnhof in Euskirchen stromt ein Generator mit 27 Kilowatt. Die größte bislang gebaute Photovoltaikanlage leistet 480 Kilowatt.

Jetzt auch Batterien im Angebot

Die Sonnenwende ist im Westen Deutschlands angekommen. Um seinen Kunden noch mehr Unabhängigkeit und Wirtschaftlichkeit anzubieten, hat Muggli das Speichersystem S10 des OEM-Herstellers E3/DC aus Osnabrück in den Vertrieb aufgenommen. Diese Lithium-Ionen-Batterien werden beispielsweise von AS Solar, von Solutronic und von Schott Solar verwendet. Ein Vier-Personen-Haushalt deckt mit einer Fünf-Kilowatt-Solaranlage seinen Strombedarf von Frühjahr bis Herbst fast vollständig. Die Batterien kommen von Sanyo (Panasonic) und wurden speziell für die Ladezyklen aus der Solaranlage optimiert. „Manche Kunden warten lieber ab, welche Batterietechnik sich durchsetzt“, sagt David Muggli. „Sie sind mit einer preisgünstigen Bleibatterie zufrieden und entscheiden in fünf Jahren neu.“ Er nutzt dafür die Blei-Gel-Batterien von Nedap.

Der Eigenverbrauch wird immer wichtiger. Auch bei der Anlage von Kurt Wegener in Mechernich-Vussem bei Euskirchen werden rund 30 Prozent des Solarstroms im Haushalt direkt verbraucht. Das funktioniert ohne Batterie. Es genügen ein Energiemanager und der handelsübliche Wechselrichter von SMA, ein Sunny Boy 8.000 TL. Die Anlage auf dem Ostdach hat 8,3 Kilowatt.

Wegener, Rentner und 73 Jahre alt, verfolgt aufmerksam die Montage der Module. Geduldig lässt er sich von David Muggli erläutern, warum die Zargen der Dachziegel abgeflext werden, wie die Dachhaken eingefügt und die Modulschienen arretiert werden. „Ich bin kein Ökofreak“, wehrt er lachend ab. „Aber meine Frau und ich sind immer an Neuem interessiert. Wir haben schon 1993 Flachkollektoren für Warmwasser auf das Dach vom Wintergarten gestellt. Damals redete noch niemand von der Energiewende.“

Nun also Photovoltaik. Warum? „Bei 30 Prozent Eigenverbrauch lohnt sich die Sache für uns. Wir brauchen 10.500 Kilowattstunden Strom im Jahr, da ist die Mietwohnung im Parterre mit dabei. Wenn ich das gegen die Strompreise aufrechne, kann ich den Kredit gut darstellen.“

Wegener ist gelernter Bauschlosser und Maschinenschlosser, sein halbes Berufsleben verbrachte er als Vertreter für Lebensmittel, vornehmlich für Wurst. Für Priogo hat er sich „aus einem Bauchgefühl entschieden“, nach sehr guter Beratung und professioneller Bearbeitung seiner Anfrage. Die Wegeners besuchten Mitte Juni auf dem Zülpicher Stadtfest den Präsentationsstand des Unternehmens. Bis zur Auftragserteilung verstrichen nur wenige Wochen.

Wegener kann rechnen, und er weiß Vertriebsqualität zu schätzen. Nun denkt er schon weiter: „In nur drei Tagen kommt die Anlage auf das Dach“, sagt er. „Nun könnten wir eigentlich auch das nach Westen gerichtete Dach nutzen. Da passen 20 Paneele drauf, gut vier Kilowatt.“ In Wegeners Altersgruppe ist Photovoltaik ein wichtiges Thema, als Geldanlage und Vorsorge für die kommenden Jahre. Denn die Energiepreise steigen und zehren die Rente auf. Die Erweiterung der Anlage auf dem Westdach hätte Vorteile. Wegener braucht die Kabelführung nicht noch einmal zu bezahlen, auch die Zähler sind bereits installiert. Eigentlich benötigt er nur noch einen zweiten, kleineren Wechselrichter, die Montage und die Module.

Deren Preise sind weiter gefallen. Für David Muggli ist der Preis nicht das einzige Kriterium. Wichtiger sind begeisterte Kunden. „Am besten verkaufen wir Solaranlagen, wenn Kunden uns weiterempfehlen“, betont Muggli. Interessenten seien kritisch und preisbewusst, aber sie wüssten auch, dass gute und zuverlässige Solarmodule teurer als chinesische Billigware seien. Nur gute Module lassen sich ohne Ärger installieren und stromen ohne Probleme. „Wichtig ist auch der finanzielle Hintergrund unserer Lieferanten“, sagt Muggli. „Ihre Bonität ist für uns mindestens ebenso wichtig wie die Qualität.“

Priogo verbaut Solarmodule von Aleo Solar und Bosch. Auch Paneele von Solarkauf, einer Tochter von Saint-Gobain, und von Heckert aus Chemnitz werden installiert. „Heckert ist kaum bekannt, aber die liefern eine erstklassige Qualität“, weiß Muggli aufgrund seiner Erfahrung. „Das Unternehmen wird von den Eigentümern, Vater und Sohn, geführt, zuverlässige Leute.“

Endlich Ruhe im Geschäft

Insgesamt rund 3,5 Megawatt baut sein Unternehmen im Jahr, davon neun Zehntel mit Eigenverbrauch des Solarstroms. Dass er vornehmlich deutsche Komponenten verbaut, rechnen ihm viele Kunden hoch an. Die Wechselrichter stammen von SMA und Kostal. Kostal-Wechselrichter konnten als erste Geräte im Markt die Signale der Rundsteuerempfänger verarbeiten, die seit Januar vorgeschrieben sind. Andere Hersteller brauchten dafür noch Zusatzgeräte.

Die Solarbranche atmet durch, es kommt Ruhe ins Geschäft. Ruhe und Planbarkeit sind es vor allem, was die Installateure brauchen. Priogo hat jüngst den Auftrag erhalten, das Dach einer Lackiererei in Bonn zu belegen. Das sind 80 Kilowatt. Rund 60 Prozent des Solarstroms will der Investor in seiner Fabrik selbst verbrauchen. Der Auftrag wurde bereits im Januar erteilt. Nun sind Mugglis Teams im Endspurt. Um die Baulogistik und die Montage möglichst reibungslos abzuwickeln, hat er feste Teams zusammengestellt, immer drei Mann – zwei auf dem Dach und einer im Keller und in der Kabelage im Gebäude. Zu jedem Team gehört ein Dachdecker, ein Meister dieses Faches ist im Unternehmen tätig. Für große oder schwierige Projekte wie eine Dachsanierung holt sich Muggli die Unterstützung von kooperierenden Fachbetrieben. Bei Bedarf mietet er Gerüste und Maschinentechnik an.

Auch Wärmetechnik im Angebot

Bisher ein eher kleines Standbein waren Geschäfte mit solarthermischen Anlagen, Gaskesseln und Pelletheizungen. „Wir bauen nur Anlagen, in denen zumindest ein Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien stammt“, meint der Firmenchef hierzu. „Dieses Geschäft bauen wir aus, etwa durch Blockheizkraftwerke und Kleinstwindkraft. Erste Kundenanfragen liegen bereits vor.“ In Nordrhein-Westfalen sind die Kleinstwindräder genehmigungsfrei. „Windkraft und Sonnenstrom ergänzen sich ideal“, nennt Muggli die Vorteile. „Man kann Strom auch nachts erzeugen, also braucht man nur einen kleinen Speicher. Das zahlt sich beim Eigenverbrauch für die Kunden aus, setzt aber einen gewissen Strombedarf voraus.“ Auch sieht er zunehmend Chancen, Solarstrom thermisch zu nutzen, „vielleicht über einen Elektroheizstab im Warmwasserspeicher. Wasser ist derzeit der preiswerteste Energiespeicher. Oder man nutzt die Energie im Pufferspeicher mit einer Frischwasserstation.“

Auf absehbare Zeit bleibt die Photovoltaik das Kerngeschäft. Der weitere Preisverfall bei der Solartechnik verspricht anhaltend sonnige Geschäfte im klassischen Segment der Eigenheime und kleinen Mehrfamilienhäuser. „Kommunen, Wasserversorger, Abwasserentsorger und gemeinnützige soziale Träger verfügen über große Dächer, die man mit Photovoltaik veredeln kann“, ist Muggli überzeugt. „Gemeinnützige Träger von Behindertenwerkstätten, Altenheimen oder sozialen Einrichtungen der Pflege dürfen selbst keine Solaranlagen betreiben, ansonsten riskieren sie ihre Gemeinnützigkeit. Für diese Institutionen bietet sich eine elegante Lösung: Sie verpachten ihre Dächer.“

https://www.priogo.com/

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